Herne. „Oskar am Kanal“ ist offiziell eröffnet. Wie das erste Wochenende lief und was er daraus gelernt hat, erzählt Oskar Steinmeister im Interview.

Nach einem ersten Probe-Wochenende hat der Biergarten „Oskar am Kanal“ nun offiziell geöffnet. Nach den ersten Tagen gab es nicht nur Lob. Wie Betreiber Oskar Steinmeister mit der Kritik umgeht und wie seine Pläne aussehen, verrät er im Interview mit der WAZ.

Wie ist die Idee für den Biergarten entstanden?

Oskar Steinmeister: Vor zweieinhalb Jahren war mein Vater auf einer Veranstaltung hier an der Künstlerzeche. Da hat er diesen Bereich zum ersten Mal wahrgenommen. Damals hatten wir keine Zeit und Kapazitäten für neue Projekte. Aber wie man so schön sagt: Jede Krise birgt auch eine Chance. Ohne Corona hätte es das hier nicht gegeben. Manchmal muss man raus aus seiner Komfortzone und zu seinem Glück gezwungen werden.

Wie haben Sie davor die Corona-Zeit erlebt?

Am Anfang habe ich mich nur wenig damit auseinandergesetzt. Erst als das Thema in Italien aufkam, haben wir überlegt, was das für potenzielle Auswirkungen für uns haben könnte. Da hat mein Vater schon gesagt: Wir müssen aufpassen. Ich habe das am Anfang abgetan, aber dann kam das Thema Heinsberg und für uns war klar, dass wir nicht mehr damit rechnen, dass in diesem Jahr noch irgendwas kommt. Das war echt happig. Wir hatten die letzten Einnahmen Ende Dezember.

Wie sind Sie mit der Absage der Cranger Kirmes umgegangen?

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Die Absage war für uns der Tiefschlag. Uns als Wanne-Eickeler hat es natürlich das Herz zerrissen. Crange ist unsere Heimat, da sind wir zuhause. Wir haben alle gelernt, damit umzugehen und damit zu leben. Als wir nun dieses neue Projekt gestartet haben, war für uns klar: Falls jemand kommt, der sich nicht wohlfühlt wegen Corona, dann müssen wir diese Person überzeugen. Denn ich habe eine Verantwortung gegenüber den Gästen, meinen Mitarbeitern, der Stadt und meinen Kollegen. Dieser Gesamtverantwortung muss man mit den Hygienemaßnahmen gerecht werden.

Wie wollen Sie das gewährleisten?

Wir haben ein Hygienekonzept geschrieben und uns unglaublich viele Gedanken darüber gemacht, welchen Ablauf wir haben. Wir haben Leute, die nichts anderes machen, als zu desinfizieren. Wir nehmen das Thema sehr ernst. Man darf da nicht nachlässig werden - das müssen wir auch den Kunden gegenüber klar machen.

Wie ist Ihre Gesamtbilanz nach dem Probedurchlauf?

Wir haben am Anfang ganz bewusst gesagt, dass es normal ist, dass die Abläufe nicht zu 100 Prozent klar sein können. Getränketechnisch lief alles super. Was die Jungs und Mädels da geleistet haben, war klasse. Das einzige Manko war die Wartezeit beim Essen - da müssen wir jetzt dran arbeiten.

Dafür gab es Kritik im Nachhinein. Kunden hätten über eine Stunde auf ihre Essen warten müssen oder sie fanden die Preise zu teuer. Wie wollen Sie das verbessern?

Es hat manchmal so lange gedauert, weil die Abläufe in der Küche nicht eingeübt waren. Und weil wir in der Speisekarte eventuell zu viel wollen. Wir gucken uns die Karte noch mal an und schauen, welches Produkt wir vielleicht raus nehmen können, um es durch ein anderes zu ersetzen. Wir müssen in den Prozessen schneller werden. Ein Kunde soll nicht über eine Stunde auf sein Essen warten müssen. Daran arbeiten wir gerade ganz hart.

Also war die Kritik berechtigt?

Absolut. Wir haben sehr viele Essen raus geschickt und bei 90 Prozent war es überhaupt kein Problem. Aber bei den anderen 10 Prozent hat es nicht geklappt und das ist nicht unser Anspruch. Bei jedem Kunden, bei dem es nicht lief, ging das Essen auf unsere Kappe. Aber dass wir zu teuer sein sollen, verstehe ich nicht. Wir sind beispielsweise günstiger als das Café del Sol. Dort fragt keiner nach, aber hier sind die Leute preisaffiner.

