Herne. Die Emschertalbrücke der A 43 wird erneuert. Eine Schrankenanlage sorgt künftig dafür, dass keine Lkw passieren können. Wie die Pläne aussehen.

Die marode A 43-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal in Herne muss nicht für den gesamten Verkehr gesperrt werden. Das ist das Ergebnis von Belastungstests, die im Mai durchgeführt wurden. Dennoch wird es zu harten Einschränkungen kommen, die vor allem Lkw von über 3,5 Tonnen betreffen: Die Autobahn GmbH baut Schrankenanlagen, durch die alle Fahrzeuge fahren müssen.

Auf der A 43 gilt wegen der Brückenschäden bereits seit 12. April 2021 zwischen dem Kreuz Herne und dem Kreuz Recklinghausen ein Durchfahrverbot für den Schwerlastverkehr in beiden Fahrtrichtungen. Bei Kontrollen im Zuge des Ausbaus der Autobahn auf sechs Spuren war aufgefallen, dass die Stahlträger der 80 Meter langen Brücke aus dem Jahr 1965 mehrere Zentimeter durchhängen. Ein Versagen des Tragwerks drohe, sagte ein Ingenieur im April. Als Sofort-Maßnahme wurde deshalb der Autobahnabschnitt für die Lastwagen gesperrt.

A 43-Brücke: Schrankenanlage kostet rund zehn Millionen Euro

Zwei Schrankenanlagen – wie hier auf der A 40 bei Duisburg – werden im Oktober in Herne gebaut. Sie sollen den Schwerlastverkehr vor der Emschertalbrücke stoppen.
Zwei Schrankenanlagen – wie hier auf der A 40 bei Duisburg – werden im Oktober in Herne gebaut. Sie sollen den Schwerlastverkehr vor der Emschertalbrücke stoppen. © Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services

Die Maßnahme geht nun in die Verlängerung. Eine Schrankenanlage in beide Fahrtrichtungen soll dafür sorgen, dass der Schwerlastverkehr die baufällige Brücke nicht mehr befährt. Trotz Durchfahrverbot nutzten noch immer viele Lkw die Emschertalbrücke, sagte Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Autobahn Westfalen, am Freitag bei einem Pressetermin. Die gute Nachricht: Eine Sperrung der Brücke für den gesamten Verkehr, das hätten die Belastungstests gezeigt, sei nicht erforderlich. „Das war unser Horror-Szenario, unser Worst-Case“, bekennt die Direktorin.

Der Ausbau der A 43

Die A 43 ist 28 Kilometer lang und die einzige Nord-Süd-Verbindung quer durchs Ruhrgebiet. Sie soll bis 2030 zwischen Marl-Sinsen und Witten-Heven in mehreren Abschnitten dreispurig ausgebaut werden. In Recklinghausen sind die ersten Kilometer fertig, nun ist Herne an der Reihe.

Auf dem 4,2 Kilometer langen Abschnitt zwischen Rhein-Herne-Kanal und Bochum-Riemke müssen unter anderem 21 Brücken angepasst werden, darunter die marode Emschertalbrücke. Sie hat drei Teile und geht über Emscher, Bahngleise und den Kanal. Auch das Autobahnkreuz Herne muss völlig umgebaut werden.

Aber auch der Bau und der Betrieb der beiden Schrankenanlagen werde zu weiteren Einschränkungen für Fahrer führen, sagte Carola Ziebs, Projektleiterin für den Umbau der A 43. Die Schrankenanlagen, rund um die Uhr mit Personal besetzt, kosteten insgesamt rund zehn Millionen Euro und sollen die Lkw endgültig von der Brücke fernhalten. Durch eine Waage werde das Gewicht der Fahrzeuge ermittelt. Wer die Marke von 3,5 Tonnen nicht überschreite, dürfe die Brücke passieren. Fahrzeuge, die zu schwer seien, würden durch rotes Licht und eine Schranke gestoppt und müssten abfahren. Zudem werde ein Bußgeld fällig.

Gebaut werden sollen die Anlagen ab Oktober an zwei Stellen: von Süden kommend zwischen Anschlussstelle Herne-Eickel und Autobahnkreuz Herne, von Norden kommend zwischen Autobahnkreuz Recklinghausen und Recklinghausen-Hochlarmark. Lkw, die auf Herner Gebiet gestoppt werden, werden auf die A 42 geleitet, Lkw, die auf Recklinghauser Gebiet gestoppt werden, werden auf innerstädtische Straßen geleitet. Für den Bau der Anlagen müsse die A 43 an mehreren Wochenenden gesperrt werden; im November sollen sie in Betrieb gehen. Da künftig jedes Fahrzeug bei einer Geschwindigkeit von maximal 40 km/h einzeln gewogen werde, und da erfahrungsgemäß zunächst viele Lkw gestoppt würden und den Verkehr aufhielten, seien weitere Staus unausweichlich: „Da darf man sich nichts vormachen“, so Ziebs.

Neue Brücke soll 2027 fertig sein

Bei Belastungstests wurde geprüft, ob die Emschertalbrücke für alle Fahrzeuge gesperrt werden muss.
Bei Belastungstests wurde geprüft, ob die Emschertalbrücke für alle Fahrzeuge gesperrt werden muss. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Die neue Brücke soll 2027 fertig sein. Nach jetzigem Planungsstand soll der Pkw-Verkehr während der Bauzeit vierspurig auf einer Hälfte der alten Brücke weiterfließen, während die andere Hälfte abgerissen und neu gebaut wird. Die erste Hälfte der neuen Brücke soll 2025 fertig sein. Dann sollen auch die Lkw wieder den jetzt gesperrten Abschnitt nutzen können.

Auch wenn das besagte Horror-Szenario ausgeblieben sei: „Die Einschränkungen für das Ruhrgebiet sind massiv“, weiß Projektleiterin Ziebs. 100.000 Fahrzeuge nutzten täglich den Abschnitt zwischen Herne und Recklinghausen, davon rund 10.000 schwere Lkw. Der Schwerverkehr muss nun vier Jahre lang neue Wege nutzen: Eingerichtet sind Umleitungen über A 2, A 42 und A 45 beziehungsweise A 1. Außerdem bleiben für Pkw unter anderem die Verbindungen im Kreuz Recklinghausen von der A 2 auf die A 43 in Richtung Wuppertal sowie im Kreuz Herne von der A 42 auf die A 43 in Richtung Münster dicht.