Herne. Haarspray aus Zuckerwasser und Rouge aus Hibiskusblüten: Charlotte Schüler gab in Herne Tipps zum „Do it yourself“ im plastikfreien Alltag.
Charlotte Schüler kennt diesen Scannerblick. Freunde, die in ihrer Wohnung nach Spuren von Plastik Ausschau halten. Und sie auch finden, denn ganz ohne geht es auch bei der Bloggerin und Autorin von „#Einfach plastikfrei leben“ nicht. Ladekabel und Lichtschalter sind auch bei ihr nicht aus Holz. Einfach mal anfangen ist ihr Devise. „Plastikfrei leben geht nicht von heute auf morgen.“
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In ihrem zweiten - auf Apfelpapier gedruckten - Buch zeigt sie nun auf, wie „Do it yourself“ im Alltag ohne Plastik hilft. Am Dienstag war sie zum zweiten Mal zu Gast im VHS-Saal, eingeladen von Volkshochschule, Entsorgung, Stadtbibliothek und Eine Welt Zentrum.
Plastikvermeidung schon im Elternhaus
Aufgewachsen in München, kam Charlotte Schüler schon in ihrem Elternhaus mit dem Gedanken der Plastikvermeidung in Berührung. So kamen ihr Tupperdosen & Co. gar nicht erst ins Haus. Lebensmittel bewahrt sie am liebsten in Bienenwachstüchern auf, die ganz leicht herzustellen seien: Backpapier, ein schönes Stück Stoff, Bienenwachs und noch mal Backpapier übereinander schichten und bügeln - fertig. Einwickeln und Abdecken sei damit einfach und hygienisch. Auch das gute alter Gurkenglas kommt bei Charlotte Schüler übrigens als „To go“-Behältnis zu neuen Ehren.
Was in der Küche funktioniert, setzt sich im Badezimmer fort. „Natürlich“ heißt nicht ungeschminkt, lernten die rund 40 Besucherinnen und hörten von Rouge aus Hibiskus- oder Rosenblüten, Haarspray aus Wasser und Zucker und Trockenshampoo aus Heilerde plus Kakao. Kaputte Strumpfhosen werden zu Haargummis, und auch zum Haarewaschen braucht es kein Plastik mehr: Haarseife und festes Shampoo heißen die Alternativen.
Keine dogmatische Überzeugung
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Und so zieht sich die Vermeidung von Kunststoffen durch den Alltag der erfolgreichen Autorin, die sich gleichzeitig gegen eine allzu dogmatische Haltung wehrt. Wer gegen Plastik ist, darf auch nicht fliegen oder Tiere essen? Für solche Forderungen hat die Mittzwanzigerin wenig Verständnis.
Ganz neu ist das alles nicht. Die Älteren mögen sich an Jean Pütz erinnert fühlen, der in seiner WDR-“Hobbythek“ schon in den 80er-Jahren Körperbutter und Waschpulver mixte. Und auch ihre Oma, so erzählt die manchmal etwas atemlos plaudernde Charlotte, kennt den einen oder anderen „DIY“-Trick noch aus schlechten Zeiten.
Trotzdem nahm das Publikum etwas mit, und sei es nur den Vorsatz, für die Brötchen demnächst wirklich mal einen Stoffbeutel mitzubringen und an der Frischetheke die eigene Box herüberzureichen. Dass die gelernte Mediengestalterin inzwischen vom Bloggen und Schreiben lebt, beweist, dass für ihre Botschaft ein Markt da ist.
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