Herne. Die Stadt Herne zieht schon zum Montag die Notbremse und schließt die Kitas. Es bleibt eine Notbetreuung für Eltern, die sie dringend benötigen.
Herne zieht die Notbremse und schickt die Kitas schon am Montag in den Notbetrieb. Anders als zum Jahresbeginn, als nur an die Eltern appelliert wurde, ihr Kind wenn möglich zu Hause zu betreuen, gibt es ab Montag nur noch eine so genannte „bedarfsorientierte Notbetreuung“. Diese ist laut NRW-Familienminister Joachim Stamp für alle Familien offen, „die die Betreuung wirklich nicht anders organisieren können. Insbesondere, wenn sie arbeiten müssen.“ Diese Regelung sorgt am Freitag für Frust bei vielen Kita-Beschäftigten.
„Im Grundsatz müssen wir eine Notbremse ziehen, das ist richtig“, sagt Elisabeth Weyen, Geschäftsführerin der Kitas des Evangelischen Kirchenkreises Herne. „Aber so ist sie nicht konsequent.“ Wenn die Eltern selbst entscheiden könnten, ob sie die Betreuung brauchen oder nicht, würden viele ihre Kinder weiter schicken, fürchtet sie. Das sorge gerade für viel Frust und Sorge bei den Mitarbeitenden in den Kitas.
Herne: Vorschulkinder dürfen weiter in die Kita
Denn zuletzt habe es in den Evangelischen Kitas einige Corona-Fälle bei den Kindern gegeben. Allein in der laufenden Woche habe der Kirchenkreis, zu dem allerdings auch Kitas in Castrop zählen, insgesamt 18 Fälle gemeldet, in denen Kinder positiv getestet wurden. Häufig seien diese Kinder bereits krank zu Hause gewesen, nur an der Mont-Cenis-Straße habe deshalb eine Gruppe nach mehreren Fällen in Quarantäne gehen müssen, so Weyen. Dennoch bleibe ein ungutes Gefühl bei einigen Erziehern, auch wenn sie inzwischen alle eine Erstimpfung angeboten bekommen und die meisten diese angenommen hätten.
Elisabeth Weyen gibt aber auch zu, selbst keine perfekte Lösung zu wissen und hilflos zu sein. Schließlich verstehe sie auch die Eltern: „Die meisten sind auch müde und wollen nicht mehr; manche machen sich Sorgen um ihren Job“. Sie hätte sich gewünscht, dass die Wirtschaft mehr in die Pflicht genommen würde. Zwar gebe es Kinderkrangentage, aber viele Eltern trauten sich nicht, diese zu nutzen aus Angst, dass es beim Arbeitgeber negativ aufgenommen werde.
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Nicht zuletzt sei es für die Kinder sehr schade, dass sie nun wieder zu Hause bleiben müssen, nachdem sie sich gerade wieder eingelebt hatten: „Die Kinder müssen immer wieder neu anfangen. Das führt zu einer großen Verunsicherung.“ Dass Vorschulkinder weiter in die Kitas dürfen, befürwortet sie: „Sie brauchen den Kontakt zu ihren Freunden und müssen als Gruppe spüren, dass sie bald in die Schule gehen.“ Deshalb finde sie diese Regelung gut.
Stadtelternrat befürwortet die Notbremse in Kitas
Der Vorsitzende des Stadtelternrates, Andreas Gerdesmann, kritisiert zwar die Kurzfristigkeit, mit der mal wieder solche Entscheidungen gefällt werden („Das ist sehr schwierig für die Eltern“). Gleichzeitig befürwortet er aber diesen Schritt: „Es ist bei einer Inzidenz in Herne von über 300 nur konsequent.“ Man könne die Kitas bei den Schließungen nicht dauerhaft außen vor lassen: „Denn gerade in der Kita sind die Kinder wirklich dicht auf einem Haufen.“
Er selbst habe seine Kinder schon in dieser Woche wieder zu Hause gelassen aus Angst vor Ansteckung. Schließlich wolle ja auch kein Elternteil, dass das eigene Kind an Long-Covid erkranke. Gerdesmann sagt, dass es wirklich nur eine absolute Notbetreuung geben dürfe. Er appelliert an die Eltern, die Kinder wirklich nicht in die Kitas zu schicken: „Nur so können wir die Zahlen möglichst schnell gedrückt bekommen und wieder zu mehr Normalität finden.“
Eltern müssen Eigenerklärung unterzeichnen
Eltern, denen es nicht möglich ist, die Betreuung ihrer Kinder anderweitig zu organisieren, müssen jede Woche in einer Eigenerklärung ihren dringenden Bedarf auf Notbetreuung mit einer Unterschrift ankündigen. Das notwendige Formular hat die Stadt Herne im Internet unter www.herne.de/corona zum Download hinterlegt. In der Notbetreuung gilt weiter eine strikte Gruppentrennung und die Stundenreduzierung um zehn Wochenstunden, teilt die Stadt mit.
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Noch am Freitagmorgen herrscht zunächst Unklarheit, ab wann die Herner Kitas in den Notbetrieb wechseln. Die Bundes-Notbremse besagt, dass eine Kommune, in der an drei aufeinander folgenden Tagen die Inzidenz über 165 liegt, ab dem übernächsten Tag auf eine Notbetreuung umstellen muss.
Der Familienminister ließ zunächst aber offen, was das für Städte bedeutet, in denen die Inzidenz, wie in Herne, bereits vor Montag mehrere Tage über der 165 liegt. Bereits am Donnerstagabend hatten Städte wie Duisburg und Dortmund mitgeteilt, ab Montag auf die Notbetreuung umzustellen, am Freitagmittag zieht Herne nach – bei einer Inzidenz von über 300. Erst wenn die Sieben-Tage-Inzidenz an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen wieder unter 165 liegt, darf wieder der eingeschränkte Regelbetrieb aufgenommen werden.