Herne. Schulsozialarbeiter erhalten in Herne oft nur einen Zeitvertrag. Das muss ein Ende haben, so die Politik. Sie verabschiedete eine Resolution.

Die Schulsozialarbeit in Herne steht weiterhin auf wackeligen Füßen. Oft gibt es nur Zeitverträge, langfristige Planungen sind dadurch nicht möglich. Die Politik appelliert deshalb an Bund und Land, die Schulsozialarbeit langfristig zu sichern. Es ist nicht der erste Vorstoß.

Vor einem Jahr hatte der Rat zuletzt einstimmig eine Resolution zur Sicherung der Schulsozialarbeit verabschiedet. Auch in den Jahren davor gab es ähnliche Initiativen. Getan hat sich zuletzt wenig bis gar nichts. Auch in diesem Jahr laufen wieder über ein Dutzend Verträge aus.

Herner SPD-Fraktionschef Schulsozialarbeit ist in Herne unverzichtbar

„So geht es es nicht weiter“: SPD-Fraktionschef Udo Sobieski.
„So geht es es nicht weiter“: SPD-Fraktionschef Udo Sobieski. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski


„So geht es nicht weiter“, sagt SPD-Fraktionschef Udo Sobieski zur WAZ. Er hatte vor der letzten Ratssitzung vergangene Woche mit CDU-Fraktionschefin Bettina Szelag eine weitere Resolution auf der Weg gebracht, die der Rat dann einstimmig verabschiedete. Darin fordert die Herner Politik auch in diesem Jahr Bund und Land auf, die Schulsozialarbeit langfristig zu bezahlen. Sie sei in Herne unverzichtbar, so Sobieski, und brauche nun endlich eine „gesicherte Basis“.

Zuletzt waren laut rot-schwarzer Ratskoalition 55 Fachkräfte mit einem Gesamtstellenanteil von 47,3 an 39 von 40 Schulen tätig. Davon arbeiteten 33 Schulsozialarbeiter als Landesbedienstete, 19 werden über das Landesprogramm „Soziale Arbeit an Schulen“ im Zeitraum 2015 bis 2020 finanziert und arbeiten bei zwei freien Trägern. Drei Fachkräfte seien bei der Stadt Herne angestellt.

Fachkräfte bilden Schlüssel- und Brückenfunktion zwischen Schule und Jugendhilfe

Die Schulsozialarbeit in Herne müsse nicht nur gesichert, sondern sogar ausgebaut werden, heißt es in der nun verabschiedeten Resolution. Schulsozialarbeit begleite, unterstütze und fördere Schüler auf ihrem Lebens- und Bildungsweg. Dabei gingen die Fachkräfte auch auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen aus finanziell benachteiligten Familien ein und förderten so die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Kurz: „Sie nehmen eine Schlüssel- und Brückenfunktion zwischen den Systemen Schule und Jugendhilfe ein.“

Insbesondere vor dem Hintergrund eines weiteren Ausbaus des Offenen Ganztages verbringen viele Schüler zunehmend mehr Zeit in der Schule. Diese werde dadurch mehr und mehr zu einem zentralen Lebensmittelpunkt für Kinder und Jugendliche. Für SPD und CDU ist es daher „von herausragender Bedeutung“, dass Lehrer und Schulsozialarbeiter als „multiprofessionelle Teams“ agieren. Ohne eine Sicherstellung der Finanzierung sei dies aber nicht möglich, so die Koalitionspartner im Rat. Dafür müssten Bund und Land sorgen.

Befristungen sorgen für Fluktuation an den Schulen

Birgit Klemczak, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, spricht gegenüber der WAZ von einem „echten, echten Trauerspiel“. Immer wieder müsse man Bund und Land hinterherlaufen, um Gelder zu bekommen. Nun habe Herne die fünfte Resolution beschlossen – „ein trauriges Jubiläum“.

CDU-Fraktionschefin Bettina Szelag rief im Rat die „Freunde in Düsseldorf“ auf, die Schulsozialarbeit zu sichern. „Wer einen langfristigen Vertrag bekommt, kommt gerne zu uns“, sagte sie. Der Umkehrschluss ist hinlänglich bekannt: Viele Schulsozialarbeiter wechseln, sobald sie eine feste Stelle haben, und sind wieder weg von ihrer Schule. Andere bewerben sich erst gar nicht – sondern nur auf feste Stellen. So kommt es zu Fluktuationen an den Schulen, und auch die Nachbesetzung befristeter Stellen ist zunehmend schwierig.

Bei den Grünen hat sich offenbar schon Resignation breitgemacht. Natürlich werde seine Fraktion der Resolution zustimmen, stellte Fraktionschef Thomas Reinke klar – genauso wie „den nächsten fünf Resolutionen in den nächsten fünf Jahren“.