Herne. Bewohner von Pflegeheimen sollen über Weihnachten ihre Familien nicht besuchen. Das bitten die Heime. Sie fürchten Corona-Infektionen.

Die Träger von Alten- und Pflegeheimen in Herne schauen mit Sorge auf Heiligabend und die Feiertage. Sie befürchten Corona-Ausbrüche, wenn Bewohner über Weihnachten ihre Familien besuchen und anschließend in die Einrichtungen zurückkehren.

„Corona kann uns schnell ins Haus kommen“, warnt Roberto Gentilini, Einrichtungsleiter des Protea-Care-Seniorenzentrums am Schloss in Baukau. Für Bewohner gibt es in Nordrhein-Westfalen keine Einschränkungen: Sie dürfen ihre Einrichtungen verlassen, sollen sich aber eigenverantwortlich an die bekannten Corona-Regeln halten, heißt es in der Coronaschutzverordnung. Dass die Bewohner Weihnachten mit Angehörigen feiern, sei richtig und wichtig, sagt Gentilini – am besten aber im Aufenthaltsraum der Einrichtung oder, wenn möglich, noch besser beim gemeinsamen Weihnachtsspaziergang. „Die Lage ist kritisch“, sagt er mit Verweis auf die steigenden Corona-Zahlen auch in Herne. Niemand wisse, ob Senioren in ihren Familien ausreichend geschützt werden können.

Protea-Care ruft nach Rückkehr zu "freiwilliger Quarantäne" auf

Ähnlich sieht das Martin Krause, Kreisgeschäftsführer des Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Herne. Nicht alles, was erlaubt ist, sei in Zeiten hoher Fallinzidenzen auch sinnvoll, betont er. Die Gefahr eines Eindringens des Virus in die Einrichtungen werde durch die Besuche der Senioren in den Familien „nicht geringer“. Sein Verband betreibt in Herne unter anderem die Häuser am Flottmann-Park und am Königsgruber Park. Krause appelliert deshalb an die Bewohner, über Weihnachten in den Einrichtungen zu bleiben.

Und wenn die Bewohner doch für einige Stunden bei ihren Angehörigen sein und gemeinsam mit ihnen neben dem Tannenbaum sitzen sollen? Dann sollen sie anschließend, soweit es geht, unter sich bleiben: Auch wenn bei der Rückkehr ein Schnelltest gemacht werde - das Virus sei im Fall einer Ansteckung ja noch gar nicht nachweisbar, sagt Protea-Care-Einrichtungleiter Gentilini. Er ruft die Bewohner deshalb dazu auf, zwei bis drei Tage in freiwilliger Quarantäne auf ihren Zimmern zu bleiben: „Wir brauchen diese Tage.“

ASB: Man muss den Schutz aller Bewohner im Blick haben

Dazu ruft auch der ASB auf, der in Herne drei Heime betreibt. Nicht freiwillige Quarantäne, sondern „Absonderung“ im eigenen Zimmer ohne Kontakte zu den Zimmernachbarn, so nennt Sprecher Martin von Berswordt-Wallrabe das, was die Bewohner nach ihrer Rückkehr freiwillig machen sollten. Wenn sie ihr Zimmer doch verlassen müssten, dann, bitteschön, nur mit Maske. Die Corona-Lage sei angespannt, sagt auch er. So wichtig Kontakte gerade zu Weihnachten auch seien: Sie seien immer auch ein Risiko. „Wir müssen den Schutz aller Bewohner im Auge behalten“, so Berswordt.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Herne. Den Herne-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]

Weitere Nachrichten aus Herne und Wanne-Eickel lesen Sie hier.

Drei Tage nach ihrer Rückkehr können die Bewohner dann getestet werden, sagt der ASB-Sprecher. Das sei aber ohnehin Gang und Gäbe: Laut Coronaschutzverordnung des Landes müssen Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen und von Pflegediensten mindestens jeden dritten Tag getestet werden.

>> Heiligabend gebe es für die Bewohner im Seniorenzentrum am Schloss ein gemeinsames Abendessen. Eingenommen werde es im Essensbereich des eigenen Wohnbereichs. Die Wohnbereiche seien getrennt worden, sagt Einrichtungsleiter Roberto Gentilini.

Auch die Weihnachtsgeschichte werde erzählt, wegen Corona aber ausnahmsweise nach und nach auf den Fluren. Dort soll auch musiziert werden.