Herne. Obwohl vier Erzieherinnen positiv getestet sind, bleibt die Kita Turmstraße in Herne geöffnet. Die Eltern fühlen sich allein gelassen.

Die Eltern der Kita Turmstraße in Röhlinghausen kritisieren die Stadt. Sie fordern die sofortige Schließung der Kindertageseinrichtung und weitere Tests.

Hintergrund: Vier Erzieherinnen sind in der evangelischen Kindertageseinrichtung, die zum Familienzentrum Röhlinghausen gehört, positiv getestet und in Quarantäne geschickt worden, die erste am Donnerstag der vergangenen Woche, drei weitere am Sonntag. Trotzdem läuft die Kita im Notbetrieb weiter, ohne dass die anderen Kräfte getestet worden wären. Was die Eltern verzweifeln lasse, fasste eine Mutter am Montag so zusammen: „Weder der Kirchenkreis als Träger, noch wir Eltern und auch nicht die immer noch tätiger Erzieher erreichen das Gesundheitsamt der Stadt.“

Trotz Ungewissheit zum Dienst

Vier weitere Erzieherinnen seien am Montag zum Dienst erschienen, „obwohl sie nicht wissen, ob sie auch infiziert sind“, schildert Maike Grabowski als Sprecherin des Elternbeirates die Situation in der Kita. Ihre Tochter gehört zur U3-Gruppe der ersten positiv getesteten Erzieherin. Die komplette Gruppe der unter Dreijährigen wurde daraufhin abgestrichen und sei negativ, aber in Quarantäne.

Mit ihrem Wunsch, ebenfalls getestet zu werden, hätten sich die übrigen Erzieherinnen trotz Unterstützung aus der Elternschaft am Montag nicht durchsetzen können. Eine E-Mail der oben erwähnten Mutter, die namentlich nicht genannt werden möchte, an das Gesundheitsamt blieb ohne Antwort, ebenso Anrufe in der Behörde und bei der Hotline. Die zuständige Mitarbeiterin habe frei, erfuhr die Mutter dann am frühen Nachmittag. Stunden später hieß es, man werde sich am Dienstag kümmern. „Wir fühlen uns sehr allein gelassen“, schrieb die Mutter an die WAZ.

Gesundheitsamt muss Schließung anordnen

Wer es einrichten konnte, habe sein Kind zu Hause gelassen, berichtet Elternvertreterin Maike Grabowski am Dienstag. Ein paar Kinder seien trotzdem da gewesen. „Wir finden es nicht gut, dass der Kindergarten weiter geöffnet ist“, sagt sie - auch aus Sorge um die teilweise schon etwas älteren Mitarbeiterinnen. Doch ohne das Gesundheitsamt keine Schließung, erklärt Elisabeth Weyen als Geschäftsführerin des Trägers, der Evangelischen Kindergartengemeinschaft.

Und das Gesundheitsamt bleibt bei seiner Entscheidung: „Aktuell gibt es keinen Anlass den Kindergarten zu schließen“, erklärt Stadtsprecherin Anja Gladisch am Mittwoch auf Anfrage. Die Fallbearbeitung in der Kita sei komplex. „Es wurden umfangreiche Telefonate mit den betroffenen Personen geführt und auch eine aufwändige Recherche betrieben, um die Quarantäne verantwortungsvoll und gewissenhaft festzulegen“, so die Sprecherin. „So wurden auch die Testungen für Kontaktpersonen 1. Grades festgelegt. Je nach Ergebnis können daraus weitere Maßnahmen entstehen.“ Die Stadt bittet um Verständnis dafür, dass die E-Mail nicht beantwortet worden sei. Fallbearbeitung und Kontaktpersonennachverfolgung hätten Vorrang. Allerdings seien die direkt betroffenen Personen wie immer proaktiv informiert worden.

Trägervertreterin wünscht sich direkten Draht

Eigenmächtig dürfe die Leiterin die Kita nicht schließen, erklärt Elisabeth Weyen, sondern nur auf Anordnung des Gesundheitsamtes. „Sonst riskieren wir unsere Finanzierung.“ Sie würde sich wünschen, als Vertreterin des Trägers in die Kommunikation zwischen Stadt und Kitaleitung besser einbezogen zu werden. „Bei allem Verständnis für die Situation des Gesundheitsamtes brauchen wir doch einen direkten Draht und schnelle Informationen.“

> Die Kita Turmstraße sei nach der Kita an der Altenhöfener Straße die zweite evangelische Kita in Herne mit einer Gruppenschließung wegen Covid-19, so die Ev. Kindergartengemeinschaft.

>Laut Auskunft der Stadt sind momentan die Kitas Langforthstraße, Turmstraße, Wilhelmstraße und Europagarten von Infektionsfällen betroffen.

>Nach der Statistik des NRW-Gesundheitsministeriums hat es in Herne bisher 70 Infektionen bei Kindern im Alter von bis zu neun Jahren gegeben. Von 953 Infizierten (Stand 21. Oktober) sind das 7,3 Prozent.

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