Herne. Die weiter enorm hohen Spritpreise bringen immer mehr Firmen in Bedrängnis. Andreas Hilgers überlegt nun, ob er seine Zugmaschinen stehen lässt.

Die nach wie vor hohen Spritpreise bringen manche Unternehmen immer mehr in Bedrängnis. Für ihn seien die Touren ein Nullsummenspiel, sagt der Wanne-Eickeler Andreas Hilgers, Mitgesellschafter des Speditionsunternehmens Blue Star Cargo. „Es bleibt nichts übrig für Rücklagen.“

Vier Zugmaschinen hat Hilgers auf dem Parkplatz an der Berliner Straße in Wanne stehen. Und er überlegt, ob er sich nicht stehen lässt, denn der Dieselpreis fresse seinen Verdienst wieder auf. Hilgers steckt mit Blue Star Cargo in einer besonderen Situation. Das Unternehmen fährt keine Waren für Kunden, an die es die gestiegenen Kosten weitergeben kann. Es fährt im Auftrag des Rhein-Ruhr-Terminals im Duisburger Hafen Überseecontainer in einem Radius zu dessen Kunden. „Wir werden vom Terminal pro Tour bezahlt, die Preise werden vorgegeben“, so Hilgers im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion.

Schon Corona und Containerschiff „Ever Given“ sorgten für Probleme

Die rapide gestiegenen Dieselpreise verschärfen die ohnehin schon schwierige Situation. In Vor-Coronazeiten hätten er und seine drei Mitarbeiter pro Tag drei Touren fahren können. Doch als durch das Virus ganze Häfen in China abgeriegelt worden seien, war es zeitweise nur noch eine. Eine Konsequenz sei Kurzarbeit gewesen. Und als sich das Containerschiff „Ever Given“ im Suez-Kanal quer legte und so für einen Stau sorgte, seien diese Schockwellen bis nach Duisburg und damit bis zu seinem Unternehmen spürbar gewesen. Drei Touren pro Tag zu fahren - das sei zurzeit noch illusorisch.

Immerhin zahle das Container-Terminal inzwischen einen höheren Spritzuschuss. Doch die Lage bleibe problematisch. Überall würden die gestiegenen Kosten weitergegeben, „doch unten bei uns kommt nichts an“, so Hilgers.

Dieselkosten pro Monat haben sich fast verdoppelt

Wie sich seine Kosten für den Diesel entwickelt haben, macht Hilgers mit ein paar Zahlen deutlich. Normalerweise schlügen die Spritkosten mit ungefähr 8000 Euro pro Monat zu Buche. „Nach nur zwei Wochen im März waren wir schon bei 6700 Euro.“ Kein Wunder, dass er darüber nachdenkt, den Wagen stehen zu lassen. Doch wer weiß, was das für Konsequenzen im Konkurrenzkampf hat.

Sein Geschäftspartner Udo Stern, der im Unternehmen für den kaufmännischen Teil verantwortlich ist, nimmt angesichts der momentanen Situation kein Blatt vor den Mund. „Andere Staaten haben direkt die Mineralölsteuer gesenkt“, sagt er. „Wenn es an die Steuergelder geht, wird alles lustig rausgeballert, bei den Diäten dafür noch mal was, ohne zu überlegen, draufgelegt.“ Die Politiker sollten mit guten Beispiel vorangehen. Stern würde es zudem befürworten, Kohle und Atomstrom länger als geplant zu nutzen. „Bei Preisen von 2,24 für einen Liter Diesel überlege ich, ob ich überhaupt losfahre“, pflichtet Stern seinem Mitgesellschafter bei. „Wir haben eine sehr fragile Infrastruktur, und falls sich nichts ändert, geht in unserer Branche jeder Dritte pleite.“