Herne. In Herne ist am Wochenende der Jugendkulturpreis „Herbert“ verliehen worden. Was den Besuchern gezeigt wurde – und wer gewonnen hat.
Zum zehnten Mal hat am Samstag in Herne der Jugendkulturwettbewerb „Herbert“ stattgefunden. In den Flottmann-Hallen präsentierten die Teilnehmer ihre künstlerischen Beiträge. Von bildender Kunst über Bühnendarbietungen bis zum Video erstreckte sich das Spektrum.
In diesem Jahr hatten sich 20 Nachwuchs-Künstlerinnen und -Künstler im Alter von 14 bis 23 Jahren angemeldet. Leider kamen an diesem Abend lediglich 13 – sieben sagten im Vorfeld ab. Das Publikum vor Ort musste zum Jubiläum Abstand halten. „Herbert!“, das bedeutete sonst immer ein buntes Treiben über ein ganzes Wochenende hinweg, bei dem die jungen Kunstschaffenden umher wuselten, sich und ihre Kunst zeigten, ehe sie auf die Bühne gebeten wurden. Immerhin: Trotz aller Umstände lebt der Gedanke auch im zweiten Coronajahr weiter, und die Veranstaltung fand – nach der Online-Übertragung 2020 – diesmal wieder in Präsenz statt, außerdem parallel im Livestream.
Herne: Tänzer weicht vor die Bühne aus
Großer Andrang beim zehnten Herbert
Jury-Siegerin Nora Zaik thematisiert Abstandsregeln, und in einem ihrer Gemälde streckt eine Figur buchstäblich die Hand zum Betrachter aus. „Man solle helfen, auch, wenn es zu spät scheint“, erklärte sie mit vorgehaltenem Mikrofon am Abend dem Publikum und machte so auch auf die existenzielle Klimakrise aufmerksam. Mehr auf die eigene Erlebniswelt konzentriert sich hingegen Barin Schukran in ihren selbst geschriebenen Liedern über Herzschmerz und Selbstaufgabe. Ob es in ihren Texten um sie selbst geht, blieb offen, kraftvoll und aus dem Herzen heraus öffnete sie sich im Gesang.
Für Aboubacar Sylla, den späteren Zweitplatzierten, möchte es anfangs gar nicht so rund laufen. Dem Tänzer fehlte schlichtweg der notwendige Platz, um seinen akrobatischen Bewegungen Raum zu geben, so dass ein zweiter Anlauf vor der Bühne und vor eingezogenen Beinen nötig war. Schwindelerregende und zugleich elegante Tanzschritte sorgten für Staunen.
Aus der Schädeldecke ragen Tentakel heraus
Zeit für eine Pause: Während das Publikum im Gänsemarsch dem verlockenden Duft von Waffeln und Popcorn in das Foyer folgte, war Zeit für einen Raum, in dem Bilder an den Wänden hängen. Zu sehen waren Schwarz-Weiß-Fotografien von Julia Meller, Impressionen von sechs verschiedenen Städten, von Barcelona bis Prag. Mal dynamisch verschwommen oder in scharfen Kontrasten dokumentieren die Bilder gemeinsame Reisen, unverfälscht und doch inszeniert genug, um die vermeintlichen Schnappschüsse als Kunst zu begreifen. Daneben hing das metaphorische Ich von Cara Wanderer, die sich mit lila eingefärbter Haut und geöffneter Schädeldecke porträtiert, aus der die Tentakel eines Kraken herausragen. Ein wiederkehrendes Motiv, das sich in ihren mal mehr, mal weniger detaillierten Bildern findet.
Nach über fünf Stunden war es dann an der achtköpfigen Jury, die Gewinnerinnen und Gewinner des „Herbert“ auszumachen, unter denen die 3000 Euro Preisgeld aufgeteilt werden. Zusätzlich stiftet der Lions Club Herne-Emschertal traditionell den Publikumspreis mit 500 Euro.
>> Das sind die „Herbert“-Gewinner 2021
Und so entschied die Preisjury: 1. Platz: Nora Zaik, bildende Kunst (Förderpreisgeld: 1000 Euro), 2. Platz (zweimal vergeben): Aboubacar Sylla, Hip-Hop, und Sleazy Alice, Musikband (Förderpreisgeld jeweils 750 Euro), 3. Lea Strugarek, Musik (Förderpreisgeld 500 Euro).
Den Publikumspreis 2021 erhielt die Band Sleazy Alice (Förderpreisgeld: 500 Euro).