Herne. Am Wochenende findet wieder eine Großdemo in Herne statt. Das Bündnis Herne geht von einem rechten Hintergrund aus und bereitet sich vor.
Tausende Menschen zogen Anfang März vom Cranger Kirmesplatz durch die Wanner Innenstadt und demonstrierten unter anderem gegen die Impfpflicht. Nun soll am kommenden Sonntag, 3. April, erneut eine Großdemo unter dem Titel „Pott-Demo 2.0“ in Wanne-Eickel stattfinden. Darauf bereitet sich das Bündnis Herne derzeit aktiv vor. Denn: „Wir gehen davon aus, dass die Demos aus der rechten Szene heraus organisiert werden“, sagt Markus Vordenbäumen vom Bündnis Herne.
Die Mobilisierung zu dieser Veranstaltung sei nahezu ausschließlich über die einschlägigen Telegramgruppen erfolgt. Es sei bekannt, dass diese Gruppen von „rechts außen“ orchestriert würden. Das mache nicht zwangsläufig alle Teilnehmenden einer solchen Demo zu „Nazis“ oder „Rechtsradikalen“. Aber: „Wir können davon ausgehen, dass die allergrößte Mehrheit der Teilnehmenden in diesen Telegramgruppen auf die Kundgebung aufmerksam wurde, in denen von morgens bis abends Verschwörungserzählungen (häufig einhergehend mit antisemitischen Bezügen) und Falschinformationen geteilt werden, die immer unwidersprochen bleiben“, heißt es von Seiten des Bündnisses.
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Insofern könne das Bündnis Herne festhalten: „Wer da am Sonntag mitgelaufen ist, hat sich wissentlich in die Riege der Demokratiefeindinnen und -feinde eingereiht und muss sich insofern nicht wundern, wenn er oder sie auch als das bezeichnet wird.“ Das, was in diesen Gruppen passiere, bezeichnet Vordenbäumen als „Gehirnwäsche“.
Bündnis Herne stellt sich den Demonstrantinnen und Demonstranten entgegen
Wie schon Anfang März will das Bündnis nun wieder Flagge zeigen gegen die „Schwurbler“, wie das Bündnis die Demonstrantinnen und Demonstranten nennt. Unter dem Motto „Packt den Pott nicht an“ wollen sie die „Rote Karte gegen Schwurbler“ zeigen. „Diese Leute dürfen unsere Stadt nicht vereinnahmen“, betont Vordenbäumen. Und Jacob Liedtke, ebenfalls Bündnis-Mitglied, ergänzt: „Es besteht die Gefahr, dass Herne zu einem Wallfahrtsort für diese Szene mutiert.“ Und: „Das ist kein harmloser Kirmesersatzumzug.“
Deswegen ruft das Bündnis nun alle Parteien, Gewerkschaften, Vereine und Institutionen auf, Gesicht zu zeigen und sich am Sonntag den Demonstrantinnen und Demonstranten entgegenzustellen. „Interessierte können sich gerne bei uns melden“. Von 14.30 bis 15 Uhr werde es ein interreligiöses Friedensgebet vor der Christuskirche, Hauptstraße 245, geben. Ab 15 Uhr versammele sich das Bündnis für den Gegenprotest ebenfalls an der Christuskirche. Bereits um 14 Uhr treffen sich auch die „Schirme gegen Rechts“ an der Christuskirche. Von dort würden sie gegen 14.20 Uhr gemeinsam mit Interessierten zu dezentralen Aktionsorten aufbrechen.
„Demokratie ist nie selbstverständlich“
Das Problem sei, dass sich das sich die ganze Ruhrgebiet-Szene der Impfgegner in Herne treffe, „und gegen das ganze Ruhrgebiet schaffen wir das leider nicht alleine“. Aus Herne selbst kämen nur 40 bis 50 Personen, so Vordenbäumen. Doch warum versammeln sich dann alle ausgerechnet in Herne? „Weil Herne der Mittelpunkt des Ruhrgebiets ist und mit dem Kirmesplatz ein großer, zentraler Versammlungsort gegeben ist.“ Auch wenn offiziell eine Einzelperson die Demo am Sonntag angemeldet habe, „gehen wir davon aus, dass die rechte Szene dahinter steht“.
Bei der Demo am 6. März habe niemand damit gerechnet, dass so viele Menschen nach Herne kommen werden – die Polizei spricht von 3500, das Bündnis von 2500. Deshalb sei der Gegenprotest recht klein ausgefallen. Trotzdem werde das Bündnis wahrgenommen und werde deshalb beharrlich weiter machen - unabhängig von der Teilnehmerzahl. „Wir stellen uns darauf ein, dass das jetzt noch einige Monate so weiter gehen wird“, sagt Vordenbäumen. „Demokratie ist nie selbstverständlich“, ergänzt Liedtke.
>>>WEITERE INFOS: Das Bündnis Herne
Das Bündnis Herne ist ein Zusammenschluss von Privatpersonen, demokratischen Parteien, Gewerkschaften, den christlichen Kirchen und islamischen Glaubensgemeinschaften, dem Kulturell-Alternativen Zentrum und vielen anderen Institutionen und Vereinen in Herne.
Seit 2019 ist das Bündnis aktiv – damals organisierte es die Gegendemos gegen die sogenannten „besorgten Bürger“.