Herne. Seit vergangener Woche gilt im ÖPNV 3G. In Herne überprüfen HCR und KOD die Fahrgäste. Wie die Kontrollen ablaufen und was Fahrgäste dazu sagen.
„Einmal die Fahrausweise, bitte“, sagt HCR-Kontrolleur Kasper Gorzelany (22). „Und bitte einen 3G-Nachweis“, ergänzt Bernd Adler (59) vom Kommunalen Ordnungsdienst (KOD). Die beiden Jugendlichen ihnen gegenüber zücken Portemonnaies und Handys. Akribisch gleicht Adler die Daten der Impfnachweise und Personalausweise ab, nickt der jungen Frau und dem jungen Mann schließlich zu. Die 311 Richtung Horsthausen bahnt sich an diesem Donnerstagvormittag den Weg durch Herne.
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„Ich finde es richtig gut, dass im Bus 3G jetzt kontrolliert wird“, sagt Nazli Kirnapci (17). Sie pendelt täglich mit dem Bus zwischen Sodingen und Wanne, dort geht sie auf das Emschertal Berufskolleg. „Die Kontrollen geben mir schon ein sichereres Gefühl.“ Ihr Schulkamerad Reyed Alsud (16) nickt. „Das hätte man eigentlich auch schon früher einführen können.“ Haltestelle Kantstraße, die beiden Jugendlichen steigen aus.
3G im ÖPNV: Zutritt nur geimpft, genesen oder getestet
Mit der neuen Coronaschutzverordnung vom 24. November ist eine 3G-Regel für den Nahverkehr in Kraft getreten. Nur wer geimpft, genesen oder frisch getestet ist, darf im ÖPNV mitfahren. Beim HCR in Herne kontrolliert das 16-köpfige Prüfpersonal seit Montag neben den Fahrscheinen auch die 3G-Nachweise. Meist sind sie in Zweier- oder Dreierteams unterwegs, in Schwerpunktkontrollen kommen der KOD oder auch mal Polizeibeamte mit. „Eigentlich geht es immer ganz friedlich zu“, sagt Kasper Gorzelany. „Wenn jemand ausfallend wird, haben wir ja immer noch unsere Kollegen dabei. Er schaut zu seinem Partner für die heutige Schicht rüber. Pascal Sonnenfeld (23) gibt gerade die Daten einer Frau in sein mobiles Gerät ein, ungültiger Fahrschein. „Die meisten Leute reagieren sehr positiv auf die Kontrollen“, sagt er.
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So wie die Seniorin, die in Börnig direkt Platz hinter dem Busfahrer nimmt. „Ist ja richtig so, gibt ja noch genug Idioten“, sagt die Dame. Bereitwillig zeigt sie Bernd Adler ihren Impfausweis. „Darf ich den Pass aus der Hülle rausnehmen? Ich muss sehen, dass das auch wirklich ihrer ist“, erklärt er. „Klar.“
Kein 3G-Nachweis? Damit endet die Busfahrt
Fahrgast für Fahrgast arbeiten sich Adler und die Mitarbeiter des HCR durch die Sitzreihen. Im hinteren Teil des Busses angekommen, muss Polizeikommissar Kramer (22) eingreifen – auch er ist heute mit an Bord. Ein Jugendlicher spricht nur gebrochen Deutsch und hat keine Ausweisdokumente dabei. Der Polizeibeamte führt eine Personenabfrage durch. „Gemeldet beim Jugendamt Gelsenkirchen, das ist korrekt“, bestätigt er Adler und Gorzelany. Dass der 14-Jährige einen 3G-Nachweis benötigt, um mit dem Bus zu fahren, scheint er nicht richtig zu verstehen. Bernd Adler nimmt die Personalien auf. „Da muss ich dann später nachrecherchieren.“
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Der Syrer muss den Bus verlassen. „Manchmal wissen es die Leute einfach wirklich nicht“, sagt Pascal Sonnenfeld. „Unwissenheit schütz vor Strafe nicht“, erwidert Adler. Menschen, die ihren Nachweis vergessen, haben die Möglichkeit, ihn nachträglich bei der Stadt einzureichen. „Ansonsten droht für die Ordnungswidrigkeit ein Bußgeld von 250 Euro“, so Bernd Adler. Die Busfahrt ist dann vorerst beendet. So auch für Tatjana S. „Ich habe mein Handy mit dem Impfnachweis zu Hause vergessen“, erklärt sie. „Aufschreiben muss ich Sie leider trotzdem.“ Mittlerweile die fünfte Person in Bernd Adlers Block auf der Fahrt in der 311.
Vierte Welle? – „Kein Wunder!“
Der Bus hat seine Endstation erreicht und sich nach wenigen Minuten wieder auf den Weg in Richtung Herne-Mitte gemacht. Manuela Nordt, die zusteigt, zeigt Adler ihren Impf- und Personalausweis. Sie nimmt in einem Vierer Platz. „Das hätte man sich auch alles sparen können“, sagt die 50-jährige aus Herten. „Die Regierung hat versagt. Ich bin in der Altenpflege tätig, und viele Kollegen sind immer noch nicht geboostert“, macht sie ihrem Ärger Luft. Dass es nun die vierte Welle gibt, sei kein Wunder. Dennoch, „die 3G-Pflicht im Bus finde ich gut. Und man merkt, dass die Kontrolleure sehr gewissenhaft sind.“
>>> 3G-Kontrollen der Bogestra
- Auch in Gelsenkirchen laufen seit Einführung der neuen Coronaschutzverordnung Kontrollen der 3G-Pflicht in Bus und Bahnen. Die Fahrkartenkontrolleure der Bogestra prüfen die Nachweise der Fahrgäste stichprobenartig.
- „Belastbare Zahlen liegen uns derzeit noch nicht vor“, so die Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns. „So viel lässt sich aber nach einer Woche schon sagen: Die Kontrollen stoßen bei dem Großteil der Fahrgäste auf eine hohe Akzeptanz.“