Herne. Der Herner Verein Schokuhminza möchte Kühe vor dem Schlachthof retten. Doch durch die Corona-Krise fällt der Kontakt zu Unterstützern schwer.

Wie findet man Menschen, die sich für das Wohl von Tieren einsetzen, wenn man sie nicht erreicht und viele selber aktuell zahlreiche Sorgen haben? Mit diesen Problemen hat der Verein Schokuhminza in diesem Jahr zu kämpfen. Seit September 2018 setzen sich Angelina Dobrowolny und ihr Bruder Justin Peylo mit einigen Mitstreitern dafür ein, Tiere vor der Schlachtung zu retten und ihnen ein zweites Leben zu ermöglichen. Am Montag informieren sie von 12 bis 19 Uhr in der Karitativen Hütte in der Herner Innenstadt über ihr Engagement.

„Unser größtes Problem ist, dass es keine öffentlichen Veranstaltungen gibt, auf denen wir uns präsentieren können“, sagt Angelina Dobrowolny. Vegane Straßenfeste, Messen etc. – alle Möglichkeiten, die Bekanntheit zu steigern, seien weggefallen. Einzig auf der Messe „Fair Friends“ in Dortmund seien sie im September gewesen. „Die lief auch sehr schleppend, aber besser als gar nichts.“ Wichtig sei, neue Paten für die Tiere zu gewinnen und neue Menschen anzusprechen: „Ein gewisser Kreis kennt uns schon, aber die können ja auch nicht mehr machen, als uns zu unterstützen.“

Rund 60 Kuhpaten unterstützen die Arbeit

Insgesamt entwickele sich der Verein gut – aus den 14 Mitgliedern seien 20 geworden. Rund 60 Paten unterstützen die Arbeit der Engagierten. „Einige mussten aber auch ihre Patenschaft kündigen, da sie durch die Pandemie selbst in Geldnot geraten sind“, erklärt Angelina Dobrowolny bedauernd. „Andere unterstützen uns weiter, obwohl es bei ihnen finanziell knapp ist. Das freut uns natürlich sehr.“ Die Patenschaften seien so wichtig, weil sie Planungssicherheit geben. Denn für jedes gerettete Tier fallen monatliche Fixkosten für die Unterbringung auf dem Gnadenhof an.

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Fünf Tiere hat der Verein in diesem Jahr gerettet: „Ende April haben wir zwei Kälber aus einem Milchbetrieb gerettet“, erklärt die Tierschützerin. Für die Kälber Nandi und Nala gab es im Betrieb keine Verwendung, deshalb sollten sie über den Viehhändler an die Sammelstelle gebracht werden. Dort werden alle Kälbchen getötet, die sich nicht für die Mast eignen. „Aber aufgrund des eingebrochenen Absatzmarktes durch Corona hat der Viehhändler die Tiere gar nicht erst mitgenommen und gesagt, die Landwirte sollen sie selber entsorgen.“ Letztere nahmen Kontakt zu Schokuhminza auf.

Suche nach Platz für einen eigenen Hof

Die Kälber Nandi und Nala konnten vom Herner Verein Schokuhminza gerettet werden.
Die Kälber Nandi und Nala konnten vom Herner Verein Schokuhminza gerettet werden. © Schokuhminza

Das Miteinander mit den Landwirten war den Engagierten von vornherein ein Anliegen. Dazu habe der Verein ein neues Programm aufgelegt: „Wir möchten bei der Umstrukturierung eines Hofes von der Fleischvermarktung oder Milchviehwirtschaft zu einem Lebenshof helfen.“ Die Zusammenarbeit mit den Landwirten nicht das Gegeneinander stehe im Mittelpunkt. „Wir unterstützen dabei, Lösungsmöglichkeiten zu finden und umzusetzen, um den Lebensunterhalt durch gute und ethisch vertretbare Leistungen zu erwirtschaften.“ So meldete sich jüngst eine Landwirtin, die drei Jungbullen in gute Hände geben wollte: „Sie hatte sie selber mit der Flasche großgezogen und es sich dann nicht mehr vorstellen können, die Tiere zum Schlachter zu geben.“

Kuhpatenschaften

- Der Jahresbeitrag bei Schokuhminza beläuft sich auf 50 Euro.

- Kuhpatenschaften gibt es anteilig ab 25 Euro. Wer nicht regelmäßig spenden kann, kann symbolischer Pate werden.

- Wer Mitglied werden oder weitere Infos zum Verein und die Rettungen möchte, findet sie unter www.schokuhminza.de

All diese Tiere und auch künftige müssen gut versorgt werden. „Deshalb hoffen wir, auf dem Weihnachtsmarkt einige Menschen zu erreichen.“ Denn, die üblichen Besuche auf dem Gnadenhof zum Kennenlernen können ebenfalls nicht stattfinden, was den Zugang noch einmal erschwere. Angelina Dobrowolny treibe noch ein anderes Vorhaben um: die Suche nach einem Platz für einen eigenen Hof. „Was wir bislang gesehen haben, war entweder zu teuer, zu klein oder zu weit weg“, sagt sie. „Aber wir bleiben dran.“ Vorerst sei die Versorgung der Tiere am wichtigsten.

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