Herne. Das Bandidos-Verbot trifft auch Herner Mitglieder der Rockergruppierung. Was am Montag vor Ort geschah, wie Bandidos in Herne straffällig wurden.

Das Bundesinnenministerium hat am Montag die Bandidos verboten, weil „Zweck und Tätigkeiten dieses Vereins den Strafgesetzen zuwider“ liefen, so die offizielle Begründung. Die gewalttätige Rockervereinigung ist in Herne nicht nur durch das Chapter „Herne East-Midwest“ in Baukau-West präsent, sondern hat auch durch eine schwere Straftat Schlagzeilen gemacht. Und: Zwei offenbar führende Bandidos-Mitglieder mit Wohnsitz in Herne mussten bzw. müssen sich aktuell vor Gericht verantworten.

Das Bundesinnenministerium hat am Montag ein Verbot für mehrere Gruppierung der Bandidos beschlossen. Auch diverse Abzeichen und Embleme (Bild) der Rocker dürfen nicht mehr öffentlich gezeigt werden.
Das Bundesinnenministerium hat am Montag ein Verbot für mehrere Gruppierung der Bandidos beschlossen. Auch diverse Abzeichen und Embleme (Bild) der Rocker dürfen nicht mehr öffentlich gezeigt werden. © picture alliance | Marius Becker

Nach dem von Innenminister Horst Seehofer am frühen Morgen verhängten Verbot rückte die Polizei auch zum Herner Bandidos-Clubhaus an der Rottstraße 26 aus. Der dort ansässige „BMC Herne East Midwest“ zählt zu den offiziell im Bundesanzeiger aufgeführten und ab sofort aufzulösenden Chaptern (Ortsgruppen). Aufgelistet werden dort auch der „Bandidos MC Federation West Central“ - eine Art Dachverband - sowie 37 weitere Chapter unter anderem aus Bochum, Castrop-Rauxel, Essen, Duisburg, Gelsenkirchen, Recklinghausen und Unna. Mit der Entscheidung einher geht der Einzug des Vereinsvermögen sowie ein Verbot verschiedener Zeichen der Rockergruppierung.

Um 11.30 Uhr war der Einsatz in Herne beendet

Gegen 11.30 Uhr war der Einsatz am Clubhaus an der Rottstraße beendet; Mitglieder des Hernes Chapters waren zu diesem Zeitpunkt nicht zu sehen. Die Einrichtung sei durchsucht und geschlossen worden, erklärte im Nachgang ein Sprecher der federführenden Polizei Dortmund auf Anfrage der WAZ. Das Clubhaus sei verschlossen und versiegelt worden - so wie 14 weitere Bandidos-Clubhäuser in NRW auch. Die Vereinigungen der Bandidos seien nicht nur verboten worden, sie dürften auch keine „Ersatzorganisationen“ gründen, so der Polizeisprecher.

Wie berichtet, war es am 1. Juli bundesweit zu Razzien in Clubhäusern und Wohnungen der Bandidos gekommen, die offenbar in Zusammenhang mit dem nun verhängten Verbot stehen. Auch in Herne wurden damals Räumlichkeiten durchsucht.

Herner zu neun Jahren Haft verurteilt

Großes Aufsehen erregten Bandidos in Herne am 11. August 2018 mit einem brutalen Angriff am hellichten Tag am Kulturzentrum. Beim „sogenannten Kutten-Überfall“ auf drei ortsfremde Rocker des Clubs „The Living Dead MC Nomads“ an der Holsterhauser Straße – das Trio hatte sich verfahren - zog sich ein Opfer schwerste Schädel-Hirnverletzungen zu. Der Mann ist seitdem ein Pflegefall.

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Einer der Täter war ein 35-jähriger Herner, der damals Präsident des Bandido-Chapters MC Bochum-City/Ruhrpott war. Das Landgericht verurteilte ihn zu neun Jahren Haft. Gegen vier weitere an der Tat beteiligte Bandidos-Mitglieder aus Herne, Dortmund und Essen wurden Haftstrafen von bis zu sechs Jahren und acht Monaten verhängt.

In Hagen sitzt aktuell ein weiterer Bandido aus Herne auf der Anklagebank, der als einer der führenden Köpfe der Rockergruppe in Westdeutschland gilt. Er und vier weitere Rocker müssen sich vor dem Landgericht unter anderem wegen Tötungsdelikten und der Bildung einer kriminellen Vereinigung verantworten; Hintergrund ist auch der sogenannte „Rockerkrieg“ mit den Hells Angels.

>>> Kuttenverbot auf der Cranger Kirmes

Das Bundesinnenministerium hat im Zuge des Bandidos-Verbots auch das Tragen von insgesamt 41 Zeichen und Emblemen dieser Rockergruppierung untersagt.

Auch in Herne hat es bereits ähnliche Schritte gegeben - wenn auch mit anderem Hintergrund. So verhängte die Stadt für die Cranger Kirmes schon mehrfach ein generelles „Kuttenverbot“, das auch diverse nun vom Bund auf den Index gesetzte Motive beinhaltete.

Anlass waren Auseinandersetzungen verfeindeter Rockergruppen. Mit dem Verbot wolle man Gästen „einen angstfreien Besuch“ ermöglichen, hieß es.