Herne. In den Pflegeheimen sollen Bewohner und Mitarbeiter zuerst gegen Corona geimpft werden. In Herne gibt es bei Trägern aber große Widerstände.

Die Betreiber der Pflegeheime in Herne richten sich auf die Corona-Impfungen in ihren Häusern ein. Mobile Impftrupps sollen in Kürze Bewohner und Mitarbeiter impfen – als erste Bürger überhaupt. Doch schon stellt sich die Frage: Machen überhaupt alle mit? Es gibt deutliche Vorbehalte gegen die Impfungen.

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Die Pflegeheime fragen nun Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter, wer geimpft werden will. Die Impfungen gegen das Coronavirus sind freiwillig, hieß es bislang aus dem Bundesgesundheitsministerium. So sollen die Kontingente an Impfstoff festgelegt werden, die im ersten Rutsch in Herne benötigt und verbraucht werden. Kritik kommt dabei von der Arbeiterwohlfahrt , die in Herne das Willi-Pohlmann-, das Else-Drenseck- und das Grete-Fährmann-Seniorenzentrum betreibt.

Awo kritisiert: Keine verlässlichen Antworten zu Nebenwirkungen

In Pflegeheimen hat es in Herne viele Ansteckungen gegeben. Die Stadt hofft, dass durch Impfungen das Virus dort eingedämmt werden kann.
In Pflegeheimen hat es in Herne viele Ansteckungen gegeben. Die Stadt hofft, dass durch Impfungen das Virus dort eingedämmt werden kann. © dpa | Tom Weller

„Wir halten die übereilte Vorgehensweise der Landesregierung für bedenklich“, sagt Awo-Sprecherin Katrin Mormann zur WAZ. So gebe es etwa zur Teststrategie, vor allem aber zu den Nebenwirkungen des Impfstoffs noch „keine verlässlichen Antworten“. Diese benötige die Awo aber dringend, wenn vermieden werden soll, dass die Akzeptanz für die Impfungen durch „die unzureichende Kommunikation der Landesregierung“ sinke. „Vertrauensbildende Maßnahmen mit transparenter Information halten wir bei dieser sensiblen Thematik für entscheidend.“ Denn schließlich trage die Impfbereitschaft der Menschen, die in den Seniorenzentren lebten und arbeiteten, maßgeblich dazu bei, dass sie die Pandemie erfolgreich eindämmen, so Mormann zur WAZ.

Es gebe „Vorbehalte gegen die Impfstoffe“, sagt sie. Deshalb fordert sie „weitere medizinische Aufklärung“. „Wir werden keine individuellen Einverständnisse zu einer Corona-Impfung einholen können, ohne über klare medizinische Informationen zum Impfstoff zu verfügen“, stellt Mormann klar. Und: „Wir werden uns deshalb nicht unter Druck setzen lassen, wenn es um die Impfung in unseren Seniorenzentren geht.“ Einer Impfpflicht, fügt die Awo-Sprecherin an, werde der Verband ebenfalls nicht zustimmen.

ASB: Angehörige und Bewohner sollen intensiv aufgeklärt werden

Corona-Testungen verlaufen reibungslos

Die Corona-Testungen in den Pflegeheimen laufen offenbar reibungslos. Das melden Awo, DRK und ASB. Auch Tests seien ausreichend vorhanden Die Awo etwa hält am Monitoring der Besucher fest, um die Menschen in den Einrichtungen zu schützen, heißt es. Besucher mit Erkältungs-Symptomen dürften weiterhin nicht in die Häuser. Die Schnelltests würden auch für Mitarbeiter eingesetzt. Vorgesehen seien bei allen Reihentestungen im Wochen-Turnus, bei entsprechenden Symptomen werde sofort getestet.

In den ASB-Einrichtungen würden Bewohner, Mitarbeiter und regelmäßige Besucher werden 14-tägig getestet, heißt es von dort. Bewohner, die die Einrichtung eigenständig verlassen, würden wöchentlich getestet. Dazu seien mit Hilfe von niedergelassenen Ärzten zahlreiche Pflegekräfte entsprechend geschult worden, so dass Tests durch eigenes Personal durchgeführt würden.

Auch die ASB-Einrichtungen in Herne bereiteten sich intensiv auf die Impfungen vor, sagt Sprecher Martin von Berswordt-Wallrabe. Der ASB habe bereits Listen aller zu impfenden Bewohner und Mitarbeiter an die Behörden übermittelt, sagt er zur WAZ. Einwilligungen habe der Träger dagegen zwar vorbereitet, aber noch nicht eingeholt. Denn: Auch dem ASB sei bislang weder das Impf-Prozedere noch der Impfstoff bekannt. „Es ist uns wichtig, Angehörige und Bewohner dann auch intensiv vorher aufzuklären, deswegen warten wir noch ab“, so von Berswordt-Wallrabe.

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Beim DRK wurden bislang noch keine Bedarfe abgefragt. Das Deutsche Rote Kreuz betreibt vor Ort unter anderem das Haus am Flottmannpark und das Altenhilfezentrum Königsgruber Park. DRK-Chef Martin Krause will Bewohner und Mitarbeiter in Kürze fragen, ob sie sich impfen lassen wollen. Er ist gespannt auf die Antworten. In der Branche sei zu hören, dass die Impfbereitschaft sehr unterschiedlich sei, auch die des Personals. So sei zu hören, dass es auch Einrichtungen gebe, in denen gerade mal 50 Prozent der Menschen gegen Corona geimpft werden wollten, berichtet Krause.

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