Herne. Die Friedhofsgebühren in Herne, ohnehin schon höher als in vielen anderen Städten, sind nun weiter stark gestiegen. Was Trauernde zahlen müssen.

Die Stadt Herne hat die Friedhofsgebühren erhöht. Angehörige von Verstorbenen müssen nun zum Teil deutlich mehr bezahlen als noch im vergangenen Jahr. Durchschnittlich stiegen die Gebühren für Leistungen auf den vier städtischen Friedhöfen, die noch in Betrieb sind, um rund 15 Prozent. Heinz-Jürgen Kuhl, Chef von Stadtgrün, nennt die Gebührenerhöhung dennoch „recht moderat“.

Bei den Friedhofsgebühren lag Herne im Vergleich zu anderen Städten schon länger im oberen Drittel, nun müssen Angehörige noch tiefer in die Tasche greifen. So kostet beispielsweise ein Reihengrab (Zeit nicht verlängerbar) seit Jahresbeginn 2827 Euro, das sind 278 Euro mehr. Ein Wahlgrab am Weg (verlängerbar) kostet nun 3708 Euro (+225 Euro), ein Urnenwahlgrab 2008 Euro (+78 Euro) oder eine Urne im Kolumbarium 2216,50 Euro (+ 153,50 Euro).

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Herne: Gebühr für Nutzung der Trauerhallen hat sich mehr als verdoppelt

Chef von Stadtgrün: Heinz-Jürgen Kuhl.
Chef von Stadtgrün: Heinz-Jürgen Kuhl. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Durch die neuen Tarife könnten die städtischen Friedhöfe wieder kostendeckend arbeiten. Grund seien die steigenden Kosten, sagt Stadtgrün-Chef Kuhl. Die Friedhöfe würden zum Großteil durch externe Firmen gepflegt, „und die schreiben deutlich höhere Preise“. Im Übrigen seien die Gebühren zuletzt 2016 erhöht worden, deshalb nennt er die aktuellen Anstieg auch „recht moderat“.

Auffällig: Die Gebühr für die Nutzung der Trauerhallen hat sich mehr als verdoppelt. Sie stieg von 138 auf 326 Euro. „Wir befinden uns in Konkurrenz zu den Bestattern“, begründet Kuhl. Soll heißen: Viele Bestatterinnen und Bestatter stellen Trauernden mittlerweile eigene Trauerräume zur Verfügung, dadurch sinkt die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer der Trauerhallen auf den Friedhöfen. Folge: „Wir müssen die Kosten auf immer weniger Menschen umlegen.“

Trend zur Urne schlägt weitere Lücken auf den Friedhöfen

Und warum sind die Friedhofsgebühren in Herne so hoch? Das habe unter anderem historischen Gründe, so der Stadtgrünchef. Im vergangenen Jahrhundert, als Herne noch mit einer Einwohnerzahl von bis zu 200.000 Menschen gerechnet habe, seien große Friedhöfe angelegt worden, die nun nicht gefüllt würden und aufwendig bewirtschaftet werden müssten.

Hinzu komme der Trend weg von der klassischen Erdbestattung hin zur Urne, der auf den Friedhöfen noch weitere Lücken schlage. Vor 20 Jahren seien keine zehn Prozent der Menschen in einer Urne bestattet worden, heute seien es bereits 70 Prozent. Nicht zuletzt belaste der Nordfriedhof die Stadt und somit den Gebührenzahler besonders: Der Baukauer Friedhof sei seinerzeit für 16 Millionen Euro mit Sand aufgeschüttet und zwei Meter höher gelegt worden, die Kosten dafür müssten noch immer abgeschrieben werden.

Auf vielen städtischen Friedhöfen gibt es große Lücken.
Auf vielen städtischen Friedhöfen gibt es große Lücken. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Zu Buche schlage auch die Konkurrenz zu den privaten und konfessionellen Friedhöfen, sagt der Stadtgrünchef. Die Betreiber könnten anders wirtschaften, müssten also etwa nicht wie die Stadt große Flächen für mögliche Bestattungen vorhalten. Kirchen könnten ihre Friedhöfe, wenn sie wollten, zudem von eigenem Personal selber pflegen lassen oder sogar in Kollekten für sie sammeln. Jede zehnte Bestattung, die auf einem privaten oder konfessionellen Friedhof stattfindet, sorge für eine Gebührenerhöhung auf den städtischen Friedhöfen von 1,2 Prozent.

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Im kommenden Jahr, kündigt Kuhl unterdessen an, müssten einige weitere Friedhofsgebühren erhöht werden. Grund seien Änderungen bei der Mehrwertsteuer. Immerhin: Eine noch höhere Anhebung der Gebühren habe jetzt verhindert werden können. Und zwar dadurch, dass die Stadt den Grünanteil der Friedhöfe von 20 auf 25 Prozent heraufgesetzt habe. Die Kosten für die Pflege des Grüns zahle die Stadt, nicht die Angehörigen.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Sieben städtische Friedhöfe

Die Stadt betreibt sieben Friedhöfe in Herne und Wanne-Eickel: den Südfriedhof (Wiescherstraße), den Nordfriedhof (Kaiserstraße), den Holsterhauser Friedhof (Horststraße) und den Holthauser Friedhof (Friedhofstraße) sowie die bereits geschlossenen Friedhöfe Röhlinghauser Friedhof (Hofstraße), Ostfriedhof (Am Trimbuschhof), Waldfriedhof (Ewaldstraße, Herten).

Der Rat hat die neuen Gebühren in seiner letzten Sitzung mit breiter Mehrheit beschlossen. Es gab nur eine Nein-Stimme (AfD) sowie eine Enthaltung (WfH).