Herne. Die Museen haben das Publikum vermisst und umgekehrt: Seit vergangener Woche finden auch in Herne Besucher und Ausstellungen wieder zueinander.
Nach wochenlangem Lockdown begrüßen die Herner Museen seit ein paar Tagen wieder die ersten Besucher - vorschriftsmäßig angemeldet und namentlich registriert. Der Eindruck nach Gesprächen mit den Verantwortlichen der Häuser: Die Ausstellungen werden zwar nicht gestürmt, doch nutzen viele freudig die Gelegenheit, mal wieder Kunst und Kultur zu schnuppern.
LWL-Museum für Archäologie
Dienstagmittag im LWL-Museum für Archäologie: Die neue Sonderausstellung „Stonehenge“ wird gerade erst aufgebaut, dafür gibt es gegenüber in der Dauerausstellung Einblicke in 280.000 Jahre westfälische Geschichte. Über einen Steg erwandern gerade Lukas Krumbholz und Sungur Cicek aus Oberhausen und Duisburg die Grabungslandschaft. Der Student und die Abiturientin, 24 und 26, haben sich Klappstühle ausgeliehen, so können sie auch in Ruhe die Texte lesen. Die beiden sind das erste Mal im Herner Museum. „Das ist schon ein Unterschied, etwas auf dem Rechner zu sehen oder real“, freut sich Sungur, die wie ihr Begleiter die Museumsbesuche doch stark vermisst hat. Ein paar Meter weiter führt eine Studentin aus Wuppertal ihre Großeltern aus Ungarn durch die Ausstellung. Die 23-Jährige hat sich irgendwann eine Liste von Museen zusammen gestellt, und Herne war dabei. Ähnlich ging das Freundespaar aus Essen vor, das gerade die Halle verlässt: „Wir haben gestern mal geguckt, welche Museen sich interessant anhören.“
Doreen Mölders, die Leiterin des Hauses am Europaplatz, ist zufrieden mit der Resonanz. „Wir waren am Wochenende zwar nicht ausgebucht, aber jeder Timeslot war besetzt.“ Es habe auch „eine sehr schöne Stimmung“ geherrscht. In der Woche sei es „ein bisschen dünner“, doch ihr Eindruck sei: „Viele freuen sich, dass sie wieder Kultur genießen dürfen.“ Anmeldungen sind momentan telefonisch und per E-Mail möglich, Zeitfenster sollen aber demnächst zusätzlich online zu buchen sein. Reservierung: 02323 946820 oder empfang-archaeologiemuseum@lwl.org.
Emschertal-Museum
Auch Oliver Doetzer-Berweger spricht von positiven Erfahrungen. „Es läuft an“, sagt der Chef des Emschertal-Museums. Immerhin 94 Besucher hätten die drei Häuser seit Wiederbeginn gezählt. Was Doetzer besonders freut: Zur „stillen Eröffnung“ mit Susanne Stähli in der Städtischen Galerie seien allein am Sonntag 25 Besucher gekommen. Auch bei einer Stippvisite im Heimatmuseum habe er am Sonntag mehrere Besucher angetroffen. Und auch die bislang überwiegend geschlossene Sonderausstellung „Versponnen“ im Schloss könne sich nun endlich noch Publikum zeigen. Sie wurde bis Mai verlängert. „Museen leben von der Aura des Originals“, so sein Fazit - bei allen Möglichkeiten des Digitalen. Auch für das Emschertal-Museum melden sich Interessierte mit Zeitfenstern an, was auch gut funktioniere. Gegen Präsenzbesucher hat sich dagegen der Alte Wartesaal für seine nächste Ausstellung von Pottporus entschieden: Aus organisatorischen Gründen ist „Die Ordnung und das Schmutzige“ der französischen Künstler Vladimir Cruells und Lorca Renoux ab Samstag als „Schaufensterausstellung“ zu sehen, so Katrin Lieske, dazu gibt’s ein Video. Reservierung 0 23 23 / 16 26 11 oder emschertal-museum@herne.de.
Künstlerzeche Unser Fritz
Die Künstlerzeche Unser Fritz hat am Wochenende die ersten angemeldeten Besucher begrüßt. Die dort bereits aufgebaute Fotoausstellung von Patricia Eichert ist zuvor schon abgefilmt worden, was im Netz gut ankomme, wie Erika Porsch als 2. Vorsitzende des Fördervereins weiß: Das Video sei bereits 250 Mal geklickt worden. Was etliche Anrufer verunsichert habe, sei die Frage, ob und warum in Herne bei hoher Inzidenz trotzdem die Ausstellung geöffnet sei. Dazu Erika Porsch: „Es gilt der Landeswert.“ Reservierung: 0177 8643395 oder info@kuenstlerzeche.de.
Flottmann-Hallen
Auf die bereits dritte „stille Eröffnung“ freuen sich die Flottmann-Hallen, für die sich noch Besucherinnen und Besucher anmelden können. Herbert Mehler und Sonja Edle von Hößle - sie zeigen Skulptur und Malerei - sind am Samstag, 20. März, von 14 bis 18 Uhr vor Ort und stehen für Gespräche zur Verfügung. Dies sei sogar ein Gewinn, findet die Ausstellungsverantwortliche der Flottmann-Hallen, Jutta Laurinat. „Die Künstler haben in den vier Stunden Zeit, sich um das Publikum und ihre Freunde und Bekannten zu kümmern.“ Das sei bei den üblichen zweistündigen Eröffnungen sonst nicht immer gegeben. 30 Besucher dürfen pro Zeitfenster dabei sein. Reservierung Eröffnung 02323-162956, Ausstellung 02323-163078.
>>DAS SIND DIE VORSCHRIFTEN
■ Möglich ist seit dem 8. März wieder der Besuch von Museen, Kunstausstellungen, Galerien, Schlössern, Burgen, Gedenkstätten und ähnlichen Einrichtungen - mit vorheriger Terminbuchung und bei sichergestellter einfacher Rückverfolgbarkeit.
■ In geschlossenen Räumlichkeiten darf die Anzahl von gleichzeitig anwesenden Besucherinnen und Besuchern eine Person pro 20 Quadratmeter der für Besucher geöffneten Fläche nicht übersteigen.