Herne. Zum Weltflüchtlingstag machen die Beraterinnen des Herner Flüchtlingsreferats auf Theorie und Praxis der Genfer Flüchtlingskonvention aufmerksam.
Das Herner Eine Welt Zentrum nimmt zwei Jahrestage zum Anlass, um auf die Situation der Geflüchteten in Herne hinzuweisen: Vor 70 Jahren wurde am 28. Juli 1951 die Genfer Flüchtlingskonvention verabschiedet. Seitdem müssen alle 149 Staaten, die ihr beigetreten sind, die darin festgelegten Rechte von Geflüchteten achten. Gleichzeitig gilt seit 20 Jahren der 20. Juni als Weltflüchtlingstag.
Nur 20 Stunden für die Arbeit mit Geflüchteten
„Wir versuchen täglich, den Geist der Genfer Flüchtlingskonvention durch unsere Einrichtung wehen zu lassen“, sagt Katja Jähnel, die zusammen mit Petra Stach-Wittekind im Eine Welt Zentrum Flüchtlinge berät. Die Konvention gilt als wichtigste Grundlage internationalen Rechts zum Schutz Geflüchteter. „Wir können aber nur das machen, was wir schaffen.“
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Die beiden Mitarbeiterinnen teilen sich eine halbe Stelle, also 20 Stunden in der Woche. Zum Vergleich: Das Flüchtlingsreferat Herne hatte bis Ende der 1990er-Jahre noch drei Vollzeitstellen, eine ABM, eine halbe Stelle für Kinder und Jugendliche und einen Jahrespraktikanten. Trotz der knappen Ressourcen habe man aber in den letzten anderthalb Jahren gut 60 neue Klienten und Klientinnen, zum Teil mit Familien, in ihren Verfahren unterstützend zur Seite stehen können. Was zu kurz komme, sei etwa die früher übliche Öffentlichkeitsarbeit in Schulen.
Fluchtursache gerät aus dem Blick
Der größte Teil ihrer Klienten sind so genannte Dublin-Flüchtlinge, die als erstes zumeist in einem Mittelmeerstaat gelandet sind. Sie seien dann oft mit der Verhinderung der Rückführung in dieses Land beschäftigt, „die eigentliche Fluchtursache scheint zunächst völlig außer Blick zu geraten“, so Jähnel.
Ein weiteres Problem seien die „sicheren Herkunftsstaaten“. Asylverfahren von Geflüchteten aus diesen Ländern würden zumeist negativ beschieden. Der Gerichtsweg dauere Jahre, in denen die Menschen nicht sicher in Deutschland ankommen könnten, vom Familiennachzug ganz zu schweigen.
Beraterinnen zu Gast im Gottesdienst
Katja Jähnel und Petra Stach-Wittekind sind am Sonntag, 20. Juni, 10.15 Uhr zu Gast im Gottesdienst in der Castrop-Rauxeler Lutherkirche am Brückenweg. Der Gottesdienst wird live über den Youtube-Kanal der ev. Paulus-Kirchengemeinde Castrop übertragen. In derselben Lutherkirche ist auch eine kleine Wanderausstellung zum Thema zu sehen. Weitergehende Infos auf der Seite des Eine Welt Zentrums und bei den Flüchtlingsberaterinnen unter 02323 9949-720 oder -716.
ZAHLEN 2021 FÜR HERNE
Ende März 2021 lebten in Herne 429 Geflüchtete mit einer Duldung.
370 Flüchtlinge befanden sich noch im Asylverfahren.
Zwei Abschiebungen wurden vollzogen, eine scheiterte.
Freiwillig ausgereist ist eine Person.
19 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge waren gemeldet.