Herne. Der Autor Jürgen Mayer hat in Herne aus seinem neuen Buch „Endlich ist wieder Mallorca“ gelesen. Er beweist sein journalistisches Handwerk.
Was für manche einmal im Jahr der Ort ist, an dem sie mal ganz gepflegt alle guten Sitten fallen lassen können, ist für Jürgen Mayer längst seine zweite Heimat geworden. Seit 2002 lebt der gebürtig aus Bad Kreuznach stammende Radiomoderator (WDR 2 und WDR 4) und Buchautor auf der Balearischen Insel Mallorca, deren kleinen Geschichten er in seinem kürzlich erschienenen Buch „Endlich ist wieder Mallorca“ zusammengetragen hat.
Am vergangenen Samstag las er daraus im VHS-Hörsaal der Herner Stadtbibliothek im Rahmen der „Literatour 100“. Es geht um gealterte Motorradgangs, Sex on the Beach und, wie könnte es anders sein, König Fußball. Die Geheimzutat für die zwölf Kurzgeschichten auf 256 Seiten ist dabei deren Wahrheitsgehalt, ob nun selbst erlebt oder von vertrauter Quelle aus dem Freundeskreis zugetragen. So heben die kleinen Erzählungen nie zu sehr vom Boden ab und etwa der gemeinsame Bikertrip von Schnuppe, Manni und Co. bringt auch ohne doppelten Boden und unerwartete Pointen die gut 30 Zuschauer nicht nur einmal zum Lachen.
Was als Wette in der heimischen Eckkneipe begann, wird schließlich Realität und so finden sich die Rentner auf ihren Harleys auf jener beschaulichen Insel wieder, deren gesamte Ortschaften sie planen abzufahren; wäre da nicht die Geißel des Alters, die sich immer wieder in müden Gelenken und der Aufregung zeigt, wie lange die eigene Blase bis zum nächsten Stopp noch durchhält.
Jürgen Mayer lebt seit 19 Jahren auf Mallorca
Sein journalistisches Handwerk merkt man Jürgen Mayers Erzählungen an, der jeden Handgriff im Detail beschreibt, ohne sich in diesen zu verlieren. Die Dialoge sind lebhaft ausgeschrieben, auch, wenn diese hier und da manchmal etwas generisch daherkommen. Der Ausformung seiner liebevollen Charaktere tut dies jedoch keinen Abbruch, die sich als bodenständige Menschen in ihrem nachvollziehbaren Alltag bewegen, der von Jürgen Mayer mit etwas dramaturgischer Beihilfe in Form gebracht wird.
Im lässig geblümten Hemd nimmt Jürgen Mayer seine Zuhörer an die Hand und gibt Eindrücke seiner zweiten Heimat wieder, in der er seit nunmehr 19 Jahren lebt, liebt und arbeitet, wo jedoch auch nicht immer alles rosig sei. Wie etwa ein ehemaliger Lehrer der Mathematik trotz aller Rationalität immer tiefer in die Spielsucht abdriftet, sei die zwar einzige Geschichte, die keinen fröhlichen oder gar lustigen Unterton habe, trotzdem habe sie ihren Weg ins Buch gefunden, wo sie für etwas Abwechslung sorgt. Zwar bleiben die Enden im Vortrag offen, ein Anreiz, sich selbst in Buchform auf die Sonneninsel zu begeben, ist aber so allemal geschaffen.