Herne. Hans-Jürgen Jaworski und Daniel Pajonk sind der neue Vorstand des Herner Künstlerbunds. Was die beiden sich für die Zukunft vorgenommen haben.

Der Herner Künstlerbund (HKB) hat einen neuen Vorstand. Cara Lila Bauer, die bisherige Vorsitzende, hat das Ruhrgebiet aus persönlichen Gründen in Richtung ihrer Heimat, dem Schwarzwald, verlassen. Falko Herlemann traf sich mit dem neuen Vorsitzenden Hans-Jürgen Jaworski (73) und seinem Stellvertreter Daniel Pajonk (40) zum Interview in der Galerie Kunstpunkt.

Im Vorfeld der Neuwahlen konnte man hören, dass es schwierig war, einen neuen Vorstand zu wählen. War es so?

Jaworski: Wenn du in einigen Tagen 74 bist, machst du keine Planung mehr für mehrere Jahre. Aber die Situation war die, dass alles sehr plötzlich kam und zugleich auch der 2. Vorsitzende und die Schatzmeisterin aufhörten. Da habe ich mich bereit erklärt. Es geht jetzt darum, dass sich der Verein konsolidiert. Besonders jetzt in der Corona-Zeit.

Pajonk: Ich hatte mich zur Wahl gestellt, weil ich Verantwortung übernehmen wollte. Ich bin noch ein Neuling im Verein, aber der HKB liegt mir doch am Herzen und den will ich dann auch unterstützen.

Sie sind beide aus ganz unterschiedlichen Generationen. Herr Jaworski, Sie sind seit 1996 HKB-Mitglied und Herr Pajonk seit 2018. Für Sie, Herr Pajonk, ist es ja eher eine neue Erfahrung.

Pajonk: Ja, ich habe erst einige Sitzungen mitgemacht und dann kam Corona. Aber es muss ja weitergehen.

Und wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Ihnen bisher?

Jaworski : Wir kannten uns beide schon vorher, durch verschiedene Projekte, die in Wanne-Eickel passierten. Wir beide waren im Team zur Gründung des Hallenbades und auch bei den Ausstellungen in der Christuskirche mit dabei. Dadurch lernt man sich auch ein bisschen kennen.

Sie beide haben von Konsolidierung des Vereins gesprochen. Gibt es von Ihnen schon neue Ideen oder Schwerpunkte?

Pajonk: Wir haben uns natürlich schon ein paar Gedanken gemacht, aber dieses Jahr lassen wir es erst einmal auslaufen. Die Jahresausstellung im Rathaus ist ein guter Abschluss.

Jaworski: Ich verbinde mit Konsolidierung, dass man, so blöd das mit Corona ist, darin auch die Chance zum Nachdenken sieht. Man kommt sehr schnell in eine hektische Betriebsamkeit hinein. Man rast von einer Ausstellung zur nächsten, reicht Bilder ein und kommt gar nicht mehr zum Nachdenken über die eigene Kunst. Das gilt nicht nur für den einzelnen Künstler, sondern auch für den Verein. Wir haben für das nächste Jahr hier im Kunstpunkt eine Gruppenausstellung angedacht, die nicht ein bestimmtes Thema hat. Dahinter steckt die Idee, dass einen etwas anspringt, was einen Sprung in der eigenen Kunst bedeutet. Völlig ungeplant, man ist selbst überrascht und überrumpelt. Man macht dann einfach so, weil man wieder Freunde daran hat.

Hans-Jürgen Jaworski stellte im Oktober unter dem Titel
Hans-Jürgen Jaworski stellte im Oktober unter dem Titel "All´ dies´ und auch noch der Himmel!" im Hallenbad aus. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

In der Corona-Pandemie haben Sie, wie alle anderen Kunstorte auch, unter dem Lockdown gelitten. Beim HKB kam noch dazu, dass ihre regelmäßigen Monatstreffen ausfallen mussten. Und der Kontakt und die Möglichkeiten des Austauschens nicht mehr da waren.

Jaworski: Ja, in der Zeit wurde mal eine Videokonferenz über Zoom gemacht. Für mich war das eine Katastrophe. Ich bin da nicht so der Typ für.

Pajonk: Ich auch nicht.

Wie sehen Sie ihre Aufgabe als Vorstand?

Jaworski: Wir sind ein geschäftsführender Vorstand. Insofern ist es nicht das Modell mit einem großen Vorstand mit Beisitzern und so weiter, der die ganze Arbeit macht. Wir legen darauf Wert, dass möglichst viele Mitglieder beteiligt sind und sich auch einbringen. Es muss so sein, dass der Vorstand die Geschäftsführung macht und die Monatssitzungen leitet. Aber die Ideen und die Aktivitäten, ob wir zum Beispiel die Galerie haben, das alles hängt davon ab, ob sich die anderen Mitglieder einbringen. Der Vorstand hat unserer Meinung nach eine Dienstfunktion, die zum Dienen anstiften soll.

Pajonk: Da stimme ich Dir voll zu, der Verein ist eine demokratisch geführte Sache.

Gibt es für den Kunstpunkt im nächsten Jahr noch besondere Projekte? Da war in der Vergangenheit immer mal wieder an einen Austausch mit anderen Künstlerbünden gedacht.

Jaworski: Wir haben beschlossen, dass wir nur noch Ausstellungen von Mitgliedern haben werden. Kooperationen mit anderen Vereinen sind derzeit nicht vorgesehen. Wir wollen auch erst einmal nachdenken. Da kann man nicht alles gleich vollknallen. Wir müssen auch die Kooperationen der Vergangenheit einmal verarbeiten. Waren die überhaupt sinnvoll?

Pajonk: Wir brauchen alle auch eine Rückbesinnungszeit. Ein Jahr lang war durch Corona alles geschlossen. Auch deshalb wollten wir erst mal auf die eigenen Mitglieder setzen.

Herr Pajonk, Sie gehören eher zu den Jüngeren. Haben Sie mal überlegt, wie man jüngere Künstlerinnen und Künstler an den Künstlerbund binden könnte?

Pajonk: Ich halte meine Ohren immer offen. Ich habe einigen meiner Künstlerfreunde schon vorgeschlagen, Mitglied zu werden. Vielleicht ziert man sich noch ein wenig. Vielleicht gibt es da auch ein wenig zu viel Einzelkämpfertum.

Jaworski: Es ist schön, jüngere Mitglieder aufzunehmen. Entscheidend ist aber immer, was einer für Kunst macht. Es ist ja nicht gleich gute Kunst, weil einer jung ist.

Daniel Pajonk findet oft nachts die Zeit zum Malen.
Daniel Pajonk findet oft nachts die Zeit zum Malen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Sie haben sich doch eine ganze Menge vorgenommen. Kommen Sie denn noch zu ihrer eigenen Kunst?

Jaworski: Schon, geht so. Und deswegen gibt es auch mal wieder eine neue Mitgliederversammlung mit Neuwahlen.

Pajonk: Die Nacht ist auch zum Malen da. Da findet sich immer noch die Zeit, den Farbtopf rauszuholen.

>>> Herner Künstlerbund in Zahlen

Der Herner Künstlerbund wurde 1990 gegründet und ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein.

Über 40 Künstlerinnen und Künstler, die vorwiegend im Raum Herne leben und arbeiten, haben sich in dem Verein zusammengeschlossen.