Herne. Ungewöhnliches Geschäft: Der Herner Magnus von Bormann vertritt Haus-Eigentümer bei Bergschäden. Schon als Junge war er vom Bergbau fasziniert.
Der Bergbauhat das Ruhrgebiet lange Zeit geprägt. Auch wenn nun die letzte Zeche still steht, sind die Auswirkungen des Abbaus noch lange spürbar. Immer wieder gibt es Verwerfungen, die auf die alten Flöze zurückzuführen sind.
Magnus von Bormann ist für eben diese Fälle zuständig. In seinem Vermessungs- und Sachverständigenbüro an der Berliner Straße vertritt er seit September 2019 Eigentümer im eher ungewöhnlichen Spezialgebiet: Bergschäden. Bereits als kleiner Junge faszinierte den Herner der Bergbau. Sein Großvater Heinz Altegoer erzählte ihm viele Geschichten, die er unter Tage auf Zeche Constantin 4/5 erlebte.
So war es nicht verwunderlich, dass Magnus von Bormann eine Ausbildung zum Bergvermessungstechniker und zum Sachverständigen für Bergschäden machte und im Vermessungsbüro seiner Großeltern anfing. „Letztes Jahr habe ich dann entschieden, in die Selbstständigkeit und meinen eigenen Weg zu gehen.“
3000 Eigentümer vertritt Magnus von Bormann aus Herne
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Viele Eigentümer wüssten gar nicht, dass ihr Haus Bergschäden aufweist. „Das lässt sich nicht so einfach feststellen, deshalb ist es wichtig, dass ein Fachmann die Häuser zunächst gründlich begutachtet.“ Denn nicht immer ist ein offensichtlicher Riss zu sehen. Oft liegen Funktionsstörungen durch Schieflagen der Häuser vor. In solchen Fällen laufe beispielsweise die Dachrinne zur falschen Seite ab oder das Fett in der Pfanne sammelt sich auf einer Seite. „Ich kenne die komplette Abbausituation der RAG und weiß deshalb in welche Richtung ein Haus kippen kann bzw. wo die Flöze liegen und mit Erhebungen zu rechnen ist“, betont der 43-Jährige.
1500 neue Messbolzen
Bergschäden können durch den Bergbau, den Braunkohleabbau oder den Salzbergbau verursacht werden.
Um zu prüfen, ob ein Haus seine Lage verändert, wurden im Ruhrgebiet die Häuser in den 50ern mit Messpunkten versehen.
„Allein in diesem Jahr haben wir bereits 1500 neue Messbolzen gesetzt, in Bereichen wo künftig Hebungen zu erwarten sind“, sagt Bormann. Infos: www.vonbormann.de
Gut 3000 Eigentümer vertritt Magnus von Bormann aktuell mit seinem Team. Ein Teil davon komme aus Herne und Wanne, viele aber auch aus dem Saarland und anderen deutschen Gebieten, in denen intensiv Bergbau betrieben wurde. „An der gesamten Ruhrschiene von Dortmund-Süd bis Bochum-Süd sind die Pumpen bereits abgestellt worden. Die Strecke von Ahlen nach Kempen ist komplett unterhöhlt“, weiß der Bergvermessungstechniker. Da sei einiges in Bewegung. Teils so schlimm, dass Häuser abgerissen werden müssen.
Zweites Büro wird eingerichtet
Wer eine Entschädigung erwirken möchte, müsse rechtzeitig handeln: „Die Verjährungsfrist von 30 Jahren tritt in vielen Gegenden ein“, erklärt Magnus von Bormann. Deshalb rät er Eigentümern, schnell aktiv zu werden. Laut Bergschadenrecht besteht nämlich eine Beweisumkehr. Das heißt, der Schadensverursacher – im Ruhrgebiet die RAG – muss beweisen, dass es sich nicht um einen Bergbauschaden handelt und sie nicht haftbar ist. „Große Schäden sind selten“, sagt von Bormann. Trotzdem lohne es sich, seinen Anspruch geltend zu machen: „Die meisten Eigentümer erhalten eine Summe zwischen 3500 und 4000 Euro und sind darüber sehr froh.“ Vorausgesetzt sei, dass es im Vorfeld keine Verzichtserklärung gab, in der der Eigentümer mit einer Summe x entschädigt wurde und die weitere Forderungen ausschließt.
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In welchen Regionen Häuser betroffen sein können, haben Magnus von Bormann und sein Team stets im Auge. Potenziell betroffene Eigentümer werden per Wurfsendung informiert. „Viele melden sich bei uns, sodass wir eine kostenlose Prüfung auf Bergschadensersatzansprüche durchführen können.“ Während im Ruhrgebiet viele Grubenwasserpumpen bereits in den 70ern abgeschaltet wurden, planen Betreiber im Saarland ihre nun nach und nach abzuschalten. „Da ist großer Beratungsbedarf, deshalb richten wir gerade eine zweites Büro vor Ort ein.“ Ob im Saarland oder im Ruhrgebiet – Magnus von Bormann übernimmt die Vermessung, Regulierung und Verhandlung für seine Kunden.
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