Herne. Die neuen Testregeln an Grundschulen bereiten diesen am ersten Tag noch Probleme. Dennoch begrüßen Herner Schulleiter die Änderung.

Die Grundschüler in Herne sind am Dienstag zum ersten Mal unter den neuen Test-Bedingungen zur Schule gegangen. Mancherorts kam es wegen der neuen Regeln noch zu Problemen, insgesamt freuen sich die Schulleiterinnen und Schulleiter aber über die Entlastung und die zusätzliche Zeit für Unterrichtsinhalte.

Zum ersten Mal seit Monaten beginnt der Unterricht nicht mit dem Lolli-Stäbchen für die Schülerinnen und Schüler. Stattdessen waren die Eltern von nicht geimpften Kindern verpflichtet, diese zu Hause oder in einem Testzentrum zu testen. Eltern mussten sich mit einer unterschriebenen Versicherung dazu verpflichten, dreimal in der Woche die Selbsttests ordnungsgemäß mit ihrem Kind durchzuführen. Wer diese Bescheinigung nicht ausfüllt, muss sein Kind dreimal pro Woche in einem offiziellen Testzentrum testen lassen und das Ergebnis dem Kind mitgeben, so die Anweisung vom Schulministerium.

Herne: Eltern müssen die Selbsttests der Kinder beaufsichtigen

Und genau das führt zum Beginn an mancher Schule zu Problemen: „Einige Eltern haben die Versicherung nicht abgegeben“, sagt Petra Schachner, kommissarische Schulleiterin der Freiherr-vom-Stein Grundschule. Die Konsequenz: „Sie mussten ihre Kinder heute wieder abholen und mit ihnen zu einem Testzentrum gehen.“ Das habe am ersten Tag zu etwas Unruhe geführt, so Schachner. Wenn sich die Abläufe erstmal eingespielt hätten, freue sie sich aber über die Entlastung.

Trotz Anlaufschwierigkeiten freut sich Petra Schachner, kommissarische Schulleiterin der Freiherr-vom-Stein-Schule in Herne, über die Änderung des Testverfahrens an den Grundschulen.
Trotz Anlaufschwierigkeiten freut sich Petra Schachner, kommissarische Schulleiterin der Freiherr-vom-Stein-Schule in Herne, über die Änderung des Testverfahrens an den Grundschulen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Die PCR-Pool-Tests waren sicherer, aber der Aufwand war enorm“, sagt Petra Schachner, die beim Warten auf ausstehende Ergebnisse der Pool-Tests regelmäßig schlaflose Nächte hatte. Zuletzt sollten positive Pool-Tests durch Antigen-Schnelltests in der Klasse aufgelöst werden. „Das war nicht so befriedigend, da man das positive Kind häufig nicht gefunden hat“, sagt Meike Blind, Schulleiterin der katholischen Grundschule Bergstraße. Auch sie begrüßt das neue Verfahren sehr, wenn auch mit ein bisschen Skepsis.

Tests laufen auf Vertrauensbasis

„Wir gucken uns nun erstmal an, wie zuverlässig die Eltern ihre Kinder auch testen und wie sie mit dem Ergebnis dann umgehen“, sagt sie. Zwar sei sie bei den Eltern an ihrer Schule sehr zuversichtlich, dass sie sich an den Testrhythmus hielten. Sie weiß aber auch: „Wir können das gar nicht nachprüfen.“ Schließlich sei die Versicherung auch nur ein Zettel, der unterschrieben wird, ohne dass jemand die Konsequenz wisse, wenn Eltern zwar unterschrieben, sich dann aber doch nicht daran hielten.

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Kurz sei in der Schule darüber diskutiert worden, die Selbsttests doch wieder in den Klassen zu machen, so Meike Blind, doch schnell sei entschieden worden, dass diese Zeit für den Unterricht fehle – immerhin seien es an jedem Test-Morgen etwa 30 Minuten. Und selbst da, wo es kein Muss ist, hat die Schulleiterin positive Rückmeldungen bekommen: „Fast flächendeckend haben sich die Eltern auch geimpfter Kinder dazu entschieden, freiwillig an den Testungen teilzunehmen“, freut sie sich. Immerhin biete das allen mehr Sicherheit.

Schulamtsdirektorin: „Endlich wieder auf den Unterricht konzentrieren“

Auch Schulamtsdirektorin Andrea Christoph-Martini begrüßt die geänderten Testregeln sehr: „Das finde ich unglaublich erleichternd“, sagt sie. „Jetzt können wir uns endlich wieder auf den Unterricht konzentrieren.“ In der Runde mit den Schulleitungen habe sie bei der Nachricht „viele Steine plumpsen gehört“. Die Mischung aus Pool- und Schnelltests sei nicht mehr tragbar gewesen. Die Verantwortung werde nun in die Hände der Eltern gegeben, und man setze auf Vertrauen statt Kontrolle.

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Wie gut die Teststrategie ist, werde erst die Zeit zeigen, sagt der fünffache Vater Henrich Kleyboldt, dessen Kind die Schillerschule besucht. Bedenken, dass nicht alle Eltern ihre Kinder auch wirklich testen, habe er keine: „Natürlich wird es immer mal jemanden geben, der es nicht macht, aber deshalb fühle ich mich nicht unsicherer.“ Er glaube grundsätzlich an die Eigenverantwortung der Eltern, und es sei Zeit für weitere Lockerungen. Außerdem sei für ihn eines klar: „Wenn die neue Teststrategie dazu führt, dass die Kinder häufiger in die Schule können, ist das in jedem Fall gut.“

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Testpflicht für Geimpfte entfällt

  • Seit dem 28. Februar entfällt die Testpflicht an allen Schulen, die für immunisierte Personen (also geimpfte oder genesene Personen, dazu zählen Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und weitere an Schule Beschäftigte), die aufgrund der Omikron-Welle zum Jahresbeginn eingeführt wurde, so das NRW-Schulministerium.
  • Ordnungsgemäß getestete Kinder sollen auch weiterhin außerhalb der Schule nach den Regeln der Coronaschutzverordnung überall dort als getestet gelten, wo die 3G-Regel gilt.