Herne. Mit dem eigenen Haar denen helfen, die keine Haare mehr haben: Diese Idee hat die Herner Schülerin Laura (17) überzeugt.

Monatelang hatten Lauras lange dunkle Haare keine Schere gesehen. Erst wegen Corona, und dann, weil sie weiter wachsen sollten. Denn die 17-jährige Gymnasiastin hatte von der Möglichkeit der Haarspende gelesen. Damit aus dem gespendeten Haar eine Perücke hergestellt werden kann, muss ein Zopf aber mindestens 25 Zentimenter lang sein. In Niko Sendatzki fand Laura einen Friseur, der ihren Plan unterstützte – und die Haarpracht jetzt in der „Hairlounge“ an der Viktor-Reuter-Straße kostenlos abschnitt.

Friseur Niko misst den Zopf. Laura kann 35 Zentimeter spenden.
Friseur Niko misst den Zopf. Laura kann 35 Zentimeter spenden. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Perücke aus mehreren Haarspenden

Aufgeregt? Na klar. „Sehr nervös“ sei sie jetzt doch, gibt Laura Barrionuevo auf dem Friseurstuhl zu, bevor es ans Waschen und Föhnen geht. Denn der Zopf muss trocken sein, wenn er an die Zweithaarmanufaktur Rieswick in Velen geschickt wird, wo die Haarspenden sortiert, registriert und einlagert werden, bis daraus Haarteile und Perücken entstehen. Jede Perücke besteht aus vier bis fünf Haarspenden. Durch die Haarspende werde Kindern bis zu 18 Jahre eine Echthaarperücke zuzahlungsfrei ermöglicht, erklärt die Manufaktur auf der Internetseite www.haare-spenden.de.

„Außerdem wird zusätzlich ein Betrag gespendet“, sagt Laura. Sie selbst konnte aus einer Reihe von gemeinnützigen Organisationen eine auswählen und hat sich für die Deutsche Krebshilfe entschieden. „Mein Opa hatte Krebs und der Vater meiner Tante“, erklärt die Schülerin ihren Bezug zu dem Verein. Sie selbst hat auch schon ein Praktikum auf der Krebsstation am Marien Hospital absolviert, will aber nach dem Abi am Haranni-Gymnasium im kommenden Jahr eher in Richtung Soziale Arbeit gehen.

Mindestens 25 Zentimeter

Vor dem Spiegel naht der große Moment. „Wie lang sollen die Haare denn werden“, fragt Friseur Niko, seit sechs Jahren Inhaber des Salons, bevor er den Zopf zum Abschneiden mit einem Gummiband abbindet. Ein „Bob“ soll es sein, etwa kinnlang. Vorher wird gemessen: „Du kannst 35 Zentimeter spenden“, erklärt Niko seiner Kundin. Er kennt die Aktion und unterstützt sie durch den kostenlosen Haarschnitt. „Vier bis fünf Mal im Jahr“ habe er es mit Haarspenden zu tun: „Ich finde das super“. Wie groß der Unterschied ist zwischen einer Echthaarperücke und Kunsthaar, weiß er als Friseur genau.

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Zufrieden mit dem Ergebnis: Laura ist fast fertig. Jetzt kommt noch die Feinarbeit.
Zufrieden mit dem Ergebnis: Laura ist fast fertig. Jetzt kommt noch die Feinarbeit. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Ein letztes „Ich würde jetzt abschneiden“ - und das Haar ist ab. Laura hält den Zopf in Richtung Schaufenster hoch, damit auch ihre Mutter Yvonne und Schwester Carla ihn sehen können. Die beiden haben die ganze Zeit vor dem Salon ausgeharrt. Laura atmet durch. „Die Länge ist sehr schön“, findet sie. Jetzt kommt die Feinarbeit.