Herne. Das Herner Festival Bandfusion musste coronabedingt halbiert werden, konnte aber „Zehnjähriges“ feiern. Die Fans feierten den bekannten Stilmix.
Es wäre wohl nicht auszudenken gewesen, hätte der diesjährige Sommer ohne Bandfusion aus dem Hause Rockbüro Herne auskommen müssen - ausgerechnet zum zehnjährigen Bestehen. Trotz der Corona-bedingten Kürzung auf die Hälfte der Bands blieb der Kern des Ganzen erhalten: Im 15-Minuten-Takt gaben sich am Sonntagabend an den Flottmann-Hallen Bands aus der Umgebung die Klinke in die Hand und zeigten, was sie draufhaben.
Ebenso üblich zeigte sich das Line-Up als ein bunter Genremix, der sich gleich in der ersten Band grenzüberschreitend entfaltete: Rondoprinz bedienen sich auf geschmackvolle Weise an allem, was ihrem wehmütigen Sound auf die Sprünge helfen kann. Die Menschen vor der Bühne sehen das alles ganz locker und feiern die Ausflüge in die Neue Deutsche Welle oder Liedermacherstrophen mit Folkambiente.
Während emsige Bühnentechniker den Umbau vorantrieben, sorgte Kulturmanager Chris Wawrzyniak als der Mann fürs Feine am Mischpult für genug Musik in der Luft. Nach einem kurzen Plausch über das Früher, Heute und Morgen legten die Herner „Damaged Justice“ los. Tief gepresster Gesang mit verspielter Rock’n’Roll-Attitüde paart sich mit eingängigem Geriffe mit fettem Les Paul-Unterbau, Schlagzeug und Bass tun ihr Übriges. Wofür die Jungs ein Keyboard brauchen, wurde klar, als sie mit einem unvorhersehbaren Stilbruch zugunsten eines sommerlichen Reggae-Grooves überraschten.
Leider weht ein kalter Wind im Hintergrund, den der kürzliche Tod von Marc Kaulfuß mit sich brachte, dessen siebenjähriges Wirken beim Rockbüro ein herzlicher Nachruf unter blauem Himmel gewidmet wurde. Überhaupt stand die Bandfusion in naher Vergangenheit auf wackeligen Beinen, erzählt Angelina Ouchani: „Vor Wochen haben wir gedacht, das Ganze fällt aufgrund der Unwetter ins Wasser, und die Leute kauften auch nur sehr vorsichtig Karten.“
An der Abendkasse war davon nichts mehr zu spüren, ein paar Besucher trafen rechtzeitig zu „The Brunberries“ ein. Unbeschwert hauten die irgendwo zwischen den Babyshambles und Nirvana in die Saiten und bereichern das Genre um eine weitere hörenswerte Band. Ihre Stilkollegen von „The Honeyclub“ aus Bochum ließen da ebenso wenig anbrennen und heizten für die Letzten im Bunde schonmal vor. Ebenfalls aus Herne und noch etwas rabiater, zitierten „Fountain“ ihre Idole von „Queens of the Stone Age“ und würzen ihren Sound mit einer Prise Sludge.
Wie hätte der Sommer bloß ohne all dies auskommen können?