Herne. In Herne fallen 1000 Astrazeneca-Impfungen aus. Auch Zweitimpfungen werden abgesagt. DRK-Chef: „Das ist der schlechteste aller Zeitpunkte.“

Nach dem Aussetzen der Corona-Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca werden in dieser Woche in Herne rund 1000 Impfungen abgesagt. „Alle geplanten und avisierten Impfungen sind bis auf Weiteres ausgesetzt“, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Alleine am Dienstag mussten 500 Impfungen kurzfristig ausfallen, sagt DRK-Chef Martin Krause. Immer dienstags und donnerstags wird das Vakzin im Impfzentrum an Lehrer und Personal aus dem Gesundheitswesen verimpft.

Besonders bitter: In dieser Woche sollten auch die Bewohner und Mitarbeiter der Eingliederungshilfen geimpft werden. „Das muss jetzt auch ausfallen“, sagt Krause. Nach dem bisher größten Corona-Ausbruch in einigen dieser Einrichtungen vor ein paar Tagen, „ist das nun der schlechteste aller Zeitpunkte für das Aussetzen des Impfstoffs“.

Nachdem am Montag bekannt wurde, dass das Bundesgesundheitsministerium nach Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts die Astrazeneca-Impfungen vorläufig stoppt, mussten in Herne keine Impfdosen weggeworfen werden. Da an Montagen nur mit Biontech geimpft wird, seien noch keine Astrazeneca-Impfen aufgezogen gewesen, sagt Krause. Die Reste lagerten nun im Kühlschrank.

Mitarbeiter des Herner Impfzentrums waren geschockt

Auf den vorübergehenden Impfstopp reagierten viele Herner überrascht. Zum einen hätten ihn geschockte E-Mails von Lehrern, Schulleitern und Kitaleiterinnen erreicht, sagt Krause. Aber auch die Mitarbeiter des Impfzentrums seien geschockt gewesen. „Die Entscheidung kam einfach sehr plötzlich.“

Überrascht über die Entscheidung war auch eine Erzieherin aus Herne, die eigentlich am Donnerstag ihre erste Impfung erhalten sollte. „Im ersten Moment war ich sehr sauer.“ Noch sei sie in Elternzeit, aber im Sommer werde sie wieder in einem Kindergarten anfangen zu arbeiten. „Ich hatte mich sehr gefreut, dass mein Träger mir die Impfung ermöglichen wollte“, sagt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Fast alle ihrer Kolleginnen hätten Nebenwirkungen durch die Impfung gehabt. „Natürlich hatte ich Bedenken. Aber ich habe lieber zwei Tage Fieber, als an Corona zu erkranken.“ Bei ihren Eltern habe sie erlebt, wie schlimm so eine Erkrankung sein könne. Nun hoffe sie, dass der Impfstopp nicht lange andauern werde. „Ich würde mittlerweile jeden Impfstoff nehmen.“

Über 80-jährige Herner erhalten weiterhin ihre Biontech-Impfung

Während am Montag noch nicht entschieden war, ob auch die zweite Impfung ausfallen muss, steht nun fest: Sowohl die Erst- als auch die Folgeimpfungen werden eingestellt, so Krause. Der Vorteil in Herne sei, dass die Impfungen mit Astrazeneca erst Mitte Februar begonnen hätten. „Da die Folgeimpfung erst nach zwölf Wochen erfolgen sollte, haben wir etwas Zeit.“ Trotzdem müsse schnell entschieden werden, wie es nun weitergehen wird, betont der DRK-Chef. Es bestehe die klare Zusage des Gesundheitsministers, dass alle eine Zweitimpfung erhalten, fügt Stadtsprecher Christoph Hüsken hinzu.

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Im Herner Impfzentrum würden zurzeit 75 Prozent Biontech und 25 Prozent Astrazeneca verimpft. Das Verhältnis schwanke von Tag zu Tag, aber dadurch, dass nur an zwei Tagen mit Astrazeneca geimpft werde, sei der Anteil von Biontech immer höher, so Krause. Der dritte Impfstoff von Moderna spiele nur eine kleine Rolle: Insgesamt 140 Dosen habe Herne bekommen, von denen fast alle bereits weg seien.

Gesichert ist laut Stadt und DRK die weitere Impfung der Bürger, die 80 Jahre und älter sind. Sie können also mit ihren bestätigten Terminen weiterhin ins Impfzentrum kommen und erhalten dort den Impfstoff von Biontech.

>>>Nächste Entscheidung am Donnerstag

Das Paul-Ehrlich-Institut weist darauf hin, dass Menschen, die mit Astrazeneca geimpft wurden und sich mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwohl fühlen – z.B. mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen –, sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben sollten.

Am Donnerstag will die EMA nach eigener Aussage entscheiden, ob eine neue Empfehlung für oder gegen den Einsatz des Vakzins ausgesprochen wird.