Herne. Zurzeit werden an der A43-Brücke 80 Sensoren angebracht. Bei einer Belastungsprobe im Mai soll geklärt werden, wer die Brücke noch befahren darf.

80 kleine Sensoren sollen Mitte Mai über die Zukunft der A43-Brücke in Herne entscheiden. Bei einer Belastungsprobe soll geklärt werden, ob die Lkw-Sperrung ausreicht, bis in einigen Jahren eine neue Brücke gebaut ist, oder ob das Teilstück bis dahin auch für den Pkw-Verkehr gesperrt werden muss. „Das wäre natürlich der worst case“, sagt Projektgruppenleiterin Carola Ziebs.

Die Anbringung der kleinen Sensoren ist zeitaufwendig: Mithilfe eines Kranwagens, der auf der Brücke über dem Rhein-Herne-Kanal steht und einen Korb herablässt, bringen Mitarbeiter des zuständigen Ingenieurbüros die Sensoren an der Brücke an. „Pro Sensor dauert das etwa eine halbe- bis dreiviertel Stunde“, sagt Thomas Eberhardt, Leiter des Büros. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir es bis Anfang Mai schaffen werden.“

A43-Brücke: Sensoren und Kabel leiten Daten weiter

Bis Mittwoch, 5. Mai, sollen die Arbeiten an der Brücke noch dauern. Seine Mitarbeiter hätten dabei nur ein begrenztes Zeitfenster von 9 bis 15 Uhr, in der Zeit stehe den Verkehrsteilnehmern in einer und teilweise sogar in beiden Fahrtrichtungen nur ein Fahrstreifen zur Verfügung. Die Sensoren und mehrere Kilometer langen Kabel leiteten die Daten zu kleineren Verteilerknoten weiter, die wiederum zu einem zentralen Punkt sendeten, so Eberhardt. Von dort könnten die Fachleute bei der Probe direkt die Ergebnisse abgreifen.

Neben Sensoren, die die Temperatur des Stahls messen, die direkte Auswirkung auf eventuelle Verformungen habe, kämen auch „Dehnungsmessstreifen“ zum Einsatz. „Sie messen die Spannung im Stahl, die dann mit den zulässigen Grenzwerten abgeglichen wird“, so Eberhardt.

80 dieser kleinen Sensoren entscheiden über die Zukunft der A43-Brücke in Herne.
80 dieser kleinen Sensoren entscheiden über die Zukunft der A43-Brücke in Herne. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Am Termin der Belastungsprobe, die voraussichtlich um den 15. Mai herum stattfinden soll, müsse die Brücke komplett gesperrt werden, voraussichtlich an einem Wochenende. Während der Probe werde die Brücke vermessen, erst in einem Zustand ohne Fahrzeuge, dann mit zunehmend schwererer Last in Form von Pkw und größeren Fahrzeugen, die mit Kies beladen werden. Nach der Belastungsprobe stehe dann fest, welche Fahrzeuge künftig noch die Brücke befahren dürfen, sagt Ziebs. Neben den Arbeiten zum Anbringen der Sensoren findet momentan auch die Hauptprüfung der Brücke statt, die sowieso in diesem Jahr auf dem Plan gestanden habe und nun vorgezogen worden sei, so die Projektleiterin.

Viele Lkw-Fahrer halten sich nicht an das Verbot

Seit nun zwei Wochen ist die Brücke für die schweren Lkw gesperrt. Nicht alle Fahrer hielten sich bisher an das Verbot, so Ziebs. Wie viele Verstöße es pro Tag gibt, könne sie nicht sagen, da keine Zählungen stattfänden. „Die Polizei kontrolliert aber zwischendurch.“ Sollte sich bei der Belastungsprobe herausstellen, dass die Brücke dauerhaft für Lkw gesperrt bleiben muss, werde eine Schranken- und Wiegeanlage installiert. Bei einer Missachtung dieser Schranke erwarte die Lkw-Fahrer ein Bußgeld von 150 Euro und ein Punkt in Flensburg.

„Aber wir würden uns natürlich alle freuen, wenn die Gutachter Mitte Mai sagen, dass die Brücke nicht voll gesperrt werden muss“, sagt Ziebs. Sollte es jedoch wirklich zu einer Vollsperrung kommen, sei das „eine Katastrophe“ für die beiden Kommunen Herne und Recklinghausen. „Dann würden sich alle Verkehrsteilnehmer durch die beiden Städte quälen.“

>>>Kapazitätsgrenze ist überschritten

Aufgefallen sind die Schäden im Zuge des Ausbaus der A43. Die 28 Kilometer lange, einzige Nord-Süd-Verbindung quer durchs Ruhrgebiet hat die Kapazitätsgrenze mit täglich 90.000 Fahrzeuge überschritten und soll bis 2030 zwischen Marl-Sinsen und Witten-Heven in mehreren Abschnitten dreispurig ausgebaut werden. In Recklinghausen sind die ersten Kilometer fertig, nun ist Herne an der Reihe.

Auf dem 4,2 Kilometer langen Bauabschnitt zwischen Rhein-Herne-Kanal und Bochum-Riemke müssen unter anderem 21 Brücken angepackt werden, darunter die Emschertalbrücke. Sie hat drei Teile und geht über Emscher, Bahngleise und den Kanal. Nicht mehr tragfähig sei allein die Stahlbrücke über den Kanal. Angedacht war, ab 2023/2024 eine Brückenumfahrung zu bauen, damit anschließend bis 2028 die Brücke neu gebaut werden kann. Ob es bei diesem Zeitplan bleibt, ist nun fraglich.