Herne. Corona-Ausbruch in einem Herner Seniorenheim: 35 Menschen haben sich angesteckt, drei sind tot. Eine Angehörige kritisiert den Betreiber scharf.
Im Seniorenhaus im Herner Stadtteil Crange haben sich 28 Bewohner und sieben Mitarbeiter mit Corona infiziert. Diese Zahl nannte der Betreiber Alloheim Senioren-Residenzen auf Nachfrage der WAZ. Damit nicht genug: Drei Bewohner seien mit einem positiven Corona-Testergebnis verstorben.
Den Corona-Ausbruch im Seniorenhaus Crange auf der Dorstener Straße hatte der Betreiber am Mittwochabend gemeldet (die WAZ berichtete). Daraufhin sei dort „ein umfangreiches Isolations- und Quarantänekonzept zum Schutz der Bewohner“ umgesetzt worden. Wann sich wie viele Bewohner und Mitarbeiter angesteckt haben, sagte der Betreiber dagegen nicht.
Hernerin: Das ist eine Beleidigung für meine Mutter
Dass Menschen mit einer Corona-Infektion in dem Haus gestorben sind, teilte das Unternehmen am Mittwoch ebenfalls nicht mit. Das ruft Gabriele Chuchra aus Wanne-Eickel auf den Plan. Ihre Mutter (98 Jahre) sei am Montag in dem Seniorenhaus verstorben. Auch habe sie von mindestens einem weiteren Todesfall gehört. Vom Betreiber dazu kein Wort: „Das ist eine Beleidigung für meine Mutter“, so die 74-Jährige. Sie fragt: „Will der Betreiber da was schönreden?“
OB Dudda verärgert über Betreiber
Oberbürgermeister Frank Dudda hatte sich am Dienstag verärgert über den Betreiber einer Herner Einrichtung geäußert. In der Einrichtung, so informierte er die Ratsvertreter, hätten sich in der Pandemie schon einmal mehrere Bewohner infiziert, nun sei es dort erneut zu einem Corona-Ausbruch gekommen.
Er kündigte mit den Verantwortlichen „ernste Gespräche“ an. „Sie können sicher sein, dass da Klartext geredet wird.“
Nach Informationen der WAZ bezog sich der Oberbürgermeister auf das Seniorenhaus Crange. Dem widerspricht der Betreiber: Im Seniorenhaus seien aktuell erstmals Mitarbeiter oder Bewohner positiv getestet worden: „Ein vorheriges Covid-19-Geschehen gab es somit nicht.“
Auf Nachfrage der WAZ bestätigt der Sprecher drei Todesfälle. „Unser stilles Gedenken gilt den Verstorbenen, wir fühlen mit ihren Angehörigen und sprechen ihnen unsere tiefe Anteilnahme aus“, sagt er zur WAZ.
Die 28 betroffenen Bewohner mit positivem Testergebnis seien in zwei Isolationsbereichen unter Zimmerquarantäne gestellt worden: „Hierfür mussten insgesamt acht Bewohner umziehen, ihr Einverständnis bzw. das der Angehörigen liegt vor.“ Für die gesamte Einrichtung gelte: Mahlzeiten würden nur noch auf den Zimmern ausgegeben, und alle Bewohner seien nachdrücklich dazu angehalten worden, auf ihren Zimmern zu bleiben. Besuche in der Einrichtung seien aus Sicherheitsgründen nicht möglich.
Betreiber: Mitarbeiter und Bewohner werden regelmäßig getestet
Die Mitarbeiter seien „wohnbereichsbezogen“ eingeteilt worden, sie arbeiteten also ausschließlich auf dem ihnen zugewiesenen Wohnbereich. Alle Mitarbeiter unterziehen sich laut Sprecher täglich einem Screening und würden regelmäßig getestet. Auch die Bewohner der Einrichtung würden regelmäßig getestet und engmaschig beobachtet. So werde zum Beispiel mehrmals am Tag Fieber gemessen, und Symptomkontrollen würden durchgeführt. Die sieben positiv getesteten Mitarbeiter befänden sich in häuslicher Quarantäne. Getestet worden sei am Montag, die nächste Testung sei für den 21. Dezember geplant.
„Wir haben die Angehörigen umgehend über die Situation informiert, halten sie regelmäßig auf dem Laufenden und kommunizieren sehr transparent die jeweiligen Maßnahmen“, sagt der Sprecher. Die Angehörigen der positiv Getesteten und die Bewohner selbst zeigten „viel Verständnis“ für die Situation und die Notwendigkeit der getroffenen Maßnahmen – „auch wenn Bewohner keinerlei Symptomatik zeigen und sich somit gesund fühlen“.