Herne. „Veginoo“ haben Joline Surau und Jonas Wernsmann ihr Start-up getauft: Das Paar aus Herne handelt mit deutschen Weißweinen aus Öko-Anbau.

Am Anfang waren sie nur neugierig. Wein haben sie immer gerne getrunken, und mit jeder Flasche, die Joline Surau und Jonas Wernsmann öffneten, wuchs ihr Interesse. Wo kommt er her? Was ist das für eine Rebsorte? Und warum schmeckt der besser als die 3-Euro-Flasche aus dem Supermarkt? Inzwischen hat sich das Herner Paar, 30 und 28, ein solides Wissen angetrunken und herausgefunden, was ihm gefällt. Und das dürfen jetzt auch die Kunden ihres Online-Handels „Veginoo“ probieren.

Keine Ehrfurcht vor dem Fachjargon

Von wegen „Hanglage“ und „kräftig im Abgang“: Auf „Sommelier-Gequatsche“ können die beiden Jungunternehmer gut verzichten. Da sind sie ganz bodenständig. „Zwei Ruhrpottkinder stellen Dir echte Schmackofatz Tropfen von familiengeführten Weingütern vor“: So heißt es bei ihnen auf dem Flyer mit den Weinempfehlungen. Ehrfurcht sieht anders aus. „Wir wollen Wein unkompliziert,“ ist ihre Philosophie.

Jonas Wernsmann und Joline Surau in ihrer Wohnung am Grünen Weg.
Jonas Wernsmann und Joline Surau in ihrer Wohnung am Grünen Weg. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Partner haben sie in jungen deutschen Winzern gefunden. „Die sind in unserem Alter und übernehmen gerade das Weingut von ihren Eltern“, erzählt Joline Surau. „Mit denen kommunizieren wir auf Augenhöhe.“ Zugegeben, das sei anfangs nicht so gewesen. Zwar waren die Herner nach der Lektüre diverser Bücher und Blogs nicht ganz unvorbereitet, doch so richtig Ahnung hatten sie nach eigenem Empfinden dann doch nicht, als sie sich auf die Reise zu ausgewählten Weingütern in Rheinhessen, der Pfalz und in Franken begaben. „Die Winzer haben uns mit in den Weinkeller und in den Weinberg genommen“, sagt Jonas Wernsmann. „Man lernt jedes Mal dazu.“

Geschmack erweitert sich

Inzwischen wissen die beiden, was sie wollen: „trocken, fruchtig, wenig Säure“, zählt Jonas auf. Auch im Holzfass ausgebaute Weine habe man entdeckt, sagt Joline. „Man merkt, dass sich der Geschmack erweitert.“ Billige Weine schmecken nicht mehr, dafür bleibt der Kopfschmerz aus. Nur was ihnen selbst gefällt, bekommen auch die Kunden.

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Konzentriert haben sich die jungen Weinhändler jetzt auf deutsche Weißweine aus ökologischem Anbau; Franz Hahn, Patrick Kampf oder Marc Weinreich heißen neben anderen ihre Lieferanten. Bei Juliane Eller, die mit Matthias Schweighöfer und Joko Winterscheidt „III Freunde“ kreiert hat, beziehen sie die „Juwel“-Line. Auch ein paar Flaschen Rosé und Rotwein lagern im Keller am Grünen Weg in Sodingen. Warum der Name „Veginoo“? Eine Phantasie-Kombination aus „Veggi“ wie vegan und „vino“, ausgedacht von Jonas, die Joline auch gleich gefiel: „Es sollte einfach ein schöner Name sein.“

Weinproben kamen gut an

Seit Juli existiert das Geschäft. Weinproben im Freundeskreis seien gut angekommen, berichten Wernsmann und Surau. Auf Wunsch werden Weinpakete verschickt oder in Herne auch eigenhändig geliefert. Eine Internetseite listet seit Januar alle verfügbaren Weine auf, es sind 55 von zehn Winzern. Preislich liegen sie zwischen 6,50 und 15,50 Euro, die meisten von ihnen im Mittelfeld.

Mehr über Veginoo

Die komplette Weinliste von Veginoo steht auf www.veginoo.de. Der Weinhandel ist per Telefon unter 0157 37263234 oder per Mail an tach@veginoo zu erreichen.

Ein Veginoo-Wein wird in der „Kostbar“ an der Behrensstraße ausgeschenkt, wo Joline (normalerweise) jobbt: „Fidibus“ von Franz Hahn.

Jolines Lieblingswein: Scheurebe von Patrick Kampf und der Weißburgunder des Weinguts Reinhardt. Jonas trinkt am liebsten den Rosé von Kampf.

„Uns macht das Spaß“, versichern die Geschäftsleute, die sich selbst als „jung, dynamisch und locker-flockig“ bezeichnen, und man glaubt es ihnen sofort. Doch mehr als ein Hobby oder Nebenerwerb soll der Weinhandel momentan nicht sein. Joline schreibt an ihrer Masterarbeit in Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft und möchte auch gerne in diesem Bereich arbeiten, während Jonas bei einer Chemiefirma in Krefeld mit Marktentwicklung und Vertrieb beschäftigt ist. Der Weinhandel läuft nebenbei: „Den sehen wir nicht unbedingt als Arbeit“.

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