Herne. Die Herner Flottmann-Hallen sind wieder da: Getestet und auf Abstand wohnten etwa 40 Zuschauer dem Kreativlabor von Ensample bei.
Zum zweiten Mal startet das KulturOpenAir an den Flottmann-Hallen am Freitag mit Atemschutzmaske und Sicherheitsabstand und hat doch im Vergleich zum Vorjahr von allem etwas mehr zu bieten. Das fängt leider beim mäßigen Wetter an, welches es einfach nicht sein lassen kann mit bedrohlichen Regenwolken zu protzen, die dann auch nicht mehr wegziehen wollen. Ein paar Tropfen fallen schon zu Beginn aus dem grauen Himmel, wovon sich die knapp 40 Besucher aber nicht den Neustart vermiesen lassen.
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Die meisten von ihnen haben ohnehin mit Regenschirmen vorgesorgt und verlieren sich sorglos im groovigen, doch nachdenklichen Liedgut der Opener von Adieu Tristesse, deren Name Programm ist und mit kräftigen Saitenanschlag der Westerngitarre daherkommt. Mitreißender Applaus bedankt sich für den gelungenen Einstand, der sieben Monate, nachdem hier draußen zum letzten Mal applaudiert werden konnte, ein vielfältiges wie auch multikulturelles Festival einleitet.
Größere Bühne als im Vorjahr
Ein solches sei das Bestreben von Christian Strüder von den Flottmann-Hallen, der das Mikrofon ergreift und die Mutigen, die sich unter den freien Himmel gewagt haben, begrüßt. Was dabei vielleicht nicht auf den ersten Blick auffällt, ist die im zum Vorjahr größere Bühne, die nun acht statt sechs Meter in der Länge misst. Bereits ein Jahr zuvor sei dies im Gespräch gewesen und trotz höherer Kosten habe man gemerkt, dass eine Vergrößerung Sinn machen würde, so Christian Strüder, der damit etwa den breiteren Einsichtwinkel des Publikums meint.
Neben den obligatorischen Masken und der Abgabe von Kontaktdaten gilt für die Besucher auch die so genannten GGG-Voraussetzung, sprich: Um auf das Gelände zu gelangen, müsse man entweder geimpft, getestet oder genesen sein. Dafür erwartet einen an diesem Abend dann auch ein buntes Programm, das bei der Musik nur seinen Anfang nimmt und das oder ein (Auf)Begehren zum Thema hat. Dafür trägt die Herner Tanzcompagnie Ensample unter Leitung von Kama Frankl-Groß die Verantwortung, die neben Musik und Tanzeinlagen auch eine junge Dichterin zu Wort kommen lässt.
Texte und Tänze
Annika Bode schreibe seit drei Jahren Texte, stellt sie sich kurz vor und verliert nicht viel Worte über die eigene Person. Sie schreibt vom Älterwerden in der Jugend, deren Querulantentum sie reflektiert betrachtet. Kleine Wortspiele umschlängeln Zahlenketten von gestern bis in die Zukunft, die schließlich in ihrer Gegenwart zusammenfinden.
In sanftem und immer aufbrausenderem Tanz verneigt sich das Duo Hickey Knipp vor den Goldenen Zwanzigern, umgarnt sich, bis Celia Hickey und Sebastian Knipp mit hochgerissenen Armen ihren verdienten Applaus empfangen, den sie im Stillstand aus der letzten Pirouette sichtlich erfreut entgegennehmen.
Residenz für junge Kreative
Im Mai schrieb das Ensample eine Residenz für junge Kreative aus, aus der auch Luna und Lucia hervorgingen. Zwei junge Tänzerinnen, die sich zu unheilvollen Glockenklängen auf die Bühne begeben und zu smoothem Beat in die Höhe erwachsen. Wie zwei Boxerinnen umgehen sie sich, strecken ihre Gliedmaßen aus. In der Zwischenzeit machen sich in den Hallen andere warm, dehnen ihre Beine und bereiten sich auf ihren Auftritt vor, während Adieu Tristesse ein paar Worte zu sich selbst finden.
Sänger und Gitarrist Tristan Wulff etwa habe bereits mit zwölf Jahren angefangen auf der Straße Musik zu machen, als er später in der Bochumer Musikschule auf Schlagzeuger Tobias Torba traf, mit dem er dann die Band gründete. Mit Yvonne Kuhmann fand sich schließlich noch eine Pianistin, mit der zusammen die Band zwar derzeit nur Coverversionen spiele, eigene Lieder jedoch in der Mache seien.
Zwar wäre etwas Sonne sicherlich schön gewesen, doch ist aller Anfang meistens schwer, wie es so schön heißt.
UND SO GEHT ES WEITER
Freitag, 11. Juni, 19.30 Uhr: Jazz-Quartett Maletten
Samstag, 12. Juni, 19.30 Uhr: Tamala (Senegal/Belgien) - Klangkosmos Weltmusik
Sonntag, 13. Juni, 16 Uhr: Theater Traumbaum „Die Himmelsleiter“ - Ein rasantes Clownstheater (ab 4)