Herne. Mit Mundschutz und Abstand ist im Herner Kulturzentrum die Deutsche Carcassonne-Meisterschaft ausgetragen worden. Ein etwas anderer Spielespaß.
Die Szenerie wirkt ein wenig seltsam: Die Tische stehen mit Abstand, jeder ist umgeben von einer schwarz-gelben Linie. An den Tischen stehen sich je zwei Personen diagonal gegenüber – mit Abstand und Mundschutz. Manche tragen Handschuhe. Es herrscht immer wieder konzentrierte Stille. Die Menschen, die sich im Kulturzentrum zusammengefunden haben, sind nicht Teil eines wissenschaftlichen Projekts, sondern Teilnehmer der 18. Deutschen Carcassonne-Meisterschaft, die das Spielezentrum ausrichtet.
„Es ist schön, dass es überhaupt stattfindet“, sagt der noch amtierende Deutsche Meister Hans Maier, der in der Nähe von Gießen wohnt. Er hat gerade das zweite von fünf Vorrundenspielen hinter sich und es „mit dem letzten Zug verbockt.“ Er musste, als er den Plan der Tischaufstellung im Vorfeld sah, zunächst an ein Billardturnier denken. „Da sitzen sie ja nach ihrem Zug auch immer in den Ecken.“ Zum Sitzen kommen die Turnierteilnehmer kaum: „Die meisten sind schnelle Spieler, da lohnt es sich nicht, sich zwischendurch hinzusetzen“, sagt der 53-Jährige, der seit 2003 schon unzählige Carcassonne-Turniere gespielt hat.
Keine Zeitbegrenzung je Runde
„Bevor es losging, mussten sich alle die Hände desinfizieren“, erklärt Thomas Moder vom Spielezentrum. Nicht nur die Spielsituation ist durch die Hygieneregeln anders, auch die Abläufe wurden leicht modifiziert: „Damit das Spiel flüssiger wird, darf man sich im Zug des Gegners schon das nächste Plättchen ansehen“, erklärt Turnierleiter Karsten Berlt. Zudem gebe es dieses Mal keine Zeitbegrenzung. „Eigentlich haben die Spieler je Runde 15 Minuten Zeit.“
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Insgesamt werden fünf Vorrunden des Basisspiels Carcassonne gespielt. Danach werden nach dem Schweizer System die Siege gewertet, außerdem gibt es noch drei Zusatzfaktoren. Die ersten acht kommen weiter ins Viertelfinale. „Wer ausgeschieden ist, darf nicht, wie sonst üblich, weiter zuschauen“, erklärt Thomas Moder. Die ausgeschiedenen Teilnehmer erhalten eine Eintrittskarte für die Pest-Sonderausstellung im LWL-Museum. Wird das Finale sonst mit einem Großspiel ausgetragen, bleibt es dieses Mal bei der normalen Spielgröße. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, doppelt zu sichern – mit Abstand und Maske.“ Lediglich drei Teilnehmer haben eine Befreiung und müssen keine Maske tragen.
Vater springt spontan für anderen Teilnehmer ein
Während die Spieler nach den ersten zwei Runden eine Mittagspause machen, ärgert sich einer immer noch: Er kam nämlich zu spät und durfte deshalb nicht teilnehmen. „Damit die Spielerzahl aufging, ist ein Begleiter eines Teilnehmers eingesprungen“, sagt Karsten Berlt. Der unerwartete Teilnehmer ist der Papa des jüngsten Spielers bei diesem Turnier.
Der 16-jährige Jannis Kienitz ist mit seinem Vater morgens aus Lübeck angereist. „Wir spielen zuhause viel, deshalb ist das kein Problem“, sagt er. Jannis spielt Carcassonne erst seit gut zwei Jahren. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mich in Hamburg beim Turnier für die Meisterschaft qualifiziere“, verrät er. Carcassonne sei nicht das einzige Brettspiel, bei dem er Turniere besucht: „Ich spiele leidenschaftlich Catan. In der Rangliste stehe ich auf Platz 4. Die Turniere fallen gerade leider alle aus.“
Umso glücklicher sind die Carcassonne-Spieler, die sich fleißig und mit Ehrgeiz von Runde zu Runde spielen. Im Finale gewinnt schließlich Raimund Dreier aus Dinslaken gegen Andreas Leuschner aus Berlin. Beide waren bereits einmal zuvor Deutscher Meister.
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