Herne. Ein Böller-Verbot für Silvester gibt es in Herne bisher nicht. Das ist gut so, sagt ein Feuerwerksanbieter. Die Nachfrage sei bereits groß.
Die Oberbürgermeister und Landräte des Ruhrgebiets fordern dringend dazu auf, in diesem Jahr auf Silvesterfeuerwerke wegen der Corona-Pandemie zu verzichten. Auch Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda appellierte am Donnerstag erneut an die Bürger, auf Feuerwerke und Böller zu verzichten. Verbotszonen für Feuerwerke werde es jedoch in Herne nicht geben, teilte die Stadt bereits Anfang Dezember mit. Und das sei gut so, sagt Kemal Darakci, Inhaber des Feuerwerkladens Badko in Herne.
„Sollte es doch noch zu einem Feuerwerksverbot kommen, würde das ziemlich viele Leute sauer machen“, sagt Darakci. Er sehe kein Problem darin, wenn Familien im kleinen Kreis im Garten eine Feuerwerksrakete starten ließen oder eine Batterie abfeuerten. Solange es keine großen Menschenansammlungen gebe, sei ein Verbot unnötig. Zudem sei ein Feuerwerk an Silvester das einzige Highlight, das vielen in diesem Jahr noch geblieben sei. „Geburtstage und Feiern mussten ausfallen. Es gab in diesem Jahr einfach nichts Tolles.“ Für die Menschen sei es demnach seiner Meinung wichtig, dass zumindest Feuerwerke im kleinen Kreis stattfinden können.
Nachfrage in Herne größer als in den vergangenen Jahren
Für das Unternehmen selbst sei es hingegen kein Problem, sollte es doch noch zu einem Verbot kommen. Retournierte Ware könne zurück zum Produzenten geschickt werden. „Nur die ganzen Vorbereitungen wären dann für die Katz.“ Im Betrieb achte Darakci darauf, dass Masken getragen werden und alles nach den vorgeschriebenen Hygieneregeln ablaufe.
Krankenhäuser haben Sorge
Wegen der Corona-Pandemie stand das Silvester-Feuerwerk zunächst auf der Kippe. Und das aus zwei Gründen: Zum einen sollten Zusammenkünfte großer Gruppen vermieden werden, zum anderen fürchteten Krankenhäuser in der zurzeit sowieso schon angespannten Situation einen Überlastung des Systems durch Brandverletzungen, Knalltraumata oder alkoholbedingte Unfallfolgen.
So entschieden beispielsweise die Niederlande im November, dass es in diesem Jahr kein Silvester-Feuerwerk geben wird. Ärzte, Polizisten und Corona-Krisenstäbe hatten das zuvor gefordert.
In Herne gibt es ein solches Verbot nicht, allerdings den dringenden Appell, auf das Feuerwerk in diesem Jahr freiwillig zu verzichten.
Die Nachfrage in seinem Laden an der Werderstraße sei in diesem Jahr größer als in den Jahren zuvor. Und nicht nur die Herner wollen seine Böller kaufen, „wir verschicken unsere Produkte deutschlandweit“. Ganz hoch im Kurs stünden zwei Produkte: Die Batterien „Affengeil“ und „Oberbürgermeister“.
In den Supermärkten werden bisher noch keine Böller verkauft. Ob und wann die Produkte beispielsweise bei Rewe Mokanski eintreffen, sei noch unklar, sagt ein Mitarbeiter. Und auch Real erklärt: „Der Verkauf der Böller müsse erst von der Bundesregierung freigegeben werden.“ Erfahrungsgemäß träfen die Artikel bei Edeka Vogel zwei bis drei Tage vor Silvester ein, erklärt ein Mitarbeiter des Marktes.
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Die Baumarktkette Hornbach wird in diesem Jahr keine Böller mehr verkaufen. Das allerdings nicht wegen Corona, sondern aus Tier- und Umweltschutzgründen. Immer wieder habe es Anregungen von Kunden, Umweltverbänden und Tierschutzvereinen gegeben, heißt es seitens des Unternehmens. Bereits 2019 hatte Hornbach entschieden, kein Feuerwerk mehr ab 2020 anzubieten.
Stadt und Polizei könnten Knallen auf einzelnen Plätzen untersagen
Verboten ist das „Böllern“ in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen. Laut aktueller Coronaschutzverordnung sind jetzt öffentlich veranstaltete Feuerwerke ebenfalls nicht erlaubt. Darüber hinaus können Stadt oder Polizei auf einzelnen Plätze das Knallen untersagen, wenn dort die Gefahr besteht, dass sich Gruppen bilden. Solche Plätze seien aber in Herne nicht bekannt, erklärte Werner Friedhoff als Leiter des Fachbereiches Öffentliche Ordnung jetzt im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung. Dort hatten die Grünen eine Anfrage zum Thema gestellt. An den bekannten Orten für Silvesterfeiern sei wegen des Veranstaltungsverbots ohnehin nichts zu erwarten.
Die von den Grünen befürchtete zusätzliche Belastung der Krankenhäuser und Rettungskräfte zu Silvester gebe es tatsächlich, ergänzte Ordnungsdezernent Frank Burbulla, und zwar regelmäßig zwischen 22 und 2 Uhr. Hauptursache sei aber übermäßiger Alkoholkonsum: „Besser wäre also ein Alkoholverzicht als der Verzicht auf Feuerwerk.“
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