Herne. Seit Juni darf auf dem Platz der DJK Blau-Weiß Herne-Baukau am Heyermanns Hof nicht trainiert werden. Nach Kanalarbeiten blieb der Aushub liegen.
Zwangspause für die DJK Blau-Weiß Herne-Baukau : Weil die Stadt den Sportplatz am Heyermanns Hof gesperrt hat, können die Fußballer seit vier Wochen nicht trainieren. Über die Gründe kann der Verein nur spekulieren. Die für eine Abwasserrohr-Verlegung ausgehobene Erde soll kontaminiert sein, haben sie gehört. Notdürftig von Planen abgedeckt, verströmen die Erdhaufen auf dem Sportplatz seit Wochen unangenehme Gerüche.
Stadtentwässerung Herne kündigte Kanalerneuerung an
Im Juni erhielt der Verein Post von der Stadtentwässerung Herne GmbH (SEH) mit der Ankündigung, dass in der 25. Kalenderwoche umfangreiche Arbeiten zur Kanalerneuerung beginnen sollten, von denen der Sportplatz betroffen sei. Während der Bauzeit von anderthalb Monaten könne es bei diesem ersten Bauabschnitt zu Behinderungen kommen.
Doch den Verein erwartete Unangenehmeres, wie Manfred Brzozowski und Hermann Bockstege aus dem Vorstand berichten. „Das fing an zu stinken, als die begonnen haben zu buddeln“, sagt Bockstege, „wie faule Eier“. Was die Sportler auf die Bergbauvergangenheit des Geländes mit der Zeche Julia zurückführen. Der Aushub blieb nach Verlegung des neuen Rohres liegen. Dann sei alles abgedeckt worden.
Keine Auskunft von der Stadt Herne
Gerüchte kursierten, dass keine Mülldeponie den möglicherweise schadstoffhaltigen Aushub annehmen wolle. Auskunft hätten sie von der Stadt nicht bekommen, sagen der Vorsitzende und sein Stellvertreter. Ihr Problem neben der Furcht vor gesundheitlicher Belastung: „In sechs Wochen beginnt die Saison. Wenn wir nicht trainieren können, wird es sehr schwierig.“ Einen Ausweichplatz hat Blau-Weiß Baukau nicht.
Auf Anfrage der WAZ dann am Donnerstag eine Auskunft von der Stadt: „Von dem Boden geht keine Gefahr aus“, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken in Abstimmung mit der SEH. Das habe die Beprobung ergeben, deren Ergebnisse erst jetzt zurückgekommen seien. Der Geruch sei auf den Bergbau zurückzuführen. Als Untergrund sei der Boden ungefährlich. Der Aushub werde „so schnell wie möglich“ abgefahren. Dass der Verein den Platz nicht habe nutzen können und darüber nicht glücklich sei, sei nachvollziehbar.
Wilfried Kohs (Grüne) eingeschaltet
Nach Kenntnis von Wilfried Kohs (Grüne) handelt es sich bei dem Aushub um „Sondermüll“, der in ein bis zwei Wochen entsorgt werden solle. Man könne aber darauf „unbedenklich Fußball spielen“, so seine Einschätzung. Kohs war als ehemaliger Spieler von dem Verein zu Rate gezogen worden.
Zum Verein
Der Verein durfte nach dem Corona-Lockdown schon wieder trainieren, als die Sperrung wegen der Böden die DJK Blau-Weiß Falkenhorst kalt erwischte.
Auch bei der Nachwuchssuche wirkten die Erdhaufen abschreckend, so der Vorsitzende: Eltern hätten deswegen schon abgewinkt.
In seinen besten Zeiten hatte der Verein 600 Mitglieder. Heute sind es ca. 120 Mitglieder.
Manfred Brzozowski, der Vorsitzender des Vereins, will trotzdem ein eigenes Gutachten erstellen lassen. „Der Gestank ist zu extrem“, sagt er. Sein Stellvertreter Hermann Bockstege ist froh, „wenn die Erde schnell weg ist und wir wieder spielen können.“ Doch eine andere Hoffnung rückt damit erst einmal wieder in weitere Ferne. „Wir haben bei der Stadt einen Antrag auf einen Rasenplatz gestellt“, sagt Bockstege. Wäre der Boden tatsächlich kontaminiert gewesen, hätte er ohnehin abgetragen werden müssen.
Sportplatz in schlechtem Zustand
Der Ascheplatz sei in einem sehr schlechten Zustand, kritisieren die Vorsitzenden. Das betreffe die Qualität des Bodens wie die Staubentwicklung und nicht zuletzt die scharfen Stahlkanten, die seit 40 Jahren den Platz umrahmten. 350.000 Euro koste ein solcher Rasenplatz - Geld, das für andere Vereine auch investiert worden sei, sagt Bockstege und denkt an Westfalia Herne wie an Herne-Süd oder Falkenhorst. Das zum Sportplatz gehörende wilde Grüngelände dahinter kann sich der Verein als Ersatzplatz mit Kunstrasen für den Winter vorstellen. „Wir hoffen, dass etwas passiert“, sagt Bockstege, „und dass über unseren Antrag schnell entschieden wird.“
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