Herne. Herne ist Corona-Risikogebiet, deshalb können viele Herner nun nicht in den Urlaub fahren. Viele sind frustriert. Stadt bietet keine Tests an.
Herne ist Risikogebiet, Herner ohne negativen Coronatest dürfen deshalb nicht mehr überall hinreisen. Auch nicht innerhalb Deutschlands: Mehrere Bundesländer haben ein Beherbergungsverbot für Reisende erlassen, die aus Städten mit hohen Corona-Zahlen stammen. Ausgerechnet zum Start der Herbstferien kletterte in Herne die 7-Tage-Inzidenz über den kritischen Wert von 50, am Sonntag sogar auf 86,3. Viele Herner blieben deshalb spontan zu Hause – nicht selten mit Wut im Bauch.
„Wir wären jetzt auf dem Weg nach Norddeich. Es wäre unsere erste Auszeit dieses Jahr“, berichtet Petra Köhler auf unserer Facebook-Seite. Leider sei „der Traum“ jetzt geplatzt. Ähnlich äußert sich Nadja Mettge: „Wir wären heute auf dem Weg nach Juist.“ Nun müsse die Familie zu Hause bleiben: „Ich war fix und fertig.“ Oder Jutta Cokelc: Nach Greetsiel in Ostfriesland sollte es am Samstag gehen – „adé“, klagt sie. Christina Wilms wollte Anfang November nach Berlin, davon habe sie nun Abstand genommen: „Wird nun ein entspannter Urlaub zu Hause“, sagt sie. Nicht alle reagieren so gelassen. „Das kotzt mich maximal an“, schimpft Carolina Staib.
Herne: Stadt hat keine Kapazitäten für Corona-Tests für Reisende
Die Unsicherheit bei den Hernern ist groß: Wohin darf man jetzt überhaupt noch fahren? „Wer steigt da noch durch?“, fragt etwa Andrea Darwiche. Klar ist: Wer weg will aus Herne, muss sich mühsam informieren: Mehrere Bundesländer haben für Einreisende aus Hotspots wie Herne ein Beherbergungsverbot in Hotels und Ferienwohnungen erlassen, wenn sie keinen negativen Corona-Test vorgelegen können. Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda kritisiert das aktuelle Beherbergungsverbot. Das habe für Verunsicherung gesorgt, die Regelung sei „sehr unglücklich“.
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Doch woher kriegen, diesen Corona-Test? Die Stadt Herne stellt ihn nicht aus. Die Verwaltung, sagt Katrin Linthorst, Leiterin des städtischen Fachbereichs Gesundheitsmanagement, könne Herner, die jetzt in Urlaub fahren wollten, nicht testen. Dafür habe die Stadt aktuell keine Kapazitäten frei. Priorität hätten Menschen mit Corona-Symptomen und Kontaktpersonen von Infizierten. Sechs Tage die Woche, den ganzen Tag über, würden aktuell Abstriche genommen, erklärte sie – viel mehr als sonst. Mehr seien nicht drin. Wer sich also kurzfristig testen lassen wolle, müsse einen Arzt finden. „Viel Erfolg dabei“, sagt Linthorst. Gemeint ist: Auch viele Hausärzte arbeiten derzeit am Limit, haben keine oder kaum Zeit für Urlauber-Tests.
Schnell einen Arzt finden, der testet
Deshalb blieben viele Herner zwangsläufig zu Hause. Die Arztpraxen waren am Freitag wie allgemein üblich, in der Regel ab mittags dicht. WAZ-Leser Dirk Korbmacher etwa berichtet, dass er am Freitag um 13.15 Uhr deshalb versucht habe, Kontakt zum Gesundheitsamt aufzunehmen, um Informationen zur Durchführung eines Corona-Testes zu bekommen – vergeblich. In der städtischen Telefonzentrale habe man ihm mitgeteilt, dass das Gesundheitsamt ab 12 Uhr geschlossen sei. Das wiederbelebte Info-Telefon der Stadt ab diesen Samstag habe da nicht geholfen. Als Bürger frage er sich, warum an so einem Tag nicht sofort ein Notdienst eingerichtet worden sei, der den Bürgern Informationen zu schnellen Corona-Tests mitteilen könne: „Bürgerfreundliches Verhalten einer Stadtverwaltung sieht für mich anders aus“, sagt Korbmacher. Er ist nicht der einzige, der sich am Wochenende bei der WAZ über die Informationspolitik der Stadt beschwerte.
Wer kurzfristig in eine Region mit Beherbergungsverbot in den Urlaub will, muss nun hoffen, schnell einen Arzt zu finden, der ihn testet – oder darauf setzen, dass Herne schnell wieder unter den kritischen Wert von 50 rutscht. Einige Herner hatten offenbar Erfolg bei der Arztsuche: „Jetzt haben wir einen Termin beim Hausarzt und dann geht’s ab in den Urlaub“, freut sich etwa Sabine Blüggel.
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