Haben Sie auch vor, an den bestehenden Gerichten geschmacklich etwas zu verändern?

Geschmackstechnisch sind die alle super, wir kochen frisch, aber die Küche ist wahrscheinlich zu klein für diese Bandbreite.

Wie groß ist die Küche?

Etwa 20 Quadratmeter. Deswegen müssen wir eventuell unser Angebot anpassen. Vielleicht gibt es eine Wochenendkarte, wenn es stark frequentiert ist und es schneller gehen muss. Das Essen an sich kommt gut an, da haben wir viel gutes Feedback bekommen. Fehler passieren natürlich immer mal. Auf den Feedbackkarten hatten wir aber einen Durchschnitt von 8,7 von 10 Punkten. Für das erste Wochenende ist das richtig gut.

Namensgeber des Biergartens

Oskar Steinmeister betreibt den neuen Biergarten gemeinsam mit seinem Vater Bernd Steinmeister. Der 27-Jährige ist Namensgeber der neuen Strandbar. „Am Anfang war mir das etwas peinlich - mittlerweile habe ich mich aber dran gewöhnt“, sagt Oskar. Seit seinem 14. Lebenjahr arbeite er mit in dem Unternehmen. Nach seinem Abitur habe er ein Studium an der Ruhruniversität Bochum begonnen, „das werde ich aber zeittechnisch wahrscheinlich nicht beenden können.“

Sechs Wochen hat das Familienunternehmen für den Umbau benötigt. Eigentlich habe er in zwei Wochen fertig sein wollen, verrät Oskar Steinmeister. „Das war aber etwas zu ambitioniert.“

Nun hatten Sie zwei Tage Bedenkzeit. Welche Änderungen haben Sie in der Zeit vorgenommen?

Wir haben noch mehr Heizpilze geholt, damit es auch bei kaltem Wetter schön warm ist und noch mal mehr Schirme aufgestellt. Die Einbindung der bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten muss noch geschehen. Auch beim Kassensystem müssen noch Kleinigkeiten modifiziert werden. Wir haben eine Waschmaschine und einen Trockner aufgestellt, damit wir Textilien vor Ort hygienisch vernünftig reinigen können.

Wie sah das Publikum am Wochenende aus: Wanner Urgesteine oder Gäste aus anderen Städten?

Es war tatsächlich ein komplett gemischtes Publikum, was uns auch sehr gefreut hat. Es waren natürlich Stammgäste da, die sich bereits für das nächste Wochenende angekündigt haben und viele schielen natürlich auch schon auf das Wochenende im August. Aber wir hatten auch viele Radfahrer, die spontan vorbeigekommen sind.

Wenn 2021 wieder die Cranger Kirmes stattfinden sollte, wie läuft es dann im Biergarten weiter?

Dieses Projekt ist unsere stationäre Heimat für die nächsten Jahre, hoffentlich sogar Jahrzehnte. Da gibt es kein Zurück mehr und das ist auch keine Corona-Beschäftigungstherapie hier. Das ist ein festes Standbein für uns als Unternehmen. Natürlich machen wir aber alles weiter, was wir bisher auch gemacht haben. Was aber ganz klar ist: Wenn Crange ist, dann ist Crange. Das ist immer noch eine ganz andere Ecke, da hängt unser Herzblut dran. Crange ist und bleibt unsere Heimat und unser Identitätsgefühl. Es wird viele Jahre dauern, bis das hier einen ähnlichen Status einnehmen kann.

Was unterscheidet „Oskar vom Kanal“ von anderen Gastronomien in der Stadt?

Vor allem unser Konzept und die einzigartige Location mit echtem Urlaubsgefühl, direkt am Kanal gelegen. Man soll sich wie im Kurzurlaub fühlen. Als wir gemerkt haben, das wird was Schönes, haben wir uns entschieden, richtig viel zu investieren und so den Biergarten zum Gastronomie-Aushängeschild der Stadt zu machen. Mein Anspruch ist, dass die Leute irgendwann nicht mehr in die Systemgastronomie gehen, sondern zu uns kommen und die lokale Gastronomie damit fördern. Wir müssen nur dafür sorgen, dass wir die gleiche Qualität anbieten. Und das schaffen wir locker!

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