Herne. Homeschooling mit der Tochter, drei Jungs im Kita-Alter: Eine Kita in Herne hat einer Alleinerziehenden Hilfe angeboten. Dafür bedankt sie sich.

Die sechsjährige Tochter im Homeschooling, drei Jungs im Kita-Alter, die ständig drumherum springen. Die meisten Eltern können sich in diesen Zeiten ungefähr vorstellen, wie das ausgeht. Alleinerziehende ohne familiäre Unterstützung stellt die Corona-Pandemie aber vor besondere Herausforderungen. Deshalb ist die vierfache Mutter Zelal Akova besonders dankbar dafür, dass ihre Kita ihr von sich aus angeboten hat, die drei Jungs weiter in die Betreuung zu schicken.

„Ich möchte mich von ganzem Herzen bei dem Kindergarten bedanken“, sagt die 42-jährige Mutter aus Wanne-Eickel und kontaktiert dazu die WAZ. Der Corona-Alltag sei stressig, vor allem beim Einkaufen erlebe sie viele negative Reaktionen, wenn sie mit ihren vier Kindern in den Supermarkt gehe. „Ich habe als Alleinerziehende keine Möglichkeit, alleine einkaufen zu gehen“, verteidigt sie sich. Auch ihre Familie könne sie nicht unterstützen, da sie in Berlin lebe.

Alleinerziehende aus Wanne-Eickel ohne familiäre Unterstützung

Gerade deshalb findet sie den Schritt, den die Kindertagesstätte der Arbeiterwohlfahrt an der Gelsenkircher Straße in Wanne-Eickel gegangen ist, besonders erwähnenswert. Trotz der schwierigen Situation hält die Mutter die fünfjährigen Zwillinge Özkan und Can Ali sowie den dreijährigen Berken zunächst pflichtschuldig zu Hause. „Die Notbetreuung ist ja für Kinder, deren Eltern arbeiten gehen müssen“, sagt sie. Doch in dieser Konstellation sei es sehr schwierig, mit der sechsjährigen Pia in Ruhe Schulaufgaben zu bearbeiten.

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Sie sei platt nach diesem Corona-Jahr. „Aber es bringt einen ja nicht weiter, sich das zu sagen. Es muss ja weitergehen“, sagt Zelal Akova. Auch im Freundeskreis habe sie keine Unterstützung für die Kinderbetreuung. Dennoch beschwert sie sich nicht, nimmt keinen Kontakt zur Kindertagesstätte auf. Bis diese sich selbst bei ihr meldet und ihr das Angebot macht, die drei Kinder weiter in die Kita zu schicken, um in Ruhe mit der Tochter an den Schulaufgaben arbeiten zu können.

Für den Leiter der Awo-Kita war das Angebot eine Selbstverständlichkeit

Für Lars Vogt, den Leiter der Awo-Kita, war das Angebot an die alleinerziehende Mutter eine Selbstverständlichkeit. „Wir sehen es als unsere Pflicht an, die Eltern anzusprechen, weil wir sehen, dass der Bedarf zu Betreuung vorhanden ist“, so Vogt im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Es sei die Aufgabe der Kita, Eltern und Kinder zu unterstützen und gerade den Kindern die bestmögliche Atmosphäre zu bieten und ihnen ein Stück weit jene Lebensqualität, die in der Krise verloren gegangen sei, zurückzugeben.

Zelal Akova sei auch nicht die einzige Mutter, die die Kita angesprochen habe. Die aktuelle Verordnung des Landes führe mehrere Kriterien auf, die zu einer Notbetreuung berechtigen. Die alleinerziehende Mutter erfülle eins der Kriterien. Auch auf andere Familien sei die Kita aktiv zugegangen und habe die Betreuung angeboten. Diese würde auch in Anspruch genommen, die Zahl schwanke von Tag zu Tag.

>> DIE VORAUSSETZUNGEN FÜR EINEN ANSPRUCH AUF NOTBETREUUNG

Anspruchsberechtigt für die bedarfsorientierte Notbetreuung sind folgende Kinder und Familien:

■ Kinder, für die der Besuch eines Betreuungsangebotes aus Gründen des Kinderschutzes erforderlich ist.

Besondere Härtefälle in Absprache mit dem zuständigen Jugendamt.

■ Kinder aus belasteten Lebenslagen bzw. deren Lebenssituation ggf. mit einem erhöhten Bedarf einhergeht und die einen besonderen individuellen Bedarf haben. Diese Familien werden von den Kindertagesbetreuungsangeboten aktiv angesprochen und eingeladen.

Kinder mit Behinderungen und Kinder, die von wesentlichen Behinderungen bedroht sind, und bei denen dies von einem Träger der Eingliederungshilfe festgestellt wurde.

■ Kinder im letzten Jahr vor der Einschulung.

■ Kinder, deren Eltern die Betreuung nicht auf andere Weise sicherstellen können, insbesondere, wenn sie ihrer Erwerbstätigkeit nachgehen müssen.