Herne. Viele Bauern klagen in der diesjährigen Spargelsaison über schlechte Verkaufsquoten. Wie ein Herner Landwirt und sein Kollege die Lage sehen.
Spargel gilt allgemeinhin als Edelgemüse und Delikatesse. Durchschnittlich 1,5 Kilo essen die Deutschen im Jahr pro Kopf. Ob ein ähnlicher Wert auch in der diesjährigen Spargelsaison erreicht wird, bleibt allerdings abzuwarten. Vielerorts berichten Bauern und Händler von Umsatzeinbrüchen, werden ihren Spargel im schlimmsten Fall gar nicht los. Die WAZ hat bei einem Herner Spargelanbieter und seinem Produzenten nachgefragt.
Herner Landwirt: Deutlich weniger Umsatz als in den Vorjahren
„Wir kommen aus zwei ‘sehr guten’ Jahren“, teilt der Herner Landwirt Maximilian Große-Lahr die Einschätzung vieler seiner Kollegen. Sein persönlicher Eindruck: Während der Pandemie haben es sich die Leute zu Hause schön gemacht. Da wurde das Sonntagsessen als „kleines Stückchen Luxus“ eben auch mal unter der Woche kredenzt. „Dadurch, dass auch die Gastronomien geschlossen waren, hatten wir Markthändler und Direktvermarkter regen Zulauf.“ Des einen Leid ist des anderen Freud, könnte man sagen. Doch das Hoch aus den Coronajahren hat nun ein Ende. Auch er bekomme aktuell einen „deutlichen Umsatzrückgang“ zu spüren, so Große-Lahr.
Verglichen mit den Jahren vor der Pandemie bewege man sich beim Spargelverkauf dieses Jahr auf einem ähnlichen Niveau. Dennoch merke der Herner, dass seine Kunden seit einigen Monaten „deutlich preissensibler“ seien als früher: „Da fragen wir uns: Gehen die Leute doch eher wieder in den Discounter?“ In seinem Hofladen verkauft Maximilian Große-Lahr Biospargel, das Kilo Klasse 1 für 13,90 Euro. Im Schnitt koste der Spargel damit rund einen Euro mehr als im vergangenen Jahr. Der Grund für die gestiegenen Preise liegt auf der Hand: „Die Materialien, die im Spargelanbau eine Rolle spielen, sind teurer geworden“, so der Landwirt. Ebenso Düngemittel, Sprit und Verpackungen. Aber das sei den Kunden natürlich nur schwer zu vermitteln.
Spargelproduzent: Produktionskosten steigen, Handel macht Druck
Als Direktvermarkter bezieht Große-Lahr seinen Biospargel vom Frischehof Brauckmann-Berger in Datteln. Auch Produzent Mathias Brauckmann-Berger bekommt die aktuellen Preissteigerungen deutlich zu spüren: „Wir haben Kostensteigerungen von ungefähr 40 Prozent.“ Das betreffe neben den Materialien auch die Löhne. „Das alles bekommen wir zum Teil über leicht erhöhte Preise wieder rein, aber der Preis wird eigentlich immer vom Markt diktiert.“
Von Kollegen, die sich auf die Belieferung des Einzelhandels beschränken, höre er, dass dort enormer Druck herrsche. Das Problem: Die Discounter griffen in der laufenden Saison auf Billigspargel aus dem Ausland zurück - dieses Jahr aus Italien -, während der deutsche Spargel in den Kühlhäusern liegen bleibe. Gegen die Kampfpreise für italienischen Spargel können die Spargelbauern hierzulande nicht ankommen. Brauckmann-Bergers Haltung dazu ist eindeutig: „Wenn der Handel das will, soll er das tun, aber wir werden ihn dann nicht mehr beliefern.“
Der 53-Jährige ist seit über 20 Jahren im Geschäft. Dank der Direktvermarktung am Hof bleibe er auch in der aktuellen Lage nicht auf seinem Spargel sitzen. Das liege aber auch daran, dass er - wie so viele seiner Zunft - seine Produktion an die Vermarktung angepasst habe. In anderen Worten: „Das, was wir anbauen, können wir auch verkaufen.“ Dieses Jahr sei es mit der Ernte im April temperaturbedingt etwas verhalten losgegangen. „Das war uns aber ganz recht, so hatten wir keine Übermengen“, erklärt der Landwirt. Anfang Mai, während der Hitzeperiode, habe er kurzzeitig etwas zu viel gehabt, aber auch dem sei er Herr geworden. Brauckmann-Berger und sein Kollege geben sich zuversichtlich. In der Landwirtschaft werde in Generationen gedacht, so Maximilian Große-Lahr. „Wir werfen nicht die Flinte ins Korn, nur weil es ein Jahr mal schlechter läuft.“