Herne. Ein Streetworker setzt sich für Jugendliche aus Herne-Mitte ein. Was er bei seiner Arbeit erlebt und was sich Jugendliche vor Ort wünschen.

Der Basketballplatz im Herner Stadtgarten ist eher unscheinbar – ein kleiner Betonplatz und zwei Körbe. Doch für einige Jugendliche aus Herne-Mitte ist es der Ort, an dem sie am liebsten ihre Freizeit verbringen.

Der kleine Basketballplatz ist einer von den Orten, an denen Streetworker Till Hübner unterwegs ist und versucht, mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Er ist Teil des Projekts „HER(ne)-MIT(te)...Zukunftschancen in Herne-Mitte“ des Caritasverbandes, das im März 2021 gestartet ist und durch Landesmittel und den europäischen Sozialfonds gefördert wird.

Ziel des Projekts sei es, das Viertel aufzuwerten und Jugendliche und Kinder sowie deren Familien zu stärken, erklärt Sandra Endemann vom Herner Caritasverband. Dabei stehe zum einen die Aktivierung der Nachbarschaft im Vordergrund, zu anderen gehe es darum, den Jugendlichen den Übergang von einer Schule in die andere oder von der Schule in einen Beruf zu erleichtern.

Jugendliche in Herne wünschen sich Veränderungen

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„Ich helfe ihnen zum Beispiel dabei, Bewerbungen zu schreiben“, sagt Hübner. „Oder ich sage ihnen, an welche Stellen sie sich wenden können.“ Letzteres sei nicht nur beim sogenannten Übergangsmanagement wichtig, sondern auch wenn die Jugendlichen etwas in ihrem Stadtteil verändern wollen. Beispiel: der oben genannte Basketballplatz. Vieles ist noch nicht so, wie es sich die Jugendlichen vorstellen. So könnten sie nicht verstehen, warum der Platz aus Beton ist. „Bei einer dynamischen Sportart wie Basketball ist das nicht gut für die Gelenke“, sagt der 18-jährige Kazper. Auch seien die Körbe nicht auf gleicher Höhe und „eine Wasserwaage hatten die Bauarbeiter auch nicht dabei.“ Der Platz habe eine leichte Neigung.

Zudem fehlten Sitzgelegenheiten. Denn da der Platz nicht der Normgröße eines Basketballplatzes entspreche, könnten immer nur vier gegen vier Spieler auf dem Platz gegeneinander antreten: „Die anderen müssen währenddessen warten.“ All diese Wünsche aufzunehmen und Ratschläge zu geben, an wen sie sich wenden können, ist eine von Till Hübners Aufgaben. „Oft muss ich aber nur einen kleinen Anstoß geben, und dann schaffen die Jugendlichen schon sehr viel alleine.“

100 Jugendlichen haben bei Bedarfsanalyse mitgemacht

Der Streetworker Till Hübner (rechts) setzt sich für die Jugendlichen in Herne-Mitte ein.
Der Streetworker Till Hübner (rechts) setzt sich für die Jugendlichen in Herne-Mitte ein. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Bei einer Bedarfsanalyse zu Beginn des Projekt hätten 100 Jugendliche teilgenommen. Dabei habe Hübner versucht herauszufinden, was ihnen fehle und was sich durch die Corona-Pandemie für sie verändert habe. Bis die Kinder und Jugendlichen Vertrauen gefasst hätten, dauere es zum Teil recht lange, „deswegen ist es wichtig, zunächst eine gute Beziehung zu ihnen aufzubauen.“

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Neben dem Basketballplatz im Herner Stadtgarten – bei dem bereits Gespräche mit dem Stadtsportbund für eine Verbesserung des Platzes liefen – ist Hübner unter anderem am Skaterpark im Gewerbepark Hibernia in Holsterhausen und auf Schulhöfen unterwegs. Zudem biete der 25-Jährige einmal in der Woche eine Beratungsstunde an.

Durch verschiedene Indikatoren wie beispielsweise Armut und Arbeitslosigkeit sei die Wahl auf Herne-Mitte gefallen, so Endemann. Das Projekt, dass eigentlich bis zum 31. Dezember 2021 laufen sollte, ist nun um ein Jahr verlängert worden.

>>>Soziale Arbeit studiert

Das Projekt in Herne-Mitte ist der erste Job für Till Hübner, der zuvor soziale Arbeit studiert hat.

Ihm mache es viel Spaß, mit den Kindern und Jugendlichen vor Ort zu arbeiten, sagt er. „Die Jugendlichen bringen selbst viele Ideen ein und sind offen für meine Anregungen.“