Herne. Die Kinderimpfungen in Herne haben begonnnen. Am ersten Impftag sind viele Eltern froh, dass es endlich auch für die Kleinen losgeht. Ein Besuch.
Nils sitzt auf seinem Stuhl und wippt hektisch mit den Beinen auf und ab. Er ist aufgeregt, denn für ihn ist heute ein großer Tag: Der Achtjährige bekommt seine erste Corona-Impfung. Dass er sie bekommen wird, sei nicht von Anfang an klar gewesen, sagt Mutter Katharina Kreimeyer. „Wir haben uns dann aber viel informiert und uns für eine Impfung entschieden.“ Dass die Ständige Impfkommission (Stiko) sich lange Zeit nicht für das Impfen von Kindern ausgesprochen hatte, störe sie nicht. „Ich höre mittlerweile mehr auf andere Gremien als auf die Stiko.“ Vorerkrankt sei Nils nicht, es sei einfach eine Impfung zur Sicherheit, „so wie die anderen Impfungen auch“. Sorge vor Nebenwirkungen habe sie nicht.
Nils ist eins von 100 Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren, die an diesem Freitag im City Center in der Herner Innenstadt den Piks bekommen. Am Dienstagmittag wurde das Portal zur Terminvergabe freigeschaltet – nach dreieinhalb Stunden seien alle Termine vergeben gewesen, sagt Jennifer Metzlaff von der Koordinierenden Covid-Impfeinheit (KoCi). Fragen oder Sorgen hätten die Eltern zuvor nicht geäußert, „das machen sie dann wahrscheinlich erst beim Aufklärungsgespräch mit dem Arzt.“
Herne: Erfahrungen aus Israel haben Eltern überzeugt
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Auch für Vanessa Biedka war die Entscheidung für ihre Tochter Brooke schnell getroffen. Alle Familienmitglieder seien geimpft, da sei es klar gewesen, dass die Neunjährige auch die Spritze bekomme, sobald es möglich sei. „Wir müssen alle unseren Beitrag dazu leisten, dass bald alles wieder in geordneten Bahnen läuft.“ Die vielen guten Erfahrungen aus Israel hätten sie zudem überzeugt, ihr Kind impfen zu lassen, so Biedka. Und das, obwohl Brooke eigentlich Angst vor Spritzen habe. Aber ein versprochener Bubble-Tea im Anschluss an die Impfung habe die restliche Überzeugungsarbeit geleistet. „Bei uns waren es zwei Kugeln Schoko-Eis“, fügt Katharina Kreimeyer lachend hinzu.
Im City Center gibt es eine separate Impfstrecke für die Kinder. Denn an dem Tag finden zur selben Zeit auch die Impfungen für die Erwachsenen statt. Durch die abgetrennten Impfstrecken und farblich markierten Impfstoff kommt es so zu keiner Verwechselung des Impfstoffs. Denn die Kinder bekommen einen anderen als die Erwachsenen.
Für jedes Kind sind sechs Minuten Zeit eingeplant
Während sich an der Impfstrecke für die Erwachsenen eine lange Schlange bildet, ist bei den Kindern nicht so viel los: Hier wurden im Vorfeld – anders als bei den Erwachsenen – Termine vergeben. Für jedes Kind werden sechs Minuten Zeit eingerechnet, der Aufklärungsbedarf sei größer als bei den Erwachsenen, erklärte die KoCi im Vorfeld der Impfungen.
Als nächstes sind Luca und Merlin an der Reihe. Angespannt halten sie ihre Unterlagen bereit, in wenigen Minuten werden sie in den Raum gebeten, wo der Arzt die Aufklärungsgespräche führt und die Impfungen verteilt. Für Mutter Nadine Radtke war die Entscheidung ebenfalls schnell klar. Sie sei froh, dass den Kindern nun auch endlich das Impfangebot gemacht werde. „Mein Mann und ich arbeiten beide in relevanten Berufen“, sagt sie. „Deswegen war es uns sehr wichtig, dass die Kinder jetzt den Schutz bekommen.“
Brooke hat es mittlerweile geschafft. Stolz präsentiert sie ihr Pflaster. „Hat gar nicht wehgetan“, sagt sie. Und ein Bonbon gab es zur Belohnung auch noch.
>>>WEITERE INFOS: Impfungen bei Kinderärzten
Am Sonntag findet die zweite Impfaktion im City Center statt. Die Termine sind bereits alles vergeben. Auf der Website www.impfzentrum.drk-herne.de wird mitgeteilt, wenn neue Termine zur Verfügung stehen.
Aber auch Kinderärzte impfen mittlerweile die jüngeren Kinder gegen Corona. Die Nachfrage sei da, sagt Anja Schulenburg, Sprecherin der Kinderärzte in Herne. Es gebe bereits Wartelisten, die nun nach und nach abgearbeitet würden. Es gebe aber auch noch einige Eltern, die noch etwas abwarten wollen, so Schulenburg. Der Start, wann die Kinderärzte mit den Impfungen beginnen, sei unterschiedlich. Manche impften bereits, andere starteten erst im kommenden Jahr.
Die Nachfrage von Eltern, deren Kinder unter fünf Jahre alt sind, sei nicht groß. Es habe bisher nur sehr vereinzelte Anfragen gegeben. In Herne gebe es keinen Kinderarzt, der Kinder unter fünf Jahren impfe, so Schulenburg.