Herne. Nun öffnen in Herne auch die ersten Moscheen. Dabei gibt es aber große Einschränkungen. Die treffen die Menschen gerade im Ramadan hart.

Neben den ersten Kirchen der evangelischen und katholischen Gemeinden öffnen nun nach dem Herunterfahren des öffentlichen Lebens in der Corona-Krise auch wieder die ersten Moscheen in Herne. Auch dort gibt es aber große Einschränkungen.

Die Islamische Gemeinschaft Herne 2 von der Hauptstraße in Wanne startet mit ihren Gebeten am kommenden Samstag, 9. Mai, sagt der Vorsitzende Ismail Bacanak. Dabei müssten umfangreiche Schutzmaßnahmen, die der Koordinationsrat der Muslime erarbeitet habe, umgesetzt werden. Dazu gehöre unter anderem eine Abstands- und Mundschutzpflicht in der Moschee, außerdem müsse jeder am Eingang seine Hände desinfizieren. Nicht zuletzt müsse nun jeder einen Gebetsteppich mitbringen. Und: Waschräume dürften nicht genutzt werden: „Waschungen müssen also zu Hause stattfinden“, erklärt Bacanak.

Moschee in Herne: Ein Besucher auf zehn Quadratmetern

Die Islamische Gemeinde Röhlinghausen bietet nun täglich am Abend übers Internet eine Koran-Lesung an. Dabei können sich die Zuschauer auch zu Wort melden.
Die Islamische Gemeinde Röhlinghausen bietet nun täglich am Abend übers Internet eine Koran-Lesung an. Dabei können sich die Zuschauer auch zu Wort melden. © Islamische Gemeinde

Der Aufwand sei enorm, vor allem auch die Organisation der Einhaltung der Abstandsregeln. Bacanak will in der Moschee auf einer Fläche von zehn Quadratmetern nur noch einen Besucher zulassen, deshalb könnten an jetzt nur noch drei täglichen Gottesdiensten der 500 Mitglieder großen Gemeinschaft nur noch jeweils zwölf Menschen teilnehmen. Sonst seien es bis zu 30. Wichtig sei auch: Die Besucher sollten nach den etwa 15 Minuten langen Gebeten sofort nach Hause. So sollen Menschengruppen vermieden werden.

Vor dem Start ist auch die Ditib-Gemeinde von der Mont-Cenis-Straße in Herne-Mitte. Auch dort ist der Vorsitzende Sefer Ucar gerade dabei, in der Moschee die Einhaltung der Regeln zu organisieren. Wenn alles glatt geht, will auch er am Wochenende starten – ebenfalls in kleinem Rahmen, ebenfalls mit nur drei statt der üblichen fünf Gottesdienste am Tag. Er hofft, dass Platz in der Moschee ist für rund 40 Leute auf rund 300 Quadratmetern. Ordner sollen dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden. Klar aber sei auch bei ihm: Freitagsgebete, zu denen sonst bis zu 300 Menschen kommen, könnten derzeit nicht stattfinden.

Ismail Bacanak von der Islamischen Gemeinschaft Herne 2 ist froh, dass die Moscheen zumindest stufenweise geöffnet werden: „Es gibt Licht am Ende des Tunnels.“ Die Zeit des Lockdowns sei „sehr hart“ für die Menschen in seiner Gemeinschaft, vor allem jetzt im Ramadan. Normalerweise träfen sich nun im Ramadan allabendlich bis zu 300 Menschen, es gebe ein langes Gebet, und in einem eigens aufgebauten Festzelt treffe man sich, koche gemeinsam und esse. Nun könne der Ramadan ausschließlich im ganz kleinen Rahmen zu Hause gefeiert werden. „Moralisch ist das für Muslime ein Tiefpunkt“, sagt Bacanak. Immerhin: Die Mitglieder seien sehr geduldig, hielten sich an die Auflagen.

Tägliche Koran-Lesung im Internet

Ratgeber für die Öffnung der Moscheen

Der Koordinationsrat der Muslime hat einen Ratgeber „Die stufenweise Öffnung der Moscheen“ herausgegeben. Dort wird in mehreren Sprachen erklärt, welche Regeln in der Corona-Krise in den Moscheen eingehalten werden müssen.

Themen sind unter anderem Durchlüften der Gebetsräume, Begrenzung der Besucherzahlen, Altersbeschränkung und Hygienemittel.

Den Ratgeber gibt’s online unter https://www.islamrat.net/corona.

Noch nicht an der Start geht die Islamische Gemeinde Röhlinghausen. Sie will noch abwarten. An den Gebeten, die tagsüber stattfinden, nähmen üblicherweise diejenigen teil, die nicht arbeiteten, also auch ältere und kranke Menschen. „Das ist aber gerade die gefährdete Gruppe, die wollen wir nicht einladen“, begründet Tuncay Nazik vom Vorstand der Gemeinde. Die Einschränkungen seien nun – auch mit Blick auf den Ramadan – unerträglich, sagt er. Aber: „Da müssen wir jetzt durch.“

Als Ersatz bietet auch die Islamische Gemeinde Röhlinghausen im Ramadan täglich am Abend eine Koran-Lesung in der Moschee an, die nur über das Portal Zoom im Internet verfolgt werden könne. „Der Imam liest ein Kapitel aus dem Koran und erklärt die Bedeutung“, erklärt Nazik. Die etwa 50 Teilnehmer pro Tag könnten sich dabei zu Wort melden und einbringen.