Herne. Lärm, Dreck, Raser - um die Probleme im Feldherrenviertel ging es bei einem Austausch im Herner Rathaus. Diese Forderungen stellten Anwohner.
Die Abwärtsspirale in ihrem Quartier stoppen - das ist das Ziel der von Horsthausern gegründeten „Zukunftsinitiative Feldherrenviertel“. Nach einem Treffen mit dem Oberbürgermeister, dem Polizeipräsidenten sowie weiteren Vertretern von Stadt und Polizei zeichnen sich bereits erste kleine Erfolge ab. Die Stadt kann sich zudem vorstellen, positive Erfahrungen aus diesem Projekt auch auf andere problematische Viertel in Herne zu übertragen.
Signale für ein Stadtteilbüro
Das sagte OB Frank Dudda bei dem ersten Austausch mit der Initiative am Donnerstagabend im Herner Ratssaal. Er verwies auf die Ordnungspartnerschaft von Stadt und Polizei sowie die Kooperation mit Behörden wie Zoll, Finanzamt und Jobcenter, mit denen Probleme im Horsthauser Feldherrenviertel gezielt angegangen werden sollen. Am heutigen Montag soll es bei der Stadt ein erstes Gespräch mit diesen Behörden geben.
Es wurde im Ratssaal aber auch schon konkreter: Ordnungsdezernent Johannes Chudziak signalisierte den zehn Vertretern der Initiative - darunter fünf SPD-Kommunalpolitiker - Unterstützung bei deren Forderung nach einem Stadtteilbüro und einem Quartiersmanager. Die Stadt wolle sich bei Bund und Land um eine Förderung für diese Aufgabe bemühen. Wenn dies nicht zu realisieren sei, müsse man prüfen, ob städtische Mittel umgeschichtet werden könnten, so Chudziak.
Anwohner berichten von Angst und Resignation
SPD-Fraktions-Chef Udo Sobieski- er nahm wie seine CDU-Kollegin Bettina Szelag auf Einladung der Initiative an dem Treffen teil - schlug in diesem Punkt einen dicken Pflock ein: Die SPD stehe hinter der Forderung nach einem Stadtteilbüro und einem Quartiersmanager fürs Feldherrenviertel, betonte er.
Am Handlungsbedarf ließ die Initiative und insbesondere ihr Sprecher Gisbert Schlotzhauer im Ratssaal keinen Zweifel. Angst und Resignation habe sich im Viertel breit gemacht. Und: „Wenn die Zukunft die Gegenwart ist, wollen wir sie nicht“, sagte der 68-jährige frühere Bogestra-Vorstand, der seit seiner Geburt im Feldherrenviertel lebt.
Lärm, Dreck, Raser, Falschparker, Konflikte mit Südosteuropäern ... - über zum Teil drastische Vorfälle berichteten Schlotzhauer und andere Mitglieder der Initiative, die sich im vergangenen Jahr als lockerer (und offener) Zusammenschluss gegründet hat. Von Achtjährigen, die bei Ansprachen zum Thema Abfall drohten, „die Kehle durchzuschneiden“, war die Rede. Von Motorradfahrern, die mit hoher Geschwindigkeit auf dem Gehweg führen. Von Knochen und anderem Unrat, der einfach über den Zaun geschmissen werde und Ratten anlocke.
Viertel ist für die Polizei kein Brennpunkt
Schlotzhauer räumte ein, dass der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) und die Polizei aufgrund der Klagen inzwischen mehr Präsenz zeigten und auch Entsorgung Herne reagiert habe. „Das ist aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ Er stellte für die Initiative mehrere konkrete Forderungen auf. Neben dem Ruf nach einem Stadtteilbüro und einem Quartiersmanager waren dies unter anderem: eine deutliche Zunahme der „sichtbaren Präsenz“ von KOD und Polizei (z.B. Verkehrskontrollen am Wochenende), Gründung eines Kriminalpräventiven Rates sowie Stadtteilfeste mit Unterstützung der Stadt.
Polizeipräsident Jörg Lukat und Hernes Polizeiinspektions-Leiterin Nicole Pletha fanden lobende Worte für das Engagement der Bürger, bremsten allerdings die Erwartungen. Und sie verwiesen darauf, dass die Schilderungen der Bürger mit Zahlen derzeit nicht zu belegen seien. Heißt: Das Feldherrenviertel sei für die Polizei kein Brennpunkt und „nicht auffällig“, so Pletha Sie würden die Anregungen aber gerne prüfen und mit der Stadt und alleine auch weiterhin zusätzliche Streifen durchführen.
Zwei Aussagen blieben nach dem 90-minütigen Treffen besonders in Erinnerung. So weckte ein optimistischer OB Frank Dudda Erinnerungen an Angela Merkel im Jahr 2015, als er im Ratssaal diese Botschaft übermittelte: „Wir kriegen das hin.“ Und von Gisbert Schlotzhauer gab es diese klare Ansage an Stadt und Polizei: „Wir versprechen Ihnen: Sie werden uns nicht mehr los.“
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