Herne. Der Herner Matrizen-Hersteller Reckli will im Herbst sein neues Verwaltungsgebäude beziehen. Auch das operative Geschäft entwickelt sich weiter.

Der Innenausbau läuft auf Hochtouren, wenn alles klappt, kann der Herner Betonmatrizen-Hersteller Reckli im September oder Oktober mit seiner Verwaltung von der Gewerkenstraße an den Trimbuschhof umziehen. Wie das Unternehmen auch sein operatives Geschäft weiterentwickeln will, darüber hat die Herner WAZ mit Geschäftsführer Lutz Hammer gesprochen.

Der Neubau wird mit dem Altbau verbunden

Noch sind die verputzten Trockenbauplatten zu sehen, hängen aus den Decken jede Menge Kabelkringel - doch dass Reckli in einigen Wochen den Anbau am Trimbuschhof beziehen wird, offenbart sich für Kenner des Unternehmens mit einem Blick: Die markante Struktur-Fassade kommt aus der eigenen Produktion. So viel ist bereits zu erkennen: Die Mitarbeiter werden in einer hellen und transparenten Umgebung arbeiten, auch das alte Gebäude, das mit dem Anbau verbunden wird, wird später auf Vordermann gebracht.

Die strukturierte Fassade des neuen Herner Verwaltungsgebäudes kommt aus der eigenen Reckli-Produktion.
Die strukturierte Fassade des neuen Herner Verwaltungsgebäudes kommt aus der eigenen Reckli-Produktion. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Der Umzug ist auch ein Zeichen dafür, dass Reckli trotz der aktuellen Probleme weiter auf Wachstumskurs steuert. Dazu muss man wissen, dass Reckli in 65 Ländern aktiv ist. Wobei die Marktlage unterschiedlich sei. Das - kleine - Geschäft in Russland, Weißrussland und der Ukraine habe man beendet, verhalten sei es momentan im Baltikum, Polen und Skandinavien. Auch das sei eine Folge des Krieges.

Im vergangenen Jahr stellte Reckli am Standort Herne zehn neue Mitarbeiter ein

In den Hauptstandorten habe Reckli Regionalniederlassungen gegründet, damit diese stärker Verantwortung für ihre Region übernehmen. So werde der gesamte asiatische Bereich ausschließlich von Dubai aus beliefert, wo Reckli einen Produktionsstandort betreibe. So könnten die Niederlassungen innerhalb der Reckli-Gesamtstrategie eigenverantwortlich agieren. Von Herne aus setze man den Schwerpunkt auf das Wachstum in Europa. Dort sei das größte Potenzial.

Dass Reckli nach wie vor wächst, spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass im vergangenen Jahr in Herne zehn Mitarbeiter eingestellt worden sind, davon zwei Architekten. Im neuen Gebäude gebe es auch Platz für weitere Mitarbeiter. Weltweit sind laut Hammer 20 hinzugekommen. Insgesamt sind in Herne 120 Mitarbeiter beschäftigt, weltweit sind es ebenfalls etwa 120.

Lutz Hammer, seit April in der Reckli-Geschäftsführung, erläutert die Strategie des Herner Unternehmens.
Lutz Hammer, seit April in der Reckli-Geschäftsführung, erläutert die Strategie des Herner Unternehmens. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Allerdings spüre das Unternehmen auch die Lieferengpässe und Preissteigerungen in der eigenen Produktion. Sei es das Holz, das für den Modellbau benötigt werde, oder der Kunststoff für die Matrizen. Bei manchen Stoffen habe sich der Preis verdoppelt. Reckli selbst habe nach Ausbruch der Ukraine-Kriegs die Preise selbst dreimal erhöhen müssen. Wobei man die Steigerungen nur 1:1 weitergebe, so Hammer. Da Reckli in der Baubranche ein Produkt anbiete, dass zur Verschönerung eines Gebäudes beitrage, aber nicht zwingend benötigt werde, sei es die Kunst, sich so aufzustellen, dass es eine individuelle Fassadengestaltung am Ende immer noch wirtschaftlich sei für den Bauherrn.

Recklis Vorteil sei, dass das Unternehmen in vielen Ländern vertreten sei. So habe man das Wegbrechen von Märkten, etwa in Asien oder Frankreich, kompensieren können. Außerdem habe sich der Bausektor weiter gut entwickelt.

Ziel: Weniger Materialverbrauch, nachhaltige Alternativen zu Kunststoff

Zur Weiterentwicklung des Geschäfts zählt Hammer auch die Bemühungen, die eigenen Produkte nachhaltiger zu machen. „Wir sind ja verliebt in die Formgebung von Beton, aber nicht verliebt in den Kunststoff für die Matrizen“, so Hammer. Hier laufe die Suche nach Alternativen zu den herkömmlichen Kunststoffen. Es gehe auch darum, das Design dünner zu machen, um Material zu sparen. Reckli forsche zudem an Produkten, die zu 100 Prozent recycelbar sind oder an Strukturen, die mit ihren Aussparungen eine grüne Fassade mit Pflanzen ermöglichen. Mit der Uni Kassel bearbeitet Reckli zurzeit ein Projekt zur Solarenergie. Die Fragestellung lautet: Wie lässt sich eine Betonfassade mit Aussparungen herstellen, in der man Solarfolien befestigen und austauschen kann?

>>> WECHSEL IN DER GESCHÄFTSFÜHRUNG

■ Seit 1. April haben Lutz Hammer und Andreas Delklock die Rolle der Geschäftsführung übernommen und bilden gemeinsam mit Sven Kosjak als Prokuristen die neue Geschäftsleitung der Reckli.

■ Sie folgen auf den bisherigen Geschäftsführer Bernd Trompeter, der das Unternehmen im Oktober 2021 verlassen hat.

■ Das Unternehmen wurde 1968 gegründet und stellt wiederverwendbare Formen und Matrizen für die Formgebung von Beton her.