Herne. Auch Beschäftigte aus Herne haben sich im Bochumer Schlachthof infiziert. Warum OB Dudda Entwarnung gibt und welche Fragen noch offen sind.
Die Masseninfektionen von Beschäftigten in Schlachthöfen betreffen auch Herne. Im Schlachthof Bochum sind bis Dienstagabend 27 Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet worden - darunter offenbar zahlreiche Herner. Oberbürgermeister Frank Dudda gibt jedoch Entwarnung: Er sieht derzeit nicht die Gefahr, dass dies zu einer Ausbreitung der Krankheit in Herne führen könnte.
OB Dudda: Das Problem ist überschaubar
Das sagte er am Dienstag im Hauptausschuss. Solche Zahlen seien nicht problematisch, so lange die Stadt die Infektionskette verfolgen könne. Und das sei hier zurzeit der Fall. „Das Problem ist überschaubar. Wir sind guten Mutes, das wir das im Griff behalten.“
Um wie viele in Herne lebende Beschäftigte es sich konkret handelt, welchen persönlichen Hintergrund sie haben, wann sie positiv getestet worden sind - diese und weitere bereits am Dienstagmorgen von der WAZ übermittelten Fragen konnte die Verwaltung bis zum Abend nicht beantworten und vertröstete stattdessen auf Mittwoch.
Positive Tests bereits im April
Bekannt ist: Bereits Ende April sind im Bochumer Schlachthof die ersten Beschäftigten positiv getestet worden. Der Betreiber Willms Fleisch GmbH gab an, daraufhin Tests in Eigenverantwortung durchgeführt zu haben. Auch die Stadt Bochum hat inzwischen Abstriche in dem rund 360 Mitarbeiter zählenden Betrieb vornehmen lassen.
Stand am Dienstagabend laut Bochumer Verwaltung: 27 positive und 243 negative Befunde; weitere Testergebnisse stünden noch aus. Und: Vier der 27 positiv Getesteten kämen aus Bochum. Das Land habe inzwischen angeordnet, dass in vier Tagen in diesem und in allen anderen NRW-Schlachthöfen alle Mitarbeiter erneut auf Covid-19 getestet werden müssen, so ein Bochumer Stadtsprecher zur WAZ.
WDR berichtet von zehn infizierten Hernern
Der WDR berichtete am Montagabend in der Lokalzeit Ruhr, dass unter den im Bochumer Schlachthof mit Covid-19 Infizierten zehn Herner seien. Bestätigt oder dementiert worden ist das von den Behörden bisher nicht. Dass es Infektionen gibt, hatte die Stadt Herne bereits am Montagnachmittag auf Anfrage der WAZ berichtet. Die auffällige Erhöhung der Corona-Zahlen am 29. April in Herne - elf neue Fälle - seien auf Infektionen „in einer Großfamilie“ und von „Mitarbeitenden in einem fleischverarbeitenden Betriebs außerhalb Hernes“ zurückzuführen, so die Verwaltung. Die Wohnsitze der Infizierten verteilten sich auf ganz Herne. Sie hätten Konktaktpersonen ermittelt und Quarantäne angeordnet - so wie es bei allen Corona-Fällen üblich sei, erklärte die Stadt.
Ebenfalls unbeantwortet blieben am Dienstag Fragen der WAZ zum Hochhausblock Emscherstraße in Wanne. In mehreren (überbelegten) Wohnungen lebten nach wie vor südosteuropäische Schlachthof-Beschäftigte, sagt der Grünen-Bezirksverordnete Wilfried Kohs, der seit Jahren gegen Missstände in der Siedlung kämpft. Bewohner hätten ihm berichtet, dass diese aber nicht im Schlachthof Bochum, sondern bei Westfleisch in Erkenschwick arbeiteten. Die Fluktuation in diesen Wohnungen sei sehr hoch.
Düstere Prognose für die Herner Finanzen
Zurück zur Sitzung des Herner Hauptausschusses: So optimistisch Frank Duddas Einschätzung über die Folgen von Infektionen der Herner Schlachthof-Beschäftigten ausfiel, so katastrophal war sein Ausblick auf die „heftigen“ finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise. Die Pandemie koste die Stadt bisher rund 50 bis 80 Millionen Euro. Und bei dieser Rechnung seien nicht mal alle Tochtergesellschaften berücksichtigt worden. Hinzu komme: „Die Krise ist nicht beendet - im Gegenteil.“ Eine finanzielle Lösung sei derzeit nicht in Sicht, so die düstere Prognose des Oberbürgermeisters.
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