Herne. Die Schüler in Herne lernen wieder im Distanzunterricht. Geht es nach der Sprecherin der Gymnasien, dann soll das bis zum 5. Mai so bleiben.
Nach den Osterferien hat der Unterricht für fast alle Schüler in Herne wieder im Distanzunterricht begonnen. Zunächst ist er für eine Woche angesetzt, doch schon jetzt werden bei den Schulleitern Stimmen laut, die bei einer hohen Inzidenz wie in Herne fordern, dass er verlängert wird – auch und vor allem, um die Abiturprüfungen der Abschlussjahrgänge nicht zu gefährden.
„Wir sollten alles versuchen, um die Abiturprüfungen gut über die Bühne zu bringen“, sagt die Sprecherin der Herner Gymnasien, Nicole Nowak. Deshalb befürwortet die Leiterin des Haranni-Gymnasiums, dass alle anderen Schüler erst danach wieder im Wechselunterricht in die Schule kommen – das wäre ab dem 5. Mai. Danach stünden nur noch die Nachprüfungen an. „Je mehr Schüler vor Ort sind, um so höher ist einfach die Ansteckungsgefahr“, sagt sie.
Corona in Herne: Zeitverzug bei den Klassenarbeiten
Doch nicht nur die Abschlussklassen, auch die Schüler der jüngeren Jahrgänge bereiten den Schulleitungen in Herne Sorgen. Sollte das Distanzlernen verlängert werden, führe das zu erheblichen Problemen, die nötigen Klassenarbeiten in diesem Schuljahr noch zu schreiben, sagt etwa Stefan Lindemann, Sprecher der Herner Realschulen und Leiter der Realschule an der Burg. Schon jetzt sei man im Zeitverzug, da in den zwei Wochen Wechselunterricht vor den Osterferien keine Prüfungen geschrieben werden sollten.
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„Wenn sich der Distanzunterricht je nach Infektionslage noch weiter hinzieht, werden wir erhebliche Probleme bei der Leistungsüberprüfung bekommen“, fürchtet Lindemann. Zwar wurde die Zahl der nötigen Klassenarbeiten schon auf zwei pro Fach gekürzt, aber auch für diese werde es sehr eng. Auch Nicole Nowak sagt, dass man über eine Reduzierung auf eine Klassenarbeit pro Fach nachdenken müsse und bei der Endnote das erste Halbjahr dann beispielsweise stärker werten könne. Alle Schulleiter warten diesbezüglich aber noch auf Anweisungen des NRW-Schulministeriums.
Konzentration auf Inhalte statt Leistungsmessung
Sylke Reimann-Pérez, Schulleiterin der Gesamtschule Mont-Cenis und Schulformsprecherin, sieht eine große Problematik bei der Notenvergabe: „Noch immer sind nicht alle Kinder mit einem digitalen Endgerät ausgestattet“, beklagt sie. „Soll ich diesen Schülern dann für nicht erbrachte Leistungen als Note eine 5 geben, obwohl sie gar nichts dafür können?“
Sie plädiert dafür, im restlichen Schuljahr lieber auf die Vermittlung von Inhalten zu setzen als auf Klassenarbeiten und Leistungsnachweise. „Es wäre sinnvoll, dass man sich auf die Inhalte besinnt und die Leistungsmessung weglässt“, sagt sie. Natürlich sei die Schule normalerweise dafür da, Leistungen zu bewerten, aber diese seien unter den gegebenen Umständen und den Bedingungen des Distanzunterrichts nun mal schwer vergleichbar.
Also keine Klassenarbeiten schreiben und einfach alle eine Klasse weiter schicken? Während das Sitzenbleiben an der Gesamtschule sowieso kein Thema ist, spricht sich Nicole Nowak klar dagegen aus. „Wir haben schon im letzten Schuljahr einfach so versetzt, da wird es schwierig werden, es wieder zu tun“, sagt sie.
Schulleiter befürworten die Testpflicht
Die Testpflicht für Schüler befürworten alle Schulleiter. An der Realschule an der Burg habe sich etwa ein Drittel der Schüler vor den Osterferien geweigert, den Selbsttest zu machen, an der Gesamtschule Mont-Cenis waren es immerhin rund 15 Prozent – zum Teil ohne Angabe von Gründen, wie Reimann-Pérez sagt. Bei insgesamt zwei Schülern sei an ihrer Schule ein positives Ergebnis rausgekommen. Es sei aber alles ruhig und ohne Probleme verlaufen.
Und was ist, wenn ein Schüler nun den Test verweigert? „Eine einzige Schülerin wollte heute den Test nicht machen und die habe ich nach Hause geschickt“, sagt Sylke Reimann-Pérez. Sie dürfe erst wiederkommen, wenn sie sich in der Schule testet oder einen Test von einer externen Stelle mitbringe.
Gymnasien warten noch auf Corona-Testsets
Speziellen Distanzunterricht könne es für Schüler, die den Test verweigern und deshalb zu Hause bleiben müssen, nicht geben, betont die Schulformsprecherin. „Wer sich nicht testen lässt, muss selber sehen, wie er die Unterlagen bekommt“, sagt sie. Die Schüler könnten sie sich im Sekretariat abholen. Es könne aber nicht sein, dass der Lehrer diesen Schülern hinterher laufen müsse. Schließlich sei der Test nichts Schlimmes, er sei nicht schmerzhaft und ein Akt der Solidarität.
Wann der Unterricht für alle an den weiterführenden Schulen in die nächste Runde geht, ist noch nicht klar. Am Montagmittag warteten aber alle Herner Gymnasien noch auf die Selbsttest-Sets. Nicole Nowak konnte selbst auf Nachfrage beim zuständigen Logistikunternehmen nicht herausfinden, wann diese an ihrer Schule eintreffen werden.