Herne. Wahlgeflüster: Warum einige Sozialdemokraten in diesen Tagen (fast) vom Glauben abgefallen sind und der nächste Kanzler ein Herner sein könnte.

Nicht nur Oberbürgermeister und OB-Kandidat Frank Dudda (SPD) steht in diesen sensiblen Wahlkampfzeiten in der Kritik - Stichwort: Terminflut -, sondern auch Herner Institutionen. So sind einige Genossen jüngst fast vom Glauben abgefallen, als sie das Magazin „Dio!“ in der Hand hielten.

Das jüngst erschienene Herner Magazin „Dio!“ sorgte für Unmut bei Sozialdemokraten.
Das jüngst erschienene Herner Magazin „Dio!“ sorgte für Unmut bei Sozialdemokraten. © loc

In der an (fast) alle Haushalte verteilten Zeitschrift der katholischen St. Dionysius-Pfarrei findet sich auf Seite 18 ein Interview/Fragebogen mit CDU-Chef Timon Radicke. Inhaltlich geht es vor allem um das „Dio!“-Schwerpunktthema (Nächsten-)Liebe. Zwei Wochen vor der Wahl einem Kandidaten dieses Forum zu geben, sei nicht in Ordnung, findet SPD-Chef (und Katholik) Alexander Vogt.

Und was sagt St. Dionysius? „Das ist dumm gelaufen“, erklärt Pfarrer und „Dio!“-Herausgaber Georg Birwer. Die Ausgabe sei bereits im Frühjahr fertig gewesen, als es noch keinen Wahlkampf gegeben habe. Auch aufgrund der Corona-Krise sei die Veröffentlichung verschoben worden. Es handele es sich also auf keinen Fall um Wahlhilfe für Radicke. „Die Zeiten, in denen katholische Gemeinden und die CDU identisch sind, sind seit 50 Jahren vorbei“, so Birwer.

Links überholt

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in dieser Woche in Herne Wahlkampf mit und für Timon Radicke gemacht, wenn auch in einem Gespräch mit Auszubildenden der St. Elisabeth-Gruppe auf eher indirekte Art. Spahn, Wahlkampf, Herne - da war doch was? Genau: Im Bundestagswahlkampf 2013 holte die damalige CDU-Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach den schon damals als Top-Gesundheitspolitiker der Union geltenden Jens Spahn für einen Wahlkampftermin ins Evangelische Krankenhaus nach Herne. Und was passierte nach der Wahl? Fischbach überholte Spahn mal eben links und wurde von Kanzlerin Angela Merkel zur Parlamentarischen Staatssekretärin im Gesundheitsministerium ernannt; der heutige Minister ging damals leer aus.

Wenn sich Geschichte wiederholen würde, dann müsste Timon Radicke nach der Bundestagswahl im September 2021 eigentlich … Kanzler werden?

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