Herne. Rund um Herne droht der Verkehrskollaps: Am Montag wird die A 43 für Lkw über 3,5 Tonnen gesperrt. Auch für Pkw-Fahrer gibt es Einschränkungen.

Die A43 ist ab Montag, 12. April, zwischen dem Kreuz Herne und dem Kreuz Recklinghausen für den Lkw-Verkehr über 3,5 Tonnen in beiden Fahrtrichtungen gesperrt. Auch für den Pkw-Verkehr gibt es Einschränkungen. Wenn es hart auf hart kommt, wird die Strecke in Kürze sogar komplett für alle geschlossen.

Grund für die Sperrung auf der A 43 seien Schäden an der 80 Meter langen Autobahnbrücke über den Rhein-Herne-Kanal an der Grenze Herne/Recklinghausen, sagte Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH des Bundes, bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag. Ingenieur Jörg Frickel wurde deutlicher: Stahlträger der Brücke aus dem Jahr 1965 hingen durch, das Bauwerk habe sich um mehrere Zentimeter gesenkt. Folge: „Ein Versagen des Tragwerks kündigt sich an.“

Herne: Autobahn wird bis 2030 dreispurig ausgebaut

Die Stahlträger der Autobahnbrücke hängen durch, haben Messungen ergeben.
Die Stahlträger der Autobahnbrücke hängen durch, haben Messungen ergeben. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Aufgefallen sind die Schäden im Zuge des Ausbaus der A 43. Die 28 Kilometer lange, einzige Nord-Süd-Verbindung quer durchs Ruhrgebiet hat die Kapazitätsgrenze mit täglich 90.000 Fahrzeuge überschritten und soll bis 2030 zwischen Marl-Sinsen und Witten-Heven in mehreren Abschnitten dreispurig ausgebaut werden. In Recklinghausen sind die ersten Kilometer fertig, nun ist Herne an der Reihe.

Auf dem 4,2 Kilometer langen Bauabschnitt zwischen Rhein-Herne-Kanal und Bochum-Riemke müssen unter anderem 21 Brücken angepackt werden, darunter die Emschertalbrücke. Sie hat drei Teile und geht über Emscher, Bahngleise und den Kanal. Nicht mehr tragfähig sei allein die Stahlbrücke über den Kanal. Angedacht war, ab 2023/2024 eine Brückenumfahrung zu bauen, damit anschließend bis 2028 die Brücke neu gebaut werden kann. Ob es bei diesem Zeitplan bleibt, ist nun fraglich.

Auch Pkw von der A 2 und der A 42 dürfen nicht mehr auf den Abschnitt

Als Sofortmaßnahme wird zunächst ab Montag, 5 Uhr, die Strecke zwischen den beiden Autobahnkreuzen Herne und Recklinghausen für Lkw ab 3,5 Tonnen gesperrt. Um das Bauwerk zusätzlich zu entlasten, werden die Verbindungen im Kreuz Recklinghausen von der A 2 auf die A 43 in Richtung Wuppertal sowie im Kreuz Herne von der A 42 auf die A 43 in Richtung Münster für den gesamten Verkehr gesperrt. Und: Auch die Auffahrt der Anschlussstelle Recklinghausen-Hochlarmark in Fahrtrichtung Wuppertal darf nicht mehr genutzt werden. Mit einer weiträumigen Beschilderung auf Autobahnen in der Region will der Autobahnbetreiber Lkw frühzeitig über A 2, A 45 und A 42 umleiten. Viele Fahrzeuge müssen dabei lange Umwege in Kauf nehmen.

In den kommenden Wochen werde die Brücke nun täglich nachgemessen, um Veränderungen auch im Millimeterbereich zu erkennen, hieß es. In zwei Wochen soll es an der Brücke dann eine Belastungsprüfung geben, für die die A 43 voll gesperrt wird. Erst dann soll entschieden werden, wie es weiter geht. Möglich seien drei Szenarien. Reicht die Einschränkung für Lkw, dann sollen in den Kreuzen und in den Anschlussstellen in der Nähe der Brücke Wiegeanlagen mit Schranken eingerichtet werden – ähnlich wie an der Leverkusener Rheinbrücke und der Rheinbrücke Neuenkamp. Sollten die Einschränkungen nicht ausreichen, dann müsse die A 43 für den gesamten Verkehr gesperrt werden.

Zusätzliche Verkehrsbelastungen auch in Herne

Parallel werde geprüft, ob eine Behelfsbrücke an Stelle der Kanalbrücke aufgebaut werden kann. Die Anzahl der Brücken mit dieser Länge sei in Deutschland aber beschränkt, sagt Autobahn-Direktorin Sauerwein-Braksiek. Ob die Fertigteilbrücken, die in bundeseigenen Lagern vorgehalten würden, als Zwischenlösung kommen können, stehe also noch nicht fest. Nicht zuletzt werde geprüft, ob die neue Brücke schneller als bis 2028 gebaut werden könne.

Zusätzliche Verkehrsbelastungen durch die Sperrung dürften die Folge sein, nicht zuletzt auch in Herne, sagt Sauerwein-Braksiek: „Die Verkehrsteilnehmer suchen sich ihre eigenen Wege.“ Es werde „definitiv der Fall sein“, dass sich Lkw und auch Pkw Ausweichrouten auch durch die Stadt suchen.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Autobahnkreuz wird erneuert

Herzstück des A 43-Umbaus auf Herner Gebiet ist der Umbau des Autobahnkreuz Herne. Es wird unter anderem mit einem Verbindungstunnel zur A 42 ausgestattet. In Betrieb genommen 1968, läuft im Kreuz aktuell quasi „eine Operation am offenen Herzen“.

Bahnlinien queren das Autobahnkreuz, nebenan stehen Hochspannungsmasten, und drüber verlaufen die Leitungen. Um alle Fahrbahnen im Knotenpunkt zu verbreitern, braucht es zehn Jahre. 90.000 Kubikmeter Erde müssen dabei beseitigt, 25.000 Kubikmeter Beton gegossen, 54 Kilometer Kabel verlegt werden.