Herne. Bürger wollen den Verfall des Feldherrenviertels in Herne nicht länger hinnehmen. Wie sie gegen die Missstände in Horsthausen kämpfen.

Lärm, Dreck, Raser, Konflikte mit Südosteuropäern … - das Horsthauser Feldherrenviertel sei in einer Abwärtsspirale, klagen Bewohner des Quartiers. Eine Gruppe von Bürgern will dem Verfall aber nicht länger zusehen und hat deshalb die Initiative „Zukunft Feldherrenviertel“ gegründet. Stadt, Polizei, Zoll und Jobcenter signalisieren Unterstützung.

Mitglieder der neuen Initiative „Zukunft Feldherrenviertel“: (v.li.) Christa Herzog, Ute Gruber, Matthias Bluhm, Rudolf Lüking, Mathias Grunert, Detlev Biewald und Gisbert Schlotzhauer.
Mitglieder der neuen Initiative „Zukunft Feldherrenviertel“: (v.li.) Christa Herzog, Ute Gruber, Matthias Bluhm, Rudolf Lüking, Mathias Grunert, Detlev Biewald und Gisbert Schlotzhauer. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Im vergangenen Jahr wurden die Klagen immer lauter - auch in den Sprechstunden von Bezirksbürgermeister Mathias Grunert. „Ich bin regelmäßig auf die Probleme angesprochen worden“, berichtet der Sozialdemokrat. Gisbert Schlotzhauer erhob damals ebenfalls die Stimme. „Ich lebe seit meiner Geburt vor 68 Jahren im Feldherrenviertel“, sagt der frühere Bogestra-Vorstand. Aber so schlimm sei es noch nie gewesen. „Zu viele halten sich nicht an Regeln“, so Schlotzhauer. Das Miteinander funktioniere nicht mehr.

Herne: Erstes Treffen fand bereits Ende 2019 statt

„Immer mehr Menschen resignieren“, erklärt Ute Gruber (Awo), Leiterin der Begegnungsstätte an der Gneisenaustraße. Und die Horsthauser Bürgerin Christa Herzog weiß von einem um sich greifenden Gefühl zu berichten: „An vielen Stellen in Herne wird es schöner, bei uns nicht.“ Hotspot sei ein von Südosteuropäern bewohntes Haus an der Ecke Scharnhorststraße/Gneisenaustraße, sagt Nachbar Rudolf Lüking. Dauerprobleme mit Müll, Dreck und auch Ratten gebe es dort. „Meinen Garten konnte ich 2019 nicht nutzen“, so Lüking. Er habe längst „die Schnauze voll“.

Ein Hotspot im Viertel: das von Südosteuropäern bewohnte Haus an der Scharnhorststraße / Gneisenaustraße.
Ein Hotspot im Viertel: das von Südosteuropäern bewohnte Haus an der Scharnhorststraße / Gneisenaustraße. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Aufgeben wollen sie alle jedoch nicht: Ende 2019 gab es ein erstes Treffen, aus dem die Gründung der Initiative „Zukunft Feldherrenviertel“ erwachsen ist. Anwohner, Politiker, Geschäftsleute sowie Vertreter von Vereinen und der Moscheegemeinde Scharnhorststraße nahmen an bisherigen Versammlungen teil, weitere Mitstreiter seien jederzeit willkommen. „Wir sind durch Corona aber leider ausgebremst worden“, sagt Bezirksbürgermeister Grunert. So musste beispielsweise ein großes Sommerfest gestrichen werden.

Auftaktveranstaltung im August

Trotz der Zwangspause sind sie zuversichtlich, das Viertel zukunftsfähig zu machen: „Wir haben die Chance, die Abwärtsspirale zu beenden“, sagt der SPD-Bezirksverordnete Matthias Bluhm. Und Gisbert Schlotzhauer verweist auf das „eigentlich große Potenzial“ des Feldherrenviertels.

Benannt nach preußischen Kriegsführern

Die Straßen des Horsthauser Feldherrenviertels sind bereits zwischen 1900 und 1922 nach preußischen Feldherren benannt worden: Blücher, Gneisenau, Lützow, Scharnhorst und Zieten. In dieser Zeit wuchs auch die Siedlung. Mit der Schließung der Zeche Friedrich der Große ging es ab 1978 bergab.

1994 beschloss der Rat ein Wohnumfeldprogramm für Horsthausen. 1997 wurde der Stadtteil und damit auch das Viertel in das Landesprogramm „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ aufgenommen.

Von Anfang sei ihnen jedoch klar gewesen: Ohne Unterstützung der Behörden ist dieser Kampf aussichtslos. Grunert ist deshalb früh auf die Stadt und OB Frank Dudda zugegangen. Mit Erfolg: Eine neue Arbeitsgruppe von Stadt, Polizei, Zoll, Steuerfahndung und Jobcenter soll sich auch auf das Feldherrenviertel konzentrieren. Außerdem ist unter der Federführung des Bezirksbürgermeisters eine vom OB unterstützte Auftaktveranstaltung zu diesem Horsthauser Projekt am 13. August geplant.

Auch wenn es in den vergangenen Wochen „ein wenig besser“ geworden sei im Viertel - so ganz zufrieden sei er mit dem bisherigen Einsatz der Behörden nicht, sagt Matthias Bluhm. Bei Beschwerden sei die Reaktionszeit sei häufig zu lang. „Ich würde mir bei der Stadt auch mehr Kreativität zur Lösung von Problemen wünschen“, so der Sozialdemokrat.

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