Herne. Mit einem Bingo der ganz besonderen Art hat Oskar Steinmeister in seinem Biergarten für Crange-Flair gesorgt. Crange-Fans waren begeistert.

„Wir geben Gas, wir machen Spaß“, schallt es laut durch den Biergarten „Oskar am Kanal“. „Bingo!“ Aus verschiedenen Ecken springen plötzlich Menschen auf und rennen nach vorne zu Rekommandeur Andre, der seine Kirmes-Sprüche nacheinander durchs Mikrofon durchsagt. Gewinnen möchten an diesem Abend scheinbar alle gerne.

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Im Biergarten am Kanal findet ein Bingo der besonderen Art statt: Rekommandier-Bingo. Das Prinzip ist einfach: Rekommandeur Andre Lokaj liest nacheinander die Klassiker vor, mit denen er normalerweise beim Breakdance auf der Cranger Kirmes die Kirmesbesucher animiert – natürlich originalgetreu mit Echo und verzerrter Stimme. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können auf ihren Zetteln die jeweiligen Sprüche abhaken. Sobald sie vier in einer Reihe vollhaben, rufen sie laut Bingo und bringen ihren Zettel nach vorne.

Bingo-Teilnehmer vermissen Cranger Kirmes

Dosenwerfen als Stechen vom Rekommandeur-Bingo: Wer alle Dosen abgeräumt, hat gewonnen.
Dosenwerfen als Stechen vom Rekommandeur-Bingo: Wer alle Dosen abgeräumt, hat gewonnen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Drei Runden wird gespielt. Da fallen Sprüche wie „Alles dreht sich, alles bewegt sich“, „Dieses war der erste Streich und der zweite folgt sogleich“ oder auch „Eine machen wir noch, eine verpackt ihr noch“. Wenn man die Augen schließt, bekommt man kurz das Gefühl von Normalität. Von der Normalität, die in jeder ersten August-Woche auf dem Cranger Kirmesplatz herrscht.

Auch Thomas ist an diesem Tag zu Oskar am Kanal gekommen, „weil jetzt Kirmes wäre“. Von dem Bingo habe er erst vor Ort erfahren, sei dann aber direkt begeistert gewesen. Und seine Begeisterung wird belohnt. Die erste Runde kann er für sich entscheiden. Stolz hält er seinen Gewinn hoch: Ein Jutebeutel mit vielen Cranger-Kirmes-Souvenirs.

In der zweiten und dritten Runde ist die Entscheidung nicht ganz eindeutig – direkt zehn Personen haben ihren Zettel voll. Das heißt: Es gibt ein Stechen. Erst im Dosenwerfen, dann im Entenangeln. Die spontane Idee scheint bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut anzukommen. So auch bei Marie, die auf ihrem Zettel vier Sprüche in einer Reihe abgehakt hat und mit Hilfe ihres Vaters im Dosenwerfen gewinnt. Normales Bingo habe sie zuhause schon mal gespielt, sagt die Achtjährige. „Dass ich hier gewinne, hätte ich nie gedacht.“

Schausteller haben lange nichts zu tun gehabt

Sabine aus Wanne-Eickel hat den Kampf um Platz 1 knapp verpasst – beim Entenangeln fehlen ihr nur wenige Punkte bis zur Spitze. Als kleinen Trostpreis gibt es einen Gummibärchenschnaps – ein Klassiker bei Steinmeisters. Dass die Kirmes in diesem Jahr wieder nicht stattfindet, sei sehr schade. „Ich bin quasi auf dem Kirmesplatz aufgewachsen“, sagt sie. Durchs Radio habe sie vom Rekommandier-Bingo erfahren und wusste: „Da muss ich hin.“ Auch wenn die Kirmes ihr sehr fehle, sei das ein kleines Trostpflaster.

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Das weiß auch Oskar Steinmeister, der die Idee für das Bingo hatte. „Ich bin zufrieden. Die Leute haben hier ihren Spaß – das ist die Hauptsache“. Auch Andre Lokaj und Thomas Grass, Breakdance-Juniorchef, freuen sich über die außergewöhnliche Ablenkung. Denn in den vergangenen Monaten war es für die Schausteller ruhig. Erst seit Juni laufe das Geschäft langsam wieder an. Durch verschiedene Pop-Up-Kirmesse hätten sie wieder ein bisschen was zu tun, so Grass. „Aber davor war leider gar nichts los.“

>>>Der Rekommandeur

Ein Rekommandeur ist derjenige, der das Geschehen bei einem Fahrgeschäft mit Sprüchen begleitet und auf diese Weise die Kirmesbesucher zur Mitfahrt animieren soll.

Andre Lokaj ist seit neun Jahren Rekommandeur.

Seit über 30 Jahren gehört das Fahrgeschäft Breakdance der Familie Grass.