Herne. Knapp 40 Interessierte sind am Dienstagabend der Einladung der CDU zu einer Online-Diskussion mit Serap Güler und Tuncay Nazik gefolgt.

Die Nachricht von der Amokfahrt in Trier war noch frisch, aber es zeichnete sich schon ab: Hier gab es wohl keinen islamistischen Hintergrund. Anders in Nizza, Paris oder Dresden, wo in den vergangenen Wochen religiös motivierte Attentäter gemordet hatten. Anlass für die Herner CDU, zu einer Online-Diskussion mit dem Titel "Radikalismus vorbeugen" einzuladen.

Nach mehreren internen Veranstaltungen war dies das vierte Mal, dass die CDU sich des Video Tools bediente - erstmals mit offener Beteiligung, was knapp 40 Interessierte nutzten. Prominenter Gast war NRW-Staatsministerin Serap Güler, Mitglied im CDU-Bundesvorstand, die dem Kreisvorsitzenden Timon Radicke erst im Januar im Live-Podcast Rede und Antwort gestanden hatte. Radicke hatte auch zu dieser Runde eingeladen. Am Dienstagabend trug Güler die Debatte zusammen mit Tuncay Nazik von der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen, einem kritischen Beobachter des islamischen Lebens.

Wie kann man Radikalisierung vorbeugen?

Was treibt junge Männer muslimischen Glaubens in die Radikalisierung? Und was kann getan werden, um dem vorzubeugen? Um diese zentralen Fragen sollte es in der gut einstündigen Diskussion gehen. "Flagge zeigen, dass wir keinerlei Extremismus dulden", sagt Serap Güler und warnt vor unangebrachter Toleranz etwa in Schulen, wenn sich muslimische Schüler zum Beispiel Kirchenbesuchen verweigerten oder wie kürzlich sich nicht an einer Schweigeminute für den enthaupteten Pariser Lehrer Samuel Paty beteiligten. "Wir müssen klar machen, was die Menschenrechte sind", sagt sie. "Meinungsfreiheit tut weh."

Muslime gehörten zur Gesellschaft, sagt Nazik, und deshalb seien sie bei der Bekämpfung des Extremismus einzubeziehen. Die meisten Jugendlichen, die mit religiösen Argumenten ihre Haltung begründeten, hätten wenig Kenntnis von ihrer Religion, hat Nazik beim Besuch in Schulen festgestellt. Er plädiert dafür, dass hier ausgebildete Imame in die Schulen gehen. Die Moscheegemeinden allein könnten diese Aufgabe nicht bewältigen.

Imamen fehle der Zugang zur Jugend

Die Imame wüssten oft nicht, wie die die Jugendlichen ansprechen sollten, sagt Nazik. Anders als die Salafisten, die sich über Musik und Jugendkultur einen Zugang zu jungen Muslimen eröffneten, wie auch Serap Güler weiß. Auch sie spricht sich für Islam-Unterricht an den Schulen aus, "mit deutschen Lehrerin, in deutscher Sprache". Die Ausbildung von Imamen in Deutschland müsse vorangetrieben werden. Mit "großen Moscheen und schönen Teppichen" seien die Jugendlichen nicht an die Moschee zu binden, so Nazik. Sein Ziel: die jungen Leute "mitnehmen und begleiten". Dabei könnten auch heute schon "engagierte Frauen und Männer" beitragen, wenn man sie in die Schulen gehen ließe.

"Wir müssen den interreligiösen Dialog stärken": Mit diesem Konsens endete die Diskussion. Mit einem anderen Thema wird sie am 18. Dezember fortgesetzt. Dann diskutiert die NRW-Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach mit einer Schülerin über die Frauenquote.

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