Herne. Weil er eine Hornisse in der Wohnung vermutete, suchte ein 29-Jähriger einen Schädlingsbekämpfer im Internet. Der verlangte 309 Euro.

Die Berichte von betrügerischen Schlüsseldiensten sind bekannt: Wer im Internet den Nächstbesten wählt, wenn die Haustür versehentlich zugefallen ist, muss bisweilen viel bezahlen. Genauso vorsichtig sollten Verbraucher sein, wenn es darum geht, unliebsame Insekten loszuwerden. Diese Erfahrung hat Torben Röhrs aus Wanne-Süd gerade gemacht.

Vermieter lehnt Kammerjäger zurecht ab

Eine Hornisse hatte sich in seine Wohnung verirrt. Davon jedenfalls ging der 29-Jährige aus, nachdem etwas Undefinierbares vor seiner Nase herumgeschwirrt war, "größer als eine Wespe und dunkler". Als sich der von ihm informierte Vermieter auf den "Artenschutz" berief und das Einschalten eines Kammerjägers ablehnte, machte sich Torben Röhrs im Internet selbst auf die Suche. Ein Fehler, wie sich später herausstellte.

Seine Wahl fiel auf "Kammerjäger Stein", der dann auch am gleichen Tag noch auftauchte. Was Röhrs nicht wusste: Das Unternehmen gehört zu den "schwarzen Schafen", vor denen im Internet auf einer "schwarzen Liste" gewarnt wird. 309 Euro veranschlagte in diesem Fall der aus Düsseldorf angereiste Kammerjäger vor Ort in Wanne-Eickel mit dem Taschenrechner für seine Dienste, ließ sich aber dann auf die 100 Euro ein, die ihm Röhrs anbot. Dann sei er ins Schlafzimmer verschwunden und habe dort "kreuz und quer rumgesprüht" berichtet Röhrs, mit einem "Spezialspray", das er nicht weiter erläutert habe. "Ich sollte nur eine Stunde nicht reingehen." Ende vom Lied: Am nächsten Tag fand sich in dem Zimmer eine tote Wespe.

Verbraucherzentrale berät zu Schadstoffen

"Ob Wespe, Hornisse oder Wildbiene: Sie alle stehen unter Artenschutz", erklärt Silke Gerstler von der Verbraucherzentrale NRW. Das heißt: Diese Insekten zu töten, sei nicht erlaubt. Die Verbraucherzentrale widmet "Schadstoffen" im allgemeinen eine Internetseite. Dabei geht es auch um den Aspekt "Schädlingsbekämpfungsmittel / Biozide". Solche Mittel seien frei verkäuflich, hätten aber "im normalen Haushalt nichts zu suchen", wie Silke Gerstler betont, denn sie könnten Haustieren oder Säuglingen empfindlich schaden: "Das ist alles nicht so harmlos." Sie empfiehlt die Insekten hinaus zu wedeln oder mittels Fliegengitter gar nicht erst hereinzulassen.

Ist doch professionelle Hilfe gefragt, warnt Silke Gerstler vor Telefonnummern, die mit "0800" beginnen. Es sei oft nicht mal erkennbar, von wo die Schädlingsbekämpfer kämen. Sie rät dazu, ins Impressum zu gucken. Außerdem sei es ratsam, sich für den Fall des Falles eine Liste mit seriösen Anbietern zurechtzulegen. Der Deutsche Schädlingsbekämpfer-Verband DSV habe solche Listen und berate die Verbraucher auch.

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Die von dem Herner am Ende bezahlten 100 Euro entsprechen ihrer Erfahrung nach dem, was üblicherweise inklusive Anfahrt verlangt werde, nämlich 80 bis 100 Euro. Am besten sei es aber, schon am Telefon einen Festpreis zu vereinbaren.

> Mehr über seriöse Schädlingsbekämpfer inklusive Liste auf der Seite des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbandes DSV: www.dsvonline.de.

> Der Verein zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung setzt sich zum Ziel, den Einsatz von Gefahrenstoffen zu minimieren bzw. ganz unnötig werden zu lassen: https://vfoes.de/.

> Um Schädlingsbekämpfungsmittel geht es auf der Seite der Verbraucherzentrale NRW über Schadstoffe, https://www.verbraucherzentrale.nrw/schadstoffe

> Unseriöse Unternehmen der Branche nennt im Internet http://blacklist-schwarzeliste.de/.

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