Herne. Klaus Füßmann ist Bundestagskandidat der FDP im Wahlkreis Herne/Bochum II – zum fünften Mal. Warum es ein sechstes Mal aber nicht geben wird.

Vier Mal ist Klaus Füßmann bereits für die FDP in Herne als Bundestagskandidat angetreten. Ein fünftes Mal, so sagte er vor vier Jahren zur WAZ, trete er an, „wenn der Steve McQueen des Wahlkampfes, Christian Lindner, mich ruft“. Hat Lindner ihn gerufen? „Hat er natürlich nicht“, sagt der 64-Jährige lachend. Trotzdem trete er ein fünftes Mal an.

Grund: Die Kommunalwahl im vergangenen Jahr sei nicht gerade erfolgreich für die Liberalen gelaufen, begründet Klaus Füßmann. Damit meint er die 3,3 Prozent bei der Stadtratswahl, aber auch den Umstand, dass er es nicht in die Bezirksvertretung Sodingen schaffte. Diese Wahl, betont er, „sollte nicht meine letzte sein“.

Herne: Wiederbelebung der sozialen Marktwirtschaft und Ausbau der Digitalisierung

Großer Filmfan: Klaus Füßmann hat nicht nur viele Bücher über Filme, sondern auch Filmposter, Figuren, Autogrammkarten und DVDs..
Großer Filmfan: Klaus Füßmann hat nicht nur viele Bücher über Filme, sondern auch Filmposter, Figuren, Autogrammkarten und DVDs.. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Nun also ein neuer Anlauf, und da spürt er Rückenwind: „Wir haben jetzt ganz andere Umfragewerte.“ Die seien zweistellig, und die Chancen stünden gut, dass die FDP zum zweiten Mal hintereinander bei der Bundestagswahl ein zweistelliges Ergebnis einfahren könnte. Für ihn keine Überraschung: Die Liberalen hätten sich Respekt und Akzeptanz verdient durch ihre „kluge Pandemie-Politik“. Sie hätten sich in der Corona-Krise für die Wirtschaft stark gemacht, für angemessene Schutzmaßnahmen eingesetzt und für Freiheitsrechte gekämpft. Das soll sich nun bei Wähler auszahlen.

Seine wichtigsten Forderungen: die Wiederbelebung der sozialen Marktwirtschaft nach der Pandemie und der Ausbau der digitalen Infrastruktur. Was Letztere angeht: „Es kann nicht sein, dass das Gesundheitsamt noch Faxe verschickt“, stellt er klar. Corona habe für einen Schub bei der Digitalisierung gesorgt, und der müsse nun konsequent weiterverfolgt werden.

Herner FDP-Bundestagskandidat Klaus Füßmann

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    Füßmann ist von Sodingen begeistert

    Das macht Füßmann auch beruflich. Er ist Leiter der Theodor-Heuss-Akademie, der Bildungsstätte der Friedrich-Naumann-Stiftung in Gummersbach. 5000 Gäste hat die FDP-nahe Einrichtung pro Jahr und führt über 100 politische Management-Seminare durch. Füßmann pendelt dafür täglich ins Oberbergische, er konzipiert Veranstaltungen, führt die Mitarbeiter und leitet den Hotelbetrieb. Eigentlich – denn mit der Corona-Pandemie musste auch er seinen Betrieb ummodeln. Statt Präsenz-Seminare gab es bald Online-Seminare, nun mache er politische Bildung hybrid. Dazu hat er ein Film- und Tonstudio einrichten lassen, führt jetzt „Webtalks“ durch und bekomme online auch Promis, die nicht nach Gummersbach gekommen wären. „Wir haben die Chance genutzt“, sagt der Akademiechef. Und ist sich in diesem Zusammenhang sicher: „Bildung wird sich revolutionieren.“

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    Fürs Gespräch mit der WAZ hat sich der ehemalige Herner FDP-Chef ein Treffen bei sich zu Hause ausgesucht. Seit fünf Jahren wohnt Füßmann, Vater zweier erwachsener Töchter und Ehemann einer aus dem Iran stammenden Ärztin mit Praxis in Gelsenkirchen, in einem Einfamilienhaus in Sodingen in der Nähe des Revierparks – und ist vom Stadtteil begeistert. Das viele Grün, schwärmt er, lade zum Spazieren gehen geradezu ein. Über 1000 Bücher hat Füßmann, der Geschichte, Kunstgeschichte und Publizistik studierte, daheim, darunter politische und philosophische Literatur, deutsche Klassiker, aber auch viele, viele Filmbücher – ist er doch ein großer Cineast. Apropos: In einem Extra-Raum hängen Filmposter seiner Lieblingsfilme und Schwarz-Weiß-Fotos von Hollywood-Schauspielern, stehen Vitrinen mit Filmfiguren, gibt’s die Postkarte eines Oscar-Gewinners an ihn oder ein Autogramm von Marlene Dietrich. Und dann sind da ja noch die vielen Hundert DVDs. . .

    Wenn er in zwei Jahren in Rente geht, hat er mehr Zeit für seine Hobbys, allen voran fürs Lesen und den Film. Und natürlich für die Liberalen. Tritt er in ein paar Jahren dann noch ein sechstes Mal als Bundestagskandidat an? Nein, sagt Füßmann schmunzelnd: „Darauf können Sie mich festnageln.“

    Bitte ergänzen. . .

    Die WAZ gab (Stich-)Worte vor, Klaus Füßmann ergänzte sie zu einem Satz.

    Meine Wunschkoalition ist. . .

    . . .eine Deutschlandkoalition aus CDU, SPD und FDP. Schwarz-Gelb wäre mir aber lieber.

    Die FDP soll. . .

    . . .ihren Stil, also ihre klare Position, Programmatik und ihre mannschaftliche Geschlossenheit bis zum Wahltag genau so weiterführen wie bislang.

    Streamingdienste. . .

    . . .nutzen weitgehend meine Töchter.

    Bücher. . .

    . . .sind ein geistiges Universum voller Gedanken und Inspiration.

    >> WEITERE INFORMATIONEN: Zur Person

    Klaus Füßmann machte sein Abitur 1977 am Pestalozzi-Gymnasium, danach leistete er seinen Wehrdienst ab. Von 1978 bis 1983 studierte er an der Ruhr-Uni in Bochum, anschließend war er dort wissenschaftlicher Assistent am Historicum. Heute ist der verheiratete Familienvater Leiter der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach.

    Die bisherigen Wahlergebnisse des FDP-Bundestagskandidaten Füßmann (Erststimmen): 2002 4,2 Prozent, 2005 2,4 Prozent, 2009 6,4 Prozent, 2017 6,7 Prozent.

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