Herne. Der Herner Südpool war das erste Freibad, das nach der Coronaschließung am Mittwoch wieder öffnete. Warum die schwache Resonanz Glück war.
Denkt man an Freibäder, kommen einem Wasserbecken und Sonnenschein in den Sinn. Von der Sonne ist aber am Mittwoch nichts zu sehen – und das am ersten Öffnungstag des Südpool-Schwimmbads nach der Corona-Schließung im März. Bäderchef Lothar Przybyl ärgert sich darüber aber nicht: „Um genau zu sein, haben wir damit sogar ein Riesenglück, denn so kann erst mal im Schwachbetrieb getestet werden, ob unser Schutzkonzept einwandfrei funktioniert.“
Was offenbar nicht perfekt funktionierte, war die Informationsweitergabe an die Öffentlichkeit vor der Wiedereröffnung: „Wir hatten heute schon um sieben Uhr früh Anrufe von Frühschwimmern, die vor dem verschlossenen Südpool standen. Sie hatten wohl nicht mitbekommen, dass wir erst um 12 Uhr öffnen“, bedauert Przybyl.
Frühschwimmer ärgern sich über die Öffnungszeiten
Praktisch alle Schwimmer, die zur Wieder-Öffnung ins Wasser stiegen, schwimmen sonst früh morgens, so wie Ulrich Kraczyk: „Über die Öffnungszeiten bin ich einfach schockiert“, sagt er. Er schwimme sonst morgens seine 1500 Meter im Südpool und sei daran gewöhnt. Er hoffe, dass er das bald wieder dürfe. „Auf die Umstände, die ich durch Corona im Schwimmbad hinnehmen muss, habe ich mich eingestellt, die waren ja der Presse zu entnehmen“, so Kraczyk weiter. Auch Ines Stahl ist eigentlich eine Frühschwimmerin: „Ich gehe sonst um halb sieben morgens schwimmen. Dass ich jetzt mittags zum Schwimmen muss, stört mich schon.“ Aber alles in allem sei sie froh, dass sie überhaupt wieder schwimmen dürfe. „Und alles ist wirklich sehr gut organisiert, ich habe am Eingang höchstens fünf Minuten warten müssen.“
Badbetrieb läuft störungsfrei
Die getroffenen Maßnahmen funktionierten am ersten Tag einwandfrei, egal ob Registrierung der Gäste oder Einhalten des Abstands, sagt der Bäderchef Przybyl. Das bestätigt auch Südpool-Mitarbeiterin Birgit Steiner, die am Mittwoch an der Kasse sitzt: „Klar, es ist schon viel Aufwand, aber die Gäste sind alle freundlich und haben Verständnis.“ Um sicherzustellen, dass alles so gut funktioniere, beschäftigt Przybyl zur Zeit die doppelte Anzahl an Mitarbeitern wie üblich im Bad – statt sechs seien es zwölf Personen, nicht eingerechnet die drei Sicherheitsleute, die das Personal unterstützten, zählt er auf. „So viel Sicherheitspersonal haben wir sonst nur, wenn das Bad mit 1500 Gästen voll ausgelastet ist, wir lassen aber zur Zeit nicht mehr als 200 Gäste ins Bad“, so der Bäderchef weiter. Diese niedrige Maximalzahl ist für Stammgast Wilhelm Schütrumpf ein Vorteil: „Ich freue mich, dass das Becken so schön leer ist.“
Sicherheitspersonal unterstützt Südpool-Mitarbeiter
Die Security habe jetzt in der Coronazeit die Anweisung, die Bad-Mitarbeiter zu unterstützen. „Ich achte auf die Schwimmer im Becken, kann daher nicht gleichzeitig die Wege zum Becken im Auge behalten, ob dort zum Beispiel der Abstand zwischen den Gästen eingehalten wird. Dafür sind die Sicherheitsleute da“, erklärt Rettungsschwimmer Stefan Kuhn. In der ersten Stunde nach der Öffnung, mittlerweile sind trotz des wolkigen Wetters 33 Gäste im Freibad, habe er eher Fragen der Gäste beantwortet, als dass er Leute „verwarnt“ habe, erzählt Kuhn. „Die Gäste müssen sich auch erst mal in die neuen Regeln einfinden, meint er.
Auch interessant
Ärgerlich sei für Przybyl, dass die Vorgaben des Landes immer so kurzfristig herauskämen, so sei die aktuelle Verordnung am Samstag veröffentlicht worden und gelte seit Mittwoch. „Es ist kaum möglich, die Öffentlichkeit in so einer kurzen Zeitspanne adäquat zu informieren.“ Außerdem ärgerlich: Die fehlende Konsequenz in den Verordnungen. „Wir sind davon ausgegangen, dass wir Duschen und Sammelumkleiden nicht öffnen dürfen – dürfen wir nun aber, obwohl die Fitnessstudios das nicht dürfen“, so Przybyl. Außerdem müsse er das Kinderplanschbecken abgeriegelt halten. Der daneben liegende Kinderspielplatz sei aber wieder geöffnet. „Versteh das mal einer“, ärgert sich der Südpool-Chef.