Herne. Knapp 30 Jahre war Ulrich Hartmann Schornsteinfeger im Bezirk Herne-Horsthausen. Nun geht „eine Ära“ zu Ende. Sein Nachfolger steht schon fest.

„Eine Ära geht zu Ende“, sagt Ulrich Hartmann. Seit knapp 30 Jahren ist er im Bezirk „Herne 3“Schornsteinfeger. Nun geht er mit 63 Jahren in Rente. Nach der langen Zeit kenne ihn im Bezirk jeder, sagt er. „Das ist auch wichtig, man lässt ja nicht irgendwen in sein Haus.“ Vor allem der Kontakt zu den Kunden, „das Zwischenmenschliche“, werde ihm zukünftig fehlen. Denn er habe sich nicht nur um die technischen Abnahmen, Feuerstättenschauen oder die Reinigung von Schornsteinen gekümmert. „Manchmal gab es natürlich auch einen Kaffee und ein Pläuschchen – also vor Corona.“

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Das Verhältnis zu seinen Kunden sei größtenteils sehr gut gewesen. Nur vereinzelt habe es einfach nicht gepasst. Ein Einsatz ist ihm aus den vergangenen Jahren ganz besonders in Erinnerung geblieben: In einem Haus seien Gasleitungen geklaut worden. Er habe die Leitungen dann still gelegt. „Das war zum Glück früh genug, es hätte aber auch deutlich schlimmer enden können.“

Herner Schornsteinfeger betreut 4500 Kunden

Insgesamt habe er etwa 2100 Häuser mit 4500 Kunden betreut. Diesen Kundenstamm wird nun Andreas Becks übernehmen. Der 30-Jährige hat seine Gesellenprüfung2015 erfolgreich absolviert und sich nun als Meister in Herne beworben. Bisher habe er noch keine Verbindung zu der Stadt und zu seinem neuen Einsatzort, sagt er. Die Kunden und die kleinen Details – etwa wo man welche Schlüssel beim Nachbarn abholen kann – müsse er jetzt noch kennenlernen.

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Sein Vorgänger habe für ihn alles, was wichtig werden könnte, dokumentiert. Aber so kleine Details würden sich eben erst mit der Zeit ergeben, so Hartmann. Für Becks sei die Selbstständigkeit nun der nächste Schritt. „Das ist natürlich eine große Verantwortung, aber ich freue mich auf die neue Herausforderung.“ Während Hartmann sein Büro mitten im Bezirk in Horsthausen hatte, wird Becks das Bürokratische in Borken, seinem Wohnort, erledigen.

Kreisvereinigung trifft sich regelmäßig

In seiner Zeit in Herne habe Hartmann fünf Lehrlinge ausgebildet, von denen nun auch schon zwei Bezirksschornsteinfeger seien. Er selbst ist 1974 in die Lehre gegangen, hat dann einige Stationen als Geselle durchlaufe, bis er schließlich in Herne landete. Einige Kunden seien traurig darüber, dass er nun aufhört. „Um es ihnen aber frühzeitig mitzuteilen, bin ich eigentlich schon seit einem Jahr auf Abschiedstour.“

Auch wenn er die Kunden und das tägliche Geschäft vermissen werde, freue er sich auf die Zeit, die ihn nun als Rentner erwartet. Mit acht Freunden fahre er regelmäßig Fahrrad. „Wenn Corona dann endlich vorbei ist, macht das auch wieder mehr Spaß, wenn man sich auch mal in ein Café setzen kann“, sagt er. Eigentlich hatte er den Plan, am 1. Juni, dem ersten Tag seiner Rente, im Flieger zu sitzen. „Auch wenn ich schon einmal geimpft bin, wird daraus aber wohl erstmal nichts.“

Insgesamt gibt es in Herne zwölf Bezirke. Die Kreisvereinigung treffe sich regelmäßig, um sich auszutauschen, gerade in der Technik gebe es immer wieder einige Änderungen, die für die Schornsteinfeger wichtig seien, erklärt Hartmann. Während der Corona-Pandemie hätten diese Treffen online stattgefunden.

>>>10 Prozent Frauen

Ulrich Hartmann und Andreas Becks werben für den Beruf des Schornsteinfegers. Grundvoraussetzung seien Spaß am Beruf und Höhentauglichkeit. Zudem müsse eine Aufnahmeprüfung absolviert werden. „40 bis 50 Prozent der Bewerber fallen bei dieser Prüfung allerdings durch“, sagt Hartmann.

Auch Frauen entscheiden sich immer häufiger für den Job. Mittlerweile liege die Quote bei 10 Prozent, schätzt Becks